26-08-2009 Beijing Rundschau
Die Vergangenheit hinter sich lassen
von Wang Wenjie

Eine ehemalige Festungsinsel in der Taiwanstraße nimmt Kurs auf Frieden und wirtschaftlichen Erfolg

 

 

Die Sommer sind heiß in Xiamen, der wichtigsten Hafenstadt der südostchinesischen Provinz Fujian. Die Touristen schreckt das nicht ab, sie kommen aus aller Welt, um hier ihren Urlaub zu genießen. Xiamen liegt auf einer Insel, die erst seit 1956 mit dem Festland durch einen Damm verbunden ist. Um Xiamen liegen weitere kleine Inseln, darunter das Dadeng-Archipel, das heute zum Bezirk Xiang'an gehört und aus drei Inseln besteht: Dadeng, Xiaodeng und Jiaoyu. Die Inseln sind insgesamt 13,2 Quadratkilometer groß und werden von rund 20 000 Menschen bewohnt.

Als sich die Truppen der Kuomintang 1949 geschlagen vom Festland zurückziehen mussten, besetzten sie die Xiamen vorgelagerten Inseln, darunter Dadeng und die unmittelbar benachbarte Insel Kinmen, die nur rund zwei Kilometer von Xiamen entfernt liegt. Während Dadeng von der Volksrepublik erobert werden konnte, scheiterte die Volksbefreiungsarmee dreimal bei dem Versuch, auf Kinmen Fuß zu fassen: 1949, 1954 und 1958. Beim letzten Versuch wurden 400 000 Granaten auf die Insel abgefeuert, aber auch heute noch wird Kinmen vom 270 Kilometer entfernten Taiwan aus verwaltet. Bei den Kämpfen wurde auch Dadeng in Mitleidenschaft gezogen, ein jüngst eröffneter Gedenkpark erinnert an die kriegerische Vergangenheit der Insel. Es ist ein schönes Symbol, dass in der Nähe dieses Parks heute der einzige Markt in der Volksrepublik China stattfindet, auf dem taiwanesische und festländische Einzelhändler Seite an Seite ihre Waren anbieten. Denn natürlich waren die beiden Inseln schon seit alter Zeit durch Handelsbeziehungen miteinander verbunden. Der Konflikt an der Taiwanstraße hatte diese Beziehungen zerrissen.

Erst in den 1980er und 1990er Jahren lösten sich diese Spannungen allmählich. Fischerboote aus Taiwan legten häufig in Dadeng an. Spontan wurde der Handel wieder aufgenommen und allmählich ausgebaut.

Im Jahr 1998 wurde mit Genehmigung des chinesischen Staatsrats und der Zentralen Militärkommission der Dadeng Cross-Strait Petty Commodity Trading Market gegründet. Am Anfang nahm der Markt eine Fläche von 122 mu (umgerechnetwa 8 ha) ein, jetzt beträgt seine Gesamtfläche schon 85 ha.

Der Markt zielt darauf ab, den Kleinhandel beider Seiten zu regulieren, den Austausch zwischen der Taiwan-Straße zu verbessern, und den Unternehmern beider Seiten günstige Bedingungen für den Grenzhandel zu bieten. Er hat erheblich dazu beigetragen, dass Leute vom Festland und aus Taiwan kleine Geschäfte abwickeln können.

Für Waren aus Taiwan, die legal auf diesem Markt gehandelt werden dürfen, gibt es sechs Kategorien: Lebensmittel und Öl, einheimische Erzeugnisse, Textilien, Kunsthandwerk, Produkte der Leichtindustrie und Medikamente.

Seit dem 1. Mai 1999 hat sich der Markt rasant entwickelt und ist nun von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Gegend.

Yang Deping, Leiter des Generalbüros der Administrativen Kommission des Marktes, sagt, dass allein im Jahr 2008 das Gesamtvolumen des Marktes 386 Mio. Yuan und das Volumen der aus Taiwan importierten Waren 19,2 Mio. US-Dollar betragen habe. Yang sagt, dass man von Anbeginn an ein gutes Geschäftsklima schaffen wollte. 1999 etwa sah die Marktordnung vor, dass bei einem Tagesimport von Waren unter einem Gesamtwert von 1000 Yuan der Händler keinen Zoll entrichten musste. Im Jahr 2007 ist der Zollfreibetrag auf 3 000 Yuan angehoben worden. Dies habe nach Yangs Meinung den Handel stark angekurbelt.

Allerdings verlief der Handel nicht immer so glatt. In den späten 1990er Jahren hat der damalige „Präsident" der Taiwan-Behörde Lee Teng-hui in einem Interview mit der Deutsche Welle die Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße als „Beziehungen zwischen zwei souveränen Staaten" bezeichnet. Beijing protestierte umgehend heftig gegen diese Definition. Wieder einmal gab es Spannungen an der Taiwanstraße.

Die Zentralregierung untersagte Booten aus Taiwan die Landung auf Dadeng. Der Handel wich auf das offene Meer aus. Das war eine Zeit der Krise für den Markt von Dadeng. Damals waren nur noch 70 bis 80 von insgesamt 504 Geschäften geöffnet. Mit der Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße in den letzten Jahren hat sich der Markt wieder dynamisch entwickelt.

Heute gilt Dadeng als Vorreiter im Handel zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße, besonders nach der Verwirklichung der „drei Verbindungen" (direkte Post-, Transport- und Handelsverbindungen) zwischen dem Festland und Taiwan. Im Mai 2009 fand das erste Forum der Taiwan-Straße in Xiamen statt, das zugleich das Treffen beider Seiten mit den meisten Teilnehmern war. Einem kürzlich veröffentlichen Plan zufolge ist Dadeng als Veranstaltungsort für künftige Foren der Taiwan-Straße ausersehen, was die wichtige Rolle der Insel in den Beziehungen zwischen den beiden Seiten der Taiwan-Straße verdeutlicht.

Angesichts des frischen Schwungs hat sich die Regierung der Stadt Xiamen entschlossen, den Markt umzubauen und zu erweitern. Es ist geplant, einen Themenpark und ein Industrie- und Handelszentrum zu bauen, was den Austausch zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße und die Wirtschaft Xiamens fördert.

Derzeit wird ein Unterseetunnel gebaut, der Xiamen und Dadeng miteinander verbinden soll. Wenn der Tunnel Ende des Jahres dem Verkehr übergeben wird, dauert die Fahrt mit dem Auto nur noch 30 Minuten, halb so lang wie früher.

Das wird noch mehr Touristen nach Xiamen bringen und Dadeng eine glänzende Zukunft bescheren.

 
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