04-01-2010 Beijing Rundschau
Guter Vorsatz für 2010: Überwindung der krassen Einkommensunterschiede in China

 Acht Uhr abends in einer Mietwohnung in der Ziqiangxi Straße in Xi´an. Yang Qing, die den ganzen Tag hart gearbeitet hat, isst mit ihrem Mann Fan Gang zusammen Nudeln. Nach dem Abendessen sehen sich die beiden die beliebte Fernsehserie von Shanghai TV an: Wo Ju, auf Deutsch „Mein bescheidenes Haus".

Fan Gang sagt, dass er die Fernsehserie liebt, weil er darin seine eigene Geschichte reflektiert sieht. Er ist seit drei Jahren mit Yang Qing verheiratet. Sie arbeiteten damals im gleichen Privatunternehmen. „Unser Einkommen ist nicht hoch, insgesamt 4000 Yuan (ca. 407 EUR) monatlich, für die Miete müssen wir 600 Yuan (ca. 61 EUR) aufwenden, 800 Yuan (ca. 81,50 EUR) für den Lebensunterhaltung und die Kosten für die Kindererziehung, den Rest müssen wir für die Anzahlung meiner Wohnung zurücklegen", sagt die Frau.

 „Die Finanzkrise lässt den Umsatz der Unternehmen sinken. Die Gewinne sind kleiner geworden, auch unser Einkommen ist davon beeinflusst. Der Chef kann durch einen Auftrag mehrere Millionen verdienen, wir hingegen bewegen uns aufs Jahr gerechnet allenfalls im Zehntausenderbereich", sagt Yang Qing.

Wegen der internationalen Finanzkrise tritt das Problem der Einkommensunterschiede immer deutlicher zu Tage. Eine Änderung der Wirtschaftsstruktur zur Anregung der Binnennachfrage anstelle der Exportwirtschaft, erscheint immer dringlicher. Auf der Zentralen Planungskonferenz über Wirtschaftsfragen im Dezember wurde bekräftigt, die Einkommensverteilung unter der Bevölkerung zu regulieren sowie die Konsumfähigkeit der Bevölkerung und insbesondere die der einkommensschwachen Kreise zu erhöhen.

 Zhao Xiao, Professor an der Universität für Wissenschaft und Technik erklärt, dass die Konferenz ein Signal gesetzt hat, dass die chinesische Regierung bei der wirtschaftlichen Erholung die Reform der Einkommensverteilung beschleunigen will. 

Zu Beginn der Reform- und Öffnungspolitik wurde der wirtschaftliche Aufbau in den Mittelpunkt gestellt: einige Leute, so die Formel von Deng Xiaoping, sollten zuerst reich werden, dann sollte sich der Wohlstand über die gesamte Bevölkerung verteilen. In den letzten Jahren sind jedoch die Einkommensunterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen immer größer geworden. „Mehr Arbeit, weniger Lohn" und „die Große Kluft zwischen Reichen und Armen" sorgen für immer mehr Aufmerksamkeit.

Li Shi, Direktor des Forschungszentrums für Einkommensverteilung und Armut führte 1988, 1995, 2002 und 2007 jeweils landesweit große Umfragen über die Verteilung der Einkommen durch. Das Ergebnis: Der Unterschied zwischen den zehn Prozent der einkommensstärksten Gruppe der Bevölkerung und den zehn Prozent der  einkommensschwächsten Gruppe hat sich erheblich verschärft. Verfügten die einkommensstärksten Chinesen 1988 über 7,3 Mal so viel Einkommen wie die einkommensschwächsten, haben sie heute bereits 23 Mal so viel.

 Zuo Dapei vom Wirtschaftsforschungsinstitut der Akademie für Sozialwissenschaften erklärt, dass der Konsum nur durch eine Erhöhung der Kaufkraft der Bevölkerung gesteigert werden kann. Dazu bedarf es einer Reform der Einkommensverteilung, einer Erhöhung des Arbeitslohns und der Verkleinerung des Gefälles zwischen Stadt und Land. Außerdem müssen die Reformen im Bereich von Medizin, Altersversorgung, Bildung und Wohnraum vorangetrieben werden. Insgesamt braucht es einen Ausbau sozialer Sicherungssysteme, damit die frei werdenden Gelder in den Privathaushalten in den Konsum fließen können. Nur so kann der Bürger sorglos konsumieren.

 In Xi´an wird eine Wohnung mit einer Fläche von 60 Quadratmetern zum Preis von 300 000 Yuan (ca. 30 600 EUR) gehandelt. Für ein Ehepaar wie Fan Gang und Yang Qing reichen die Ersparnisse noch nicht einmal für die Anzahlung in Höhe von 20 Prozent des Kaufpreises aus: „Um bis Ende nächsten Jahres die Anzahlung zu schaffen, müssen wir sparsam leben", sagt Yang Qing.

1   2   >  

 
Kurze Nachrichten


Wirtschaft
Top-Services
Hotel
Routenplaner
Wechselkurs
Rent a car
City Apartments Vermietung
Reise durch China
Schreiben Sie an uns
Aboservice
Wetter
Über Beijing Review | Über Beijing Rundschau | Rss Feeds | Kontakt | Aboservice | Zu Favoriten hinzufügen
Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24,
100037 Beijing, Volksrepublik China