07-01-2010 Beijing Rundschau
Chen Jiliang: Ein „Yugong" der Gegenwart für den Abbau von CO2
von Xu Bei

Vom 7. bis 19. Dezember 2009 fand in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen die UN-Klimakonferenz statt. Als Beobachter hat Chen Jiliang, Manager des Umweltprogramms der Heinrich Böll Stiftung in Beijing, die Konferenz aus nächster Nähe erlebt. Während der Tage von Kopenhagen hat Chen seine Eindrücke, Einsichten und Gedanken in seinem Blog veröffentlicht. Darunter finden sich zahlreiche kurze Sentenzen wie „ der Prozess, den CO2-Ausstoß zu verringern, ist wie Abnehmen. Der größte Feinde ist man selbst." „Um die Klimafrage zu lösen muss man Raffgier, Feigheit, Arrogant und Kurzsichtigkeit überwinden." Sein Blog hat die Aufmerksamkeit vieler Internetuser auf sich gezogen.

„Yugong verringert Treibhausgase"

„Yugong versetzt Berge (auf chinesisch 愚公移山 Yu Gong Yi Shan)" ist ein berühmtes chinesisches Sprichwort. Es geht auf die Geschichte von Yugong (in wörtlicher Übersetzung: „Dummer alter Mann") zurück, der zwei Berge, welche die Bewohner seines Dorfes immer wieder zu Umwegen zwangen, versetzen wollte. Gemeinsam mit seinen Söhnen ging er daran, die Berge abzutragen, später halfen ihm auch seine Nachbarn. Auf den Hinweis von Zhisou („Weiser alter Mann"), dass diese Arbeit unmöglich zu schaffen sei, entgegnete er, dass, selbst wenn er bereits tot sei, doch seine Nachfahren mit dieser Arbeit weitermachen könnten und die Berge deshalb irgendwann vollständig abgetragen sein würden.

Der Gott der Berge befürchtete, Yugong könnte seine Idee tatsächlich in die Tat umsetzen und sprach deshalb beim König der Götter vor. Der König der Götter war von der Ernsthaftigkeit des alten Mannes so bewegt, dass er seinen eigenen Söhnen den Befehl erteilte, die Berge sofort und vollständig zu versetzen.

Der Sinn der Geschichte von Yugong liegt nicht darin, Berge zu versetzen, sondern die Haltung zu würdigen, unbeirrt an etwas festzuhalten. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Heute, wo man häufig und im großen Maßstab die Natur umgestaltet, sind „Berge" für die Menschen vielleicht nicht mehr wie früher Hindernisse. Nun aber bedrohen Treibhausgase die Entwicklung der Menschheit. Daher wohl der Name von Chens Blog: „Yugong verringert Treibhausgase".

Der 1979 geborene Chen Jiliang stammt aus Shanghai, eine der wichtigsten chinesischen Industriemetropolen. Nach vierjährigem Studium an der Ostchinesischen Pädagogischen Universität kam Chen an die TU Freiberg, um dort das Fach „Umweltverwaltung" zu studieren. Während des Studiums in Freiberg hat er in seinem Praktikumssemester am EECZ –Programm (Environment-oriented Enterprise Consultancy Zhejiang) mitgewirkt, einem Umweltschutzprogramm der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) im Rahmen der Kooperation zwischen Deutschland und China. Das EECZ-Programm widmet sich der Verminderung von Umweltbelastungen, die durch industrielle Aktivitäten und Sonderabfälle in der Provinz Zhejiang verursacht werden. Nach dem Praktikum und dem Studium in Freiberg kam Liu nach Beijing und hat dann im unabhängigen Institut für Umwelt und Wissenschaft und für die Heinrich Böll Stiftung gearbeitet.

Über seine Arbeitserfahrungen in diesen Jahren sagt Chen: „Mein Konsumverhalten hat sich dank meiner Arbeit verändert." Durch die Rabattangebote der Kaufhäuser lässt er sich nicht mehr zur Schnäppchenjagd verführen: er vermeidet die Anschaffung offensichtlich überflüssiger Produkte. Er meint, dass das künftige Konsummodell so beschaffen sein sollte: „Man kauft nicht mehr ein Produkt, sondern den Service rund um das Produkt. Wenn man fernsehen möchte, kauft man heute noch einen Fernseher. In Zukunft sollte man ein Fernsehgerät nur noch langfristig mieten. Wenn die Leasingzeit vorbei ist, muss der Hersteller den Zustand des Geräts bewerten, um zu entscheiden, ob er den Fernseher weiterhin vermietet oder ob er ihn zurücknimmt, damit der Verbrauch der Naturressourcen und die Umweltbelastung verringert werden können."

Allerdings findet Chen, dass es ein Gleichgewicht geben muss zwischen CO2-armem und genussvollem Leben: „Man soll nicht ein unkomfortables Leben führen, nur um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, und auf keinen Fall sollte man aus Sparsamkeit auf eine gesunde Lebensführung verzichten."

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