In den ersten zehn Monaten des Jahres gaben ausländische Investoren insgesamt 79 Milliarden US-Dollar für Chinas Staatsanleihen aus. Nach aktuellen Daten von Morgan Stanley sollen es Ende des Jahres 100 Milliarden US-Dollar werden. Damit würde der im Ausland gehaltene Bestand chinesischer Staatsanleihen auf Rang zwei in der Welt ansteigen, hinter brasilianischen Staatsanleihen, die ein Volumen von 115 Milliarden US-Dollar erreichen werden.

Von den gesamten Auslandsbeständen an chinesischen Staatsschulden werden 76 Prozent von ausländischen Zentralbanken und Staatsfonds gehalten, schätzt Morgan Stanley. „Für diesen Trend gibt es eine Reihe von Faktoren, aber vor allem ist dies ein Vertrauensvotum ausländischer Investoren in die chinesische Wirtschaft“, sagte Li Daxiao, Chefökonom bei Yingda Securities in Shenzhen.

Das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat sich in den letzten Monaten verlangsamt. Bei einigen ausländischen Anlegern hat dies Besorgnis ausgelöst, obwohl die chinesischen Behörden versichern, das Wachstum werde in einem „vernünftigen Bereich“ bleiben.

Chinas Wirtschaft wuchs im dritten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent, das niedrigste Tempo seit dem ersten Quartal 2009. Der Kauf chinesischer Staatsanleihen in diesem Jahr folgte auch den Entscheidungen der beiden internationalen Ratingagenturen Standard & Poor's und Moody's im vergangenen Jahr, die Kreditwürdigkeit Chinas herabzusetzen.

Trotz einiger pessimistischer Ansichten über die chinesische Wirtschaft betrachten ausländische Investoren chinesische Staatsanleihen angesichts steigender Kreditkosten in wichtigen Volkswirtschaften als sichere Anlage.

Ein langsameres Wirtschaftswachstum, ein Bärenmarkt und geldpolitische Lockerungsmaßnahmen der Zentralbank haben laut dem Bericht die Nachfrage nach chinesischen Staatsanleihen angeheizt. Ein weiterer Faktor war der bessere Zugang zum chinesischen Rentenmarkt, der inzwischen der drittgrößte der Welt ist, hinter dem der USA und Japans.

Früher war der Markt von inländischen Akteuren dominiert, doch chinesische Beamte haben verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Zugang für ausländische Investoren zu erweitern. Eine der Maßnahmen war die Gründung einer verbundenen Anleihe zwischen dem chinesischen Festland und Hongkong im Jahr 2017.

Analysten zufolge ist dies nur der Anfang für ausländisches Interesse am chinesischen Rentenmarkt, da mit einer weiteren Öffnung des Marktes und weiteren Emissionen von Staatsanleihen zu rechnen ist, die mehr ausländisches Kapital anziehen werden.

„Chinesische Regierungsvertreter haben wiederholt erklärt, dass sie den inländischen Anleihenmarkt weiter öffnen werden. Dies entspricht Chinas Ziel, mehr ausländisches Kapital zu gewinnen, da sich die Direktinvestitionen verlangsamen“, sagte Dong Dengxin, Direktor des Financial Securities Institute der Wuhan University für Wissenschaft und Technologie.

Es gebe jedoch einige Risiken, sagte Dong, da ausländische Investoren ihre chinesischen Anleihen auch abstoßen könnten, wenn sie Anzeichen für Probleme erkennen. „Daher ist es sehr wichtig, dass wir weiterhin Reformen durchführen, um die Stabilität der Wirtschaft und der Finanzmärkte aufrechtzuerhalten“, mahnte Dong.