14-08-2008 Beijing Rundschau
Sportler chinesischer Herkunft in ausländischen Teams
von Zeng Wenhui

„Eine Welt - Ein Traum", sogar das olympische Motto der Beijinger Spiele verweist darauf, dass Grenzen keine Gültigkeit mehr haben sollten. Auch wenn das fleißige Fahnenschwenken der letzten Tage diesen wichtigen Grundsatz der olympischen Bewegung vergessen zu machen scheint, gilt noch immer Paragraph 6 der Olympia-Charta: „Die Olympischen Spiele sind Wettbewerbe in Einzel- oder Mannschaftsdisziplinen zwischen Athleten und nicht zwischen Ländern." Ein Fahnenverbot in Olympiastädten wäre also die Konsequenz aus dieser vernünftigen Regelung, auch wenn dies den Wettkampfstätten etwas von ihrer fröhlichen Buntheit nähme. Patrioten aller Länder aber mögen beruhigt sein: das International Olympic Committee (IOC) wäre kein durch moderne Managementmethoden flexibel geführtes Unternehmen, wenn seine Charta nicht auch den gesellschaftlichen Realitäten Rechnung tragen würde. Regel 42 schreibt vor: „Jeder Teilnehmer an den Olympischen Spielen muss die Staatsangehörigkeit desjenigen Landes tragen, dessen Nationales Olympisches Komitee ihn zur Teilnahme angemeldet hat."

Zwar kennt die Charta Ausnahmeregelungen für Inhaber doppelter Staatsbürgerschaften, aber ohne wenigstens eine Staatsbürgerschaft kann kein Sportler an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Die chinesische Gesetzeslage ist klar: wer eine andere Staatsbürgerschaft annimmt, verliert die des Landes seiner Herkunft. Ein Prinzip, das bis vor wenigen Jahren auch in Deutschland gültig war. Wer unter „fremder Flagge" antritt, kann also eigentlich nicht mit einem Chinesen verwechselt werden. Aber die Öffentlichkeit tut sich damit schwer. So kommt es immer wieder zu Diskussionen über die moralische Einordnung des „Seitenwechsels".

Dass diese anschwellende Debatte reichlich unzeitgemäß ist, wird schon dadurch klar, dass Migration nicht nur eine lange Tradition hat, sondern gerade auch in einer zunehmend globalisierten Welt ein immer alltäglicheres Phänomen ist. China, Deutschland und Italien als klassische Auswanderungsländer wissen das genauso gut, wie Australien und die Vereinigten Staaten, die es ohne Migration als Staatsgebilde gar nicht geben würde.

Gerade im Sport ist es fast zur Regel geworden, als Aktiver oder Trainer für mehr oder weniger kurze Zeit oder auch für immer außerhalb des Landes seiner Geburt zu leben und zu arbeiten. Kein aufgeklärter Zeitgenossen nimmt daran Anstoß, sondern begrüßt dies vielmehr als ein hoffnungsvolles Zeichen der Völkerverständigung.

Zwei prominente Sportjournalisten haben das Thema aufgegriffen und in dieser heißdiskutierten Frage Stellung bezogen.

Han Qiaosheng ( Fernsehmoderator für Sportprogramme beim CCTV) : Verblüfft war ich ehrlich gesagt schon, als ich beim „Einzug der Nationen" viele Gesichter von Chinesen entdeckt habe. Auch im belgischen Olympia-Team gibt es chinesische Tischtennisspieler. Sogar der Fahnenträger von Singapur stammt aus China. Angesichts zahlreicher chinesischer Sportler im Ausland nicht nur im Nationalsport Tischtennis, sondern auch im Wasserspringen, Turnen und Badminton, wird neben Englisch langsam Chinesisch zur beherrschenden Sprache und nicht Französisch, Deutsch oder Italienisch. Das ist ein Beweis für Chinas Stärke und belegt eindrücklich die Tatsache, dass Sport keine Grenzen kennt. Für den Sport ist internationaler Austausch unverzichtbar. Mannschaften aller Länder können Ausländer in ihre Reihen aufnehmen. Die große olympische Familie kennt keine Staatsgrenzen.

Jin Shan (Chef des Forschungszentrums für Sportkultur der Beijinger Akademie für Sozialwissenschaften und Kolumnist bei verschiedenen Sportzeitung): Es gibt eine Besonderheit bei den Olympischen Spielen in Beijing, denn Chinesen in ausländischen Teams spielen diesmal eine wichtige Rolle. Lang Ping steht dabei im Mittelpunkt des Interesses. Sie ist Trainerin des Frauenvolleyball-Teams der Vereinigten Staaten. Auch Luan Jüjie, die Goldmedaillengewinnerin im Fechten bei den Olympischen Spielen 1984, nimmt am Wettbewerb teil, als Mitglied des kanadischen Teams. Sie ist schon über 50 Jahre alt, aber immer noch olympisch aktiv. Man sollte nicht so sehr über ihren Wunsch nach einer Medaille, als vielmehr vom Triumph des Olympischen Geistes sprechen. Dabei sein ist alles! Das ist doch eine wunderbare Sache!

 
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