10-06-2008 Beijing Rundschau
30 Jahre Marktwirtschaft in Shenzhen
von Zeng Wenhui

Firmengründungen lagen sowohl in Shenzhen als auch in anderen Gebieten Chinas im Trend. In das damals höchste Gebäude der Stadt, dem Internationalen Handelszentrum, sind 300 Firmen eingezogen. In einem einzigen Stockwerk mit 25 Zimmern gab es schon mehr als 20 Firmen! Manche Unternehmen bestanden nur aus einem einzigen Tisch.

Aus heutiger Sicht wirkt das Gründungsfieber übertrieben, aber nach einiger Zeit wurden Erfolgsgeschichten geschrieben. Nehmen wir die EVOC Intelligent Technology Co., Ltd., heute einer der führenden Hersteller von EIP (Embedded Intelligent Platform) in China: 1993 wurde die Firma in Shenzhen gegründet. Anfangs arbeiteten hier nur fünf Leute. Der Chef Chen Zhilie, Informatik-Absolvent der Northwestern Polytechnical University, gründete mit seinen Partnern in einem Büro von 28 Quadratmetern das Unternehmen. Als eine kleine unbekannte Firma ohne eigenes Know-how und Produkte hatten sie damals nur die Wahl, als Vertriebsgesellschaft die Markenprodukte anderer Unternehmen zu verkaufen.

„EVOC ist ein typisches Beispiel für eine Erfolgsgeschichte 'Made in Shenzhen'. Wie Huawei Technologies, heute ein führender Hersteller von Telekommunikationsnetzen der nächsten Generation, haben auch wir den typischen Werdegang genommen: zunächst eine Vertriebsagentur für Produkte namhafter Firmen, dann, als wir genug Geld beisammen hatten, begannen wir mit der selbständigen Forschung und Entwicklung", so Sun Wei, der Generaldirektor von EVOC.

1995 begann EVOC mit der Entwicklung eigener Produkte, seit 1997 verkaufte EVOC ihre Produkte unter einem eigenen Markenamen. 2000 wandelte sich die Firma in eine Aktiengesellschaft um und ging 2003 an die Börse von Hongkong. 2007 war das Jahr, in dem EVOC den Auslandsmarkt betreten hat. „Da ist Siemens unser Mitbewerber, der Konzern ist auf dem gleichen Gebiet tätig", sagt Sun Wei. Zur Zeit hat EVOC Kunden u.a. in Indien, Großbritannien und Deutschland. "Der Preis ist nicht unser einziger Vorteil. Es kommt darauf an, dass die ausländischen Kunden Produkte hoher Qualität zu einem niedrigen Preis kaufen können." Bis jetzt hat EVOC schon mehr als 100 Patente angemeldet.

Von Anfang an setzte die Firma auf Marktwirtschaft. Die ganze Aufmerksamkeit der Firmengründer galt dem Verkauf. Zwar beschäftigt sich EVOC heute nicht mehr in erster Linie mit dem Verkaufen von Produkten, sondern mit deren Entwicklung und Produktion, aber die Verkaufsabteilung ist in der Firma nach wie vor von zentraler Bedeutung. „Denn die Verkäufer teilen uns die Bedürfnisse der Kunden mit. Sie sind am engsten mit dem Markt verbunden", so Sun.

„Die Spezialität von Shenzhen ist die Marktwirtschaft, in ihr kann sich Flexibilität und Kreativität der Unternehmer erweisen," erklärt Ye Ning, „Im Binnenland greift die Regierung stärker in das Wirtschaftsgeschehen ein, in Shenzhen aber spielen die Unternehmen die Hauptrolle. Die Funktion der Regierung ist erstens Anleitung, zweitens Unterstützung, drittens Dienstleistung für die Wirtschaft."

Sun Wei nennt ein Beispiel: "Wenn eine neue administrative Regelung oder neue Fördermaßnahmen aufgelegt werden, veranstaltet die Regierung einen Informationsabend. Die Absicht ist, allen mitzuteilen, wie man die Ressourcen der Regierung nutzen, wie man Anträge stellen kann, welche Kriterien man erfüllen muss, um in den Genuss der Maßnahme zu gelangen. Die Handynummer der zuständigen Beamten wird den Unternehmen nach der Informationsveranstaltung bekannt gegeben, so dass die Unternehmen die betreffenden Beamten direkt ansprechen können, wenn sie Fragen haben." Im Jahr 2000 wurde der EVOC vom Amt für Technik in Shenzhen beispielsweise geraten, sich um die Auszeichnung für fortschrittliche Technik zu bewerben. Die Firma zählte schließlich zu den Preisträgern und konnte von einer Reihe von Vergünstigungen profitieren, zum Beispiel von einem verminderten Steuersatz in Höhe von nur 3,5 Prozent.

Seit 1992 wurden in Shenzhen über 50 Gesetze zur Umsetzung einer marktwirtschaftlichen Entwicklung angenommen. „Den Weg der Marktwirtschaft zu beschreiten, am internationalen Marktgeschehen teilzuhaben, die Regierung eine Rolle im Hintergrund spielen zu lassen, das ist das Geheimnis des Erfolgs von Shenzhen", erklärt Ge Liang der Beijing Rundschau zum Abschied.

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