12-12-2007 Beijing Rundschau
Alibaba, wieder ein Gigant wie Google?
von Wu Yanfei

Jach Ma, CEO von Alibaba

Weltmarkt im Visier

Als Alibaba an die Börse ging, brach ein „Krieg" aus. Ein Kenner Alibabas erklärt: „Die Erfolgsgeschichte von Herrn Wen offenbart nur einen Teil der Möglichkeiten, über die Alibaba als Internet-Plattform verfügt. Die Kompetenz Baidus erschöpfen sich in seiner Rolle als Suchmaschine. Alibaba hingegen deckt nicht nur diese Funktion ab, sondern bietet darüber hinaus Kontakte zu Einkäufern aus aller Welt, von denen die meisten gar nicht Chinesisch sprechen können."

„E-Kommerz und Suchmaschine verkörpern zwei unterschiedliche Modelle. Sie sind nicht leicht miteinander zu vergleichen," sagt ein Mitarbeiter von Alibaba, der anonym bleiben will. Die Funktion der Suchmaschine liegt hauptsächlich im Service für Privatkunden, weniger im Bereich B2B (Business to Business). Im Vergleich zur Suchmaschine liegt der Vorteil von Alibaba darin, dass die Informationen, die das Portal über Firmen bietet, gehaltvoller sind. Die chinesischen Unternehmen werden dort mit Zertifizierungen versehen, so dass die Einkäufer besser einschätzen können, mit wem sie es auf der Anbieterseite zu tun haben. Für die Verkäufer ist die Präsenz auf Alibaba kontinuierlich und umfassend. So wird das Risiko von betrügerischen Manipulationen im Internethandel deutlich gemindert.

Aber der Insider räumt auch ein: „In unserer internationalen Wertschöpfungskette im Bereich E-Commerce gelten die mittelständischen Unternehmen nur als ein - wenn auch wichtiges - Glied. Der Mittelstand hat tatsächlich den Marktwert Alibabas geschaffen, aber Alibaba hat dem Mittelstand auch bis dahin ungeahnte Möglichkeiten verschafft. Alibaba ist für diese Firmen buchstäblich das Tor zur Welt. Diese Rolle können andere chinesische Internetportale schlichtweg nicht erfüllen."

„Tatsächlich liegt der Schwerpunkt der strategischen Planung von Alibaba im Ausland", sagt der Insider. „Nach dem Börsengang verfügt Alibaba nun über große Kapitalreserven. Es ist eine geradezu unglaubliche Geldsumme. Aber 60 Prozent davon werden für den verstärkten Ausbau der Internationalisierung von Alibaba eingesetzt werden."

Nächste Station: Google

Allerdings haben die Manager von Alibaba erkannt, dass E-Kommerz und Suchfunktion das miteinander konkurrieren aber auch harmonieren können. „Für Alibaba sollte allmählich Google das Vorbild werden." Es mag sonderbar klingen, aber Alibaba und Google haben viele Gemeinsamkeiten. Schon vor Jahren wurde über einen Börsengang von Alibaba spekuliert. Aber Alibaba war vorerst außerhalb der Finanzmärkte geblieben. Ganz ähnlich bei Google: „Das ist keine Firma im üblichen Sinne, Google will auch gar keine traditionelle Firma werden. Genau wie Alibaba", sagt Jack Ma. Der 43-jährige, der manche auch den chinesischen Bill Gates genannt, gründete das Unternehmen 1999 in seinem Wohnzimmer. Im Gegensatz zu Gates ist Ma allerdings kein Computerfreak sondern Englischlehrer. Er hat oft gesagt, er verstehe so gut wie nicht von Technik, aber er weiß, was Kunden sich wünschen. Es gibt noch weitere Übereinstimmungen. Aber Jack Ma sieht vor allem, dass Alibaba im Zuge weiterer Internationalisierung mit einem größeren Konkurrenzdruck von Google rechnen muss.

Suchmaschinen und E-Kommerz gehen zwar unterschiedlich vor, haben aber doch das Prinzip gemein, dass sie Anbieter und Käufer möglichst unmittelbar miteinander in Kontakt bringen wollen. Nur unter dieser Voraussetzung kann die Internetfirma bei Käufern und Verkäufern Gewinne erzielen.

Alibaba steht vor dem Problem, dass die potenziellen Kunden von Alibaba und Google dieselben sind, die hart von beiden Portalen umworben werden. „Die Kunden von Alibaba sind vor allem chinesische Verkäufer und internationale Einkäufer. Alibaba plant den Ausbau zu einer globalen B2B-Plattform, um mittelständischen Firmen aus dem südostasiatischen Raum kostengünstiges Marketing anzubieten. Im April betrat Alibaba den Hong Konger Markt, im zweiten Halbjahr 2007 den Japans, und im nächsten Jahr soll derjenige Taiwans folgen. Alibaba wird in Zukunft auch seine Investitionen in Amerika und Europa ausbauen.

Alibabas strategisches Konzept ist genau das Gegenteil von demjenigen Googles. Der CEO des amerikanischen Portals, Eric Schmidt, erklärte kürzlich bei seinem Besuch in Beijing, dass Google sowohl die Suchqualität verbessern, als auch „den chinesischen Markt erschließen und ausschöpfen will."

Man wird sehen, ob es den beiden Giganten aus verschiedenen Weltgegenden gelingen wird, Boden auf fremden Terrain zu gewinnen. Ganz unabhängig vom Ergebnis wird schon allein der Kampf sehr spannend sein. Erfreulich, dass einer der Internetriesen aus China kommt.

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