„China löst USA als Kinoland Nr. 1 ab", „USA entthront", „China stellt neuen Weltrekord auf". So und ähnlich klangen die Überschriften aus US-amerikanischen, chinesischen und auch deutschen Medien Anfang der Woche und lösten beim einen oder anderen Filmmarktbeobachter ein kurzes Herzflattern aus. Sollte es etwa jetzt schon so weit sein? Dabei war doch die Platzierung als größter Kinomarkt der Welt erst für in zwei Jahren prognostiziert. Aber auch diese Zahl war eine Korrektur der Erwartungen in Richtung „noch schneller" gewesen.

Wer dann die Artikel hinter den Schlagzeilen las, durfte sich dann schnell wieder entspannen, denn eine Schwalbe macht noch keinen Sommer: In der vergangenen Kalenderwoche wurden an den chinesischen Kinokassen 548 Millionen Dollar umgesetzt. Ja, das ist ein Rekord und ja, das sind 20 Millionen Dollar mehr als in der vorherigen Rekordwoche. Diese hatte es gerade noch im Dezember gegeben, als der letzte „Star Wars" Streifen in den USA die Massen ins Kino lockte.

Um nun China gleich zum Kinomarkt Nummer 1 zu küren ist es nach einer Rekordwoche dann doch wieder etwas früh. Nicht, dass man das Gewicht der Nachricht jedoch unterschätzen sollte. Und: Vor allem einheimische Produktionen waren für diesen großen Erfolg verantwortlich. Ganz vorne mit dabei: „The Mermaid" von Stephen Chow. Eine auf den ersten Blick etwas verquere chinesische Version von Hans-Christian Andersens „Die Kleine Meerjungfrau". Eine Komödie mit ausgesprochen albernen Meerjungfrauen und – männern, gar nicht mal so schlechten Effekten, und sagenhaften 260 Millionen Dollar Einnahmen allein in der ersten Woche.

Dicht darauf folgten „ From Vegas to Macao" – mal eben zählen – 3, und „The Monkey King 2", weil die Geschichte von der Reise in den Westen eben nie so richtig auserzählt ist und wenn sie sich gut verkauft schon gar nicht.

Achja, und Chinas Adoptivkind darf man natürlich auch nicht vergessen: Die beste US-Produktion „Kung Fu Panda 3" fährt natürlich auch noch ordentlich RMB ein, auch wenn er schon in seiner dritten China-Kino-Woche ist.

Das plötzliche Kinofieber der Chinesen kommt natürlich überhaupt nicht plötzlich und wurde außerdem begünstigt durch das chinesische Neujahrsfest kombiniert mit Valentinstag. Insgesamt handelt es sich also um die Woche fürs chinesische Kino. Trotzdem wäre es nach dem neuen Rekord nicht überraschend, wenn aus dem kurzfristigen führenden Kinomarkt auch ein langfristiger würde.