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Sehnsucht nach einem weißen Planeten?

Von Corrie Dosh  ·   2016-05-13  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Gedicht;Kultur;Essen;Köchen
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Ein umstrittenes Gedicht von Calvin Trillin ruft Kritik hervor 

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel lernt auf ihrer Chinareise im Jahr 2014, wie man Kung Pao Chicken, ein typisches Gericht aus der Provinz Sichuan, zubereitet. (XINHUA) 

In rhythmischem Singsang befasst sich ein amerikanischer Dichter mit der anscheinend endlosen Variationsbreite chinesischer Regionalküchen und der Schwierigkeit, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Sein unappetitliches Werk hat wegen angeblichen Rassismus und Vorurteilen eine Kontroverse ausgelöst. 

Der Autor, der 80-jährige Calvin Trillin, befasst sich mit einer Reihe von Provinzen und beklagt sich dabei, dass in der Vergangenheit alles einfacher war. Sein Gedicht mit dem Titel „Sind ihnen denn immer noch nicht die Provinzen ausgegangen?" wurde am 4. April im New Yorker veröffentlicht. Das Magazin ist für seinen intellektuell anspruchsvollen Blick auf die lokale Kultur bekannt und sorgt mit seinen Gedichten und Karikaturen oft für Verwirrung. 

Es folgen die ersten sechs Zeilen des Gedichts: 

Sind ihnen denn immer noch nicht die Provinzen ausgegangen? 

Falls nicht, haben wir Grund zur Sorge. 

Früher gab es nur Kantonesen 

 (Früher waren wir leicht zufriedenzustellen) 

Aber dann fand das Essen aus Szechuan den Weg auf unsere Tische 

Und Kantonesisch war total out. 

Das Gedicht verärgerte viele Leser, aber auch einige Autoren äußerten sich kritisch. Die Schriftstellerin Celeste Ng schlug vor, es umzubenennen in „Warum gibt es so viele verschiedene Chinesen?" Sie twitterte in vernichtendem Ton: „Das Versmaß ist schrecklich. Wenn man Knittelverse schreibt, sollten sie wenigstens einen einheitlichen Rhythmus haben." 

Ähnlich kritisch äußerte sich Koch und Autor Eddie Huang und twitterte: „Bald wird es auf der Welt keine Provinzen mehr für Weiße geben, auf die sie starren, die sie konsumieren und wegwerfen können." 

Ein Meisterkoch bereitet in Shanghai Teigtaschen zu. (Archiv, XINHUA) 

Szechuan  ist eine alte Schreibweise für Sichuan, eine Provinz in Südwestchina, Kanton ist heute meist unter dem Namen Guangdong bekannt und eine Provinz in Südchina. 

Der Kolumnist Rich Smith veröffentlichte in der Zeitschrift The Stranger aus Seattle eine Antwort unter dem Titel „Calvin Trillins Sehnsucht nach einem weißen Planeten." 

"Diese Sehnsucht nach der Zeit des Chow Mein – ich bin sicher, dass ist das Essen, das der Autor kennt, ein verwestlichtes Gericht – ist die Sehnsucht nach einer Zeit, als der Planet vor allem weiß war. Eine Zeit, als Weiße die Macht bequem in den Händen hielten, als sie Essen für uns zubereiteten, als ihre einzige Angst darin bestand, eine andere Küche zu erobern. Es waren Tage, an denen wir uns noch keine Dinge fragen mussten wie: Beruht dieses Gedicht auf einem ungeprüften rassistischen Ressentiment?" 

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