14-08-2008 Beijing Rundschau
Scharfe Klingen
von Matthias Mersch

„Scharfe Klingen, gute Nerven", so titelte die FAZ über das „Doppelgold" beim Fechten. „... innerhalb von nur zwanzig Minuten haben sich Britta Heidemann und Benjamin Kleibrink am Mittwochabend in Peking zwei Goldmedaillen erkämpft." Kleibrink sei „mal aggressiv wie ein Pitbull, mal geduldig wie ein Angler, immer konzentriert wie ein Schah-Großmeister und noch dazu schnell wie eine Viper - mit der harmonischen Vereinigung solch gegensätzlicher Eigenschaften setzte sich der 1,74 Meter große Kleibrink am Mittwochabend in Peking durch."

Spiegel-Online spricht von einem „Deutschen Heimsieg in Peking" und erinnert an Heidemanns Teamkollegin Imke Duplitzer, die am Vortag im Gefecht mit der Ungarin Ildiko Mincza-Nebald ausgeschieden war. Anders als die Chinesisch sprechende Heidemann war Duplitzer in der Öffentlichkeit mit Kritik an der Vergabe der Olympischen Spiele an China hervorgetreten.

Die Online-Ausgabe der Neuen Zürcher Zeitung würdigt den Gewinner der ersten Schweizer Goldmedaille: „Cancellara vergoldet seinen Masterplan. Berner Radprofi ist Olympiasieger - Karin Thürig gewinnt Bronze." Nach dem Gewinn der Bronzemedaille im Straßenrennen vom Samstag nun also auch Gold für Fabian Cancellara. Welt-Online hat sich hingegen in Federica Pellegrini verliebt: „Peking 2008 - Goldnixe Pellegrini ist ein Biest. Der italienische Star gewann die erste Schwimm-Goldmedaille in der Geschichte seines Landes, stellt einen Weltrekord nach dem anderen auf und sieht umwerfend aus. Doch das ist nicht alles, was Federica Pellegrini zu bieten hat: Ihr Privatleben ist mindestens genauso aufregend wie ein Wettkampf von ihr." Der taz hat es eher die deutsche Badminton-Spielerin Xu Huaiwen angetan. Die Europameisterin scheiterte im Viertelfinale an der Weltranglistenersten Xie Xingfang aus China: „19:21, 20:22. Viel knapper geht es kaum." Nach Olympia wolle sie erst einmal Urlaub machen und ihre Eltern in Chengdu besuchen. „Für die deutsche Mannschaft war sie bis dato schon so etwas wie eine Reiseführerin. Vor allem die Angst vor dem chinesischen Essen konnte sie ihren Teamkameraden nehmen."

Die Furcht vor Doping allerdings grassiert nach wie vor: Zeit-Online bringt ein Interview mit dem deutschen Ex-Gewichtheber Marc Huster. Er wehrt sich gegen einen Generalverdacht in Sachen Doping: „Ich will nicht behaupten, dass die Chinesen die Dopingkontrollen systematisch umgehen. Nicht jeder, der Top-Leistungen zeigt, ist gedopt. In China, einem Land mit einer Million Gewichtheber, ist die Leistungsdichte einfach viel größer als in Europa. Da kann es immer Ausnahmetalente geben. Man darf nicht alle über einen Kamm scheren."

Außenstehende neigten dazu, undifferenziert zu sein. „Ich kenne das ja auch von mir selbst. Ich frage mich, wie kann man drei Wochen lang so schnell durch Frankreich strampeln wie die Fahrer von der Tour de France? Wie kann man so viele Weltrekorde erschwimmen wie Michael Phelps? Aber man muss bedenken: Die machen ihr Leben lang nichts anderes. Ich habe als Sportler am eigenen Leib erfahren müssen, wie unschön der pauschale Argwohn ist. Deswegen gilt für mich: Solange man einem Sportler nichts nachweisen kann, ist er unschuldig."

Profil.at - Das Online-Magazin Österreichs beschäftigt sich in einem ausführlichen Artikel mit der Dopingfrage: „Peking sitzt in der Zwickmühle: Gibt es keinen Dopingfall, hat man sich eben nicht erwischen lassen. Gibt es einen, hat es ohnehin schon jeder vorher gewusst. Der chinesische Ausweg führt auch in dieser Frage über den Superlativ: Im Olympiadorf steht die größte Dopingteststation in der Geschichte der Spiele. Das zentrale Labor könne jede der knapp 200 international verbotenen Substanzen nachweisen, erklärte der Vizechef der chinesischen Antidopingbehörde, Wu Moutian: „Und jeder positive Fall wird veröffentlicht." Insgesamt sollen im Verlauf der Spiele 4500 Tests durchgeführt werden, mehr als je zuvor. Schon im Vorfeld wurde Sauberkeit demonstriert: Allein im Jahr 2007 hat China nach Angaben von Du Jijin, dem Vorsitzenden der nationalen Antidopingagentur, 10.238 Kontrollen durchgeführt, 74 Prozent davon unangemeldete Trainingskontrollen. Überführt wurden nur acht Athleten, also 0,4 Prozent der getesteten Sportler. Die Dopingsünder (unter ihnen der Top-Schwimmer Ouyang Kunpeng und der Ringer Luo Meng) wurden nach den im April verschärften Regeln mit einer lebenslangen Sperre belegt."

In einem Interview mit der Printausgabe der Zeit berauscht sich der Vorstandsvorsitzende von Adidas, Herbert Hainer, nicht an verbotenen Mitteln, sondern an den Zuwachsraten seines Unternehmens: „Wir haben hier jetzt 5000 Geschäfte, in zwei Jahren werden es über 7000 sein. Schon 2010 werden wir über eine Milliarde Euro Umsatz in China machen und das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange." In einem Interview mit dem „Spiegel" hatte sich Hainer im Mai als unpolitisch geoutet. Das hält ihn jetzt aber nicht davon ab, Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Abwesenheit bei der Eröffnungsfeier der Spiele in Beijing zu kritisieren: „Die Olympischen Spiele sind ein Ort der Völkerverständigung. Durch Abwesenheit kann man hier nichts Positives beitragen."

 
Kurze Nachrichten


Wirtschaft
Top-Services
Hotel
Routenplaner
Wechselkurs
Rent a car
City Apartments Vermietung
Reise durch China
Schreiben Sie an uns
Aboservice
Wetter
Über Beijing Review | Über Beijing Rundschau | Rss Feeds | Kontakt | Aboservice | Zu Favoriten hinzufügen
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24,
100037 Beijing, Volksrepublik China