11-02-2010 Beijing Rundschau
„Die Alleinstellung sollten wir nutzen"
 

Oberbürgermeister Peter Kurz (Mannheim), Oberbürgermeister Xia Geng (Qingdao).
Foto: Stadt Mannheim

Sieben Tage lang besuchte der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz mit einer Delegation die chinesische Partnerstadt Zhenjiang sowie Qingdao. Zentrale Themen: Bildung, Energie und Kreativwirtschaft. Europe Unique, das Expertenteam für Chinaberatung, sprach mit Peter Kurz und hat das Interview freundlicherweise der Beijing Rundschau zur Verfügung gestellt.

Herr Oberbürgermeister, Sie waren mit einer Delegation in Ihrer Partnerstadt Zhenjiang sowie in Qingdao. Welchen Eindruck haben Sie von China mitgebracht, was hat Sie am meisten beeindruckt?

Peter Kurz: Ich war vor ein paar Jahren in Beijing und Shanghai gewesen und hatte bestimmte Bilder im Kopf. Jetzt besuchte ich sozusagen Städte der zweiten und dritten Kategorie und auch hier haben sich die damaligen Eindrücke bestätigt. Das hatte ich in dem Ausmaß nicht erwartet. Die wirtschaftliche Dynamik ist mit Händen zu greifen. Ich war beeindruckt.

 

Hatten Sie den Eindruck, dass uns China eines Tages durchaus überholen könnte?

Peter Kurz: Ja, aber auf der anderen Seite sind natürlich auch die Herausforderungen für das Land gewaltig. Genauso groß wie die Dynamik und das Potential ist, genauso groß sind aber auch die Herausforderungen.

 

Sie wollen künftig in den Bereichen Energiewirtschaft, Kreativwirtschaft und Bildung eng zusammenarbeiten. Wurde bereits über konkrete Projekte gesprochen?

Peter Kurz: Wir waren in unserer Partnerstadt Zhenjiang sowie in Qingdao, besuchten Universitäten, Entwicklungszentren und den „Creative 100 Industrial Park" in Qingdao. Das ist eine Einrichtung für Kreativwirtschaftler, die große Ähnlichkeit mit „Musikpark Mannheim" aufweist, unserem Existenzgründerzentrum für die Musikbranche. Wir gehen davon aus, dass sich unmittelbare Anknüpfungspunkte ergeben, weil wir hier ähnliche Einrichtungen haben.

 

Können Sie ein Beispiel der künftigen Zusammenarbeit nennen?

Peter Kurz: Wir haben in Zhenjiang einen Projektgedanken entwickelt, in dem Wohnungsbau und Energieversorgung im Zentrum stehen. Dieses Projekt wollen wir nun konkretisieren. Dabei werden sicher auch Unternehmen der Region einbezogen.

In welchem Zeitraum könnte das umgesetzt werden?

Peter Kurz: Da die Chinesen sehr schnell sind, würde ich mal sagen, könnte mit diesem Projekt schon in einem Jahr begonnen werden.

 

Herr Oberbürgermeister, können Sie dazu bereits nähere Angaben machen?

Peter Kurz: Wir erwarten im Sommer eine Delegation aus Zhenjiang, die sich hier vor Ort mit Vertretern der GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH treffen wird, um weitere Schritte für ein mögliches Projekt im Bereich energiesparendes Bauen und dezentraleEnergieversorgung zu besprechen. Die GBG wird als Ideengeber und Vermittler zwischen deutschen Unternehmen und den chinesischen Partnern fungieren.

 

Welche Kernthemen haben in Ihrer Partnerstadt Zhenjiang sowie in Qingdao oberste Priorität?  

Peter Kurz: Ja, Energie ist ein großes Thema und in Zhenjiang war das für uns sogar unmittelbar zu spüren. Wir waren ja im Januar da und wenn Sie sehen wie geheizt wird, merkt man, wie viel Entwicklung  noch erforderlich ist. Die Photovoltaik ist ein großes Thema, aber effiziente und naheliegende Maßnahmen werden nicht verfolgt, ich nenne als Beispiel einfach die Doppelglasscheibe. Sie könnte im ersten Schritt mehr Effekt bringen, als eine Photovoltaik- Anlage.

 

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist für China die soziale Absicherung im Alter, wie geht man mit der alternden Gesellschaft um. Was könnte Mannheim zu diesem Thema beitragen?

 Wir hatten vor kurzem eine Delegation zu Besuch, die sich auch Alteneinrichtungen angesehen hat, mit ganz konkreten Fragestellungen, wie geht die Familie damit um, wie wird das von staatlicher Seite organisiert usw. Ich kann mir vorstellen, dass wir hierzu durchaus unterstützend zur Seite stehen könnten.

 

Sie erwähnten ebenfalls das Thema Wissenschaftsaustausch ...

Peter Kurz: Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt. Vor allem durch den marktwirtschaftlichen Ansatz sind die amerikanischen Universitäten extrem präsent und betreiben ein massives Marketing. Das könnte für uns langfristig und strukturell ein großer Nachteil sein. Es ist festzustellen, dass sich die zukünftige chinesische Elite Richtung USA orientiert.

 

Das ist sicher auch eine Frage des Images. Chinesen legen Wert auf Marken und Image ... 

Peter Kurz: Ja, Image der Hochschulen ist sicher auch ein Thema. Aber Deutschland hat eine wirtschafts- und berufsnahe Ausbildung in den Universitäten und das ist eine Alleinstellung. Das sollten wir nutzen. Wir sind nicht präsent genug.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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