09-06-2009 Beijing Rundschau
Chinesisches Privatunternehmen übernimmt Hummer: Eine sinnvolle Entscheidung?
von Nan Chen

Am 2. Juni hat General Motors mit Sichuan Tengzhong Heavy Industrial Machinery Co., über die Übernahme der Marke "Hummer" eine grundsätzliche Vereinbarung erzielt. Dies bedeutet, dass die berühmte SUV-Marke künftig einem chinesischen Unternehmen gehören wird. Der Übernehmer Sichuan Tengzhong Heavy Industrial Machinery Co. hat nur wenig Erfahrung auf dem Gebiet von Forschung, Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von PKWs. Um die Risiken der Übernahme zu reduzieren, sollte der Käufer zunächst analysieren, ob es sich bei dieser Erwerbung um eine vernünftige Entscheidung handelt. In jedem Fall wird er sich auf eine schwierige Zeit der Anpassung an das Marktgeschehen einzustellen haben.

Im Jahr 1999 hat GM die Marken- und Herstellungsrechte von Hummer erhalten. Wegen des militärischen Ursprungs dieser Marke haftet dem Hummer etwas durchaus Mysteriöses an. Tatsächlich sind die besonderen Merkmale des Hummers seine große Geländegängigkeit und seine Fähigkeit zur Anpassung an extreme Umweltbedingungen. Die starke Leistung des Hummers verdankt sich einem großen Hubraumvolumen und hohem Brennstoffverbrauch, wie er bei allen klassischen amerikanischen Automarken üblich ist. In einer Zeit, wo Erdöl bzw. Benzin teuer ist, müssen auch amerikanische Autounternehmen wie GM energiesparendere, umweltfreundlichere Autos entwickeln. Technik und Nimbus des Hummers stehen dem Trend entgegen und rangieren zweifelsohne in einer Sonderklasse. Die Risiken bei einer Übernahme von Hummer sind noch größer als bei der Übernahme der Luxusmarken Jaguar und Land Rover durch den indischen Autobauer Tata.

Die Verkaufszahlen von Hummer sind in den letzten zwei Jahren sowohl in Amerika als auch weltweit schlagartig gesunken. Der Übernehmer muss zum Erwerb der Marke nicht nur flüssige Mittel aufbringen, sondern auch alle Schulden der Marke übernehmen. Danach muss er ein Mittel gegen ihre Auszehrung finden. Gemäß der grundsätzlichen Übereinkunft zwischen GM und Sichuan Tengzhong sollen Hauptsitz und Produktionsanlagen von Hummer in den USA verbleiben. Das Unternehmen will seinen Umsatz weltweit vergrößern und seinen Marktauftritt in China verbessern. Für die Sicherung der Arbeitsplätze in den USA ist dies sicher von Vorteil, stellt Hummer aber zugleich vor die große Herausforderung, die Kosten zu senken und seine Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise stellt man noch höhere Ansprüche an die Höhe der Kapitalreserven nach der Übernahme.

Schwellenländern wie China bieten dem neuen Hummer aber auch Vorteile. Seit langem schon gilt der Hummer wegen seines hohen Anschaffungspreises als „Reitpferd“ reicher Kohlenbergwerksbesitzer und als extremes Statussymbol der Superreichen. Aber dieser Prachtentfaltung fehlt eine kulturelle Note. Zudem besteht das Risiko, dass mit wachsender Reife des Automarkts in China gerade der Hummer an Strahlkraft einbüßen wird.

Tengzhong Heavy Industrial Machinery hat mitgeteilt, dass das Unternehmen in Forschung und Entwicklung von Hummer investieren wolle, um energiesparendere Fahrzeuge zu produzieren. Es ist selbstverständlich notwendig, die Technik und das Image von Hummer zu verändern, aber es bleibt fraglich, ob dies gerade einem Unternehmen gelingen wird, das praktisch keine Erfahrung auf dem Autosektor hat. In einem Land wie den Vereinigten Staaten, wo Urheberrechte hohen Schutz genießen, bedarf es für reale Innovationen erheblicher Investitionen. Der Zwang, sich den immer strengeren Regeln hinsichtlich Benzinverbrauch und Schadstoffemissionen zu unterwerfen, bewirkt eine weitere Erhöhung der Kosten für Forschung, Entwicklung und  Produktion.

Angesichts der Erfahrungen bei vorangegangenen Übernahmen ausländischer Autobauer durch chinesische Unternehmen sollte man auf Reibereien zwischen Arbeitnehmern und den neuen Eigentümern gefasst sein. Die SAIC-Gruppe ist auf derartige Schwierigkeit bei der Übernahme von Ssang Yong gestoßen und hat schließlich entnervt aufgegeben. Blinder Optimismus nützt in so einem Fall gar nichts.

Der Übernehmer sollte auch vor einigen Fallstricken gewarnt sein, denen er zum Opfer fallen kann, wenn er sich nicht umfassend über die lokalen Umweltschutzbestimmungen und Haftungsfragen informiert.

Cheely hat den von Autoherstellern lange unabhängig gebliebenen Getriebespezialisten DSI übernommen. Die Einkaufstour chinesischer Privatunternehmen im Ausland ist ein wichtiges Mittel zur Erhöhung des Ansehens der chinesischen Automobilindustrie in der Welt. Glückt die Übernahme von Hummer, könnten Autofans in China beim Betrachten des Films „Transformers II“ auf den Arzt-Transformer deuten und sagen, „Schau mal, unsere selbständige chinesische Marke Hummer!“ Allerdings sollten Privatunternehmen mit allergrößter, geradezu ärztlicher Sorgfalt mit den Risiken bei und nach einer Übernahme umgehen!

 
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