25-12-2009 Beijing Rundschau
Rückblick auf das Jahr 2009: Das Positive überwiegt!
von Xu Bei

Das neue Jahr steht vor der Tür: Die Zeit ist reif für eine Rückschau auf das Jahr 2009 und einen Ausblick auf 2010. Auf einem Vortrag für Medienleute am 20. Dezember in Beijing fasste Professor Zhu Feng, Vizedirektor des Centre for International and Strategic Studies der Peking Universität, die Bilanz des ausgehenden Jahres mit einem Satz zusammen: „Die positiven Ereignisse überwiegen die Negativen."

 Vor allem die einsetzende Wiederbelebung der Weltwirtschaft gibt Anlass zur Hoffnung. Es mehren sich die Anzeichen, dass die Talsohle durchschritten ist. Seit dem Amtsantritt vom US-Präsidenten Barack Obama orientiert sich die US-Außenpolitik am Konzept der „Smart Power", ein Begriff, den die amerikanische Juristin und Menschenrechtsaktivistin Suzanne Nossel geprägt und Außenministerin Hillary Clinton als Leitlinie für ihr Amt übernommen hat. Man versteht darunter eine situationsgerechte Anwendung diplomatischer, wirtschaftlicher, militärischer, politischer, rechtlicher und kultureller Mittel zur Durchsetzung der Außenpolitik. Kritiker haben allerdings den Begriff als Worthülse kritisiert. 

In der Grundsatzrede, die Barack Obama am 3. Juni in Kairo gehalten hat, warb der US-Präsident um einen Neuanfang in den Beziehungen mit der islamischen Welt. Er forderte das sofortige Ende von Israels Siedlungsbaus im Westjordanland und eine Zweistaatenlösung für Palästina. Auch im Atomstreit mit dem Iran und Nordkorea hat die US-Regierung eine flexiblere und offenere Haltung gezeigt. Dies wurde vor allem in einer Video-Botschaft am 20. März deutlich, als Obama dem iranischen Volk zum Norouz-Fest seine Glückwünsche übermittelte und einen „Neubeginn" der bilateralen Beziehungen in Aussicht stellte. „Die Neuausrichtung der US-Außenpolitik hat der internationalen Zusammenarbeit neue Perspektiven eröffnet", sagt Zhu. Als gutes Zeichen wertete es Zhu, dass Terroranschläge und kriegerische Auseinandersetzungen im Jahre 2009 zurückgegangen seien.

Allerdings ist das Ungleichgewicht in der Entwicklung der Weltwirtschaft im vergangenen Jahr nicht ausgeglichen worden, sondern habe sich nach der Finanzkrise sogar noch verschärft. „Eine Reform des Weltfinanzsystems ist nicht vollzogen, die Ursachen der Krise sind nicht beseitigt worden", zeigt sich Zhu besorgt. Noch größere Sorge bereiten dem 45-jährigen Professor jedoch manche Auslandsinvestitionen chinesischer Unternehmen, die zu außenpolitischen Verwicklungen führten konnten. Diese gigantischen Staatskonzerne, die fast alle konkurrenzlos auf dem Inlandsmarkt seien und somit eine Monopolstellung innehätten, sollten bei ihren Auslandsinvestitionen den diplomatischen Interessen des Landes mehr Berücksicht gewähren, so Zhu. 

Zhu Feng meint, dass mit wachsender Stärke Chinas auch die Angst vor China im Ausland wachse. War es früher vor allem das militärische Potenzial, das Angst einflößte, fürchte man heute die Überschwemmung des Weltmarktes mit chinesischen Waren und eine Konkurrenz um den Zugang zu Rohstoffen und Energiequellen.

Zur Frage der Transformation der chinesischen Gesellschaft sieht Zhu langfristig ein Problem darin, wenn man sich ausschließlich auf das Wachstum der Wirtschaft konzentriere: „Die Herausforderung für China liegt künftig nicht nur in der Steigerung des Bruttoinlandprodukts, sondern in der Art seines Entwicklungsmodells. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Qualität seines Wachstums und in der Verbesserung seines Gesellschaftssystems."

Über die rasante Entwicklung des Internets in China meint Zhu, dass dies zu begrüßen sei. Die chinesischen Internet-User erhielten so die Gelegenheit, sich besser über aktuelle Ereignisse zu informieren. Die Zivilgesellschaft verfüge über immer zahlreichere Plattformen zur Meinungsäußerung.

Ein rund zweieinhalb Minuten langer Beitrag für die Satiresendung „heute show" des Zweiten Deutschen Fernsehens hatte während der Frankfurter Buchmesse für Verstimmung gesorgt. Der Satiriker Martin Sonneborn sprach im Pavillon des Gastlandes China anwesende Chinesen auf Deutsch an, um daraufhin etwas anderes zu übersetzen, als sie geantwortet hatten. Dabei legte er ihnen Äußerungen über Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land in den Mund. Außerdem machte er Witze über Produktpiraterie. In chinesischen Medien wurde über die Sendung berichtet, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Satire handelt. Eine angeblich verunglimpfende Berichtererstattung des deutschen Senders sollte so an den Pranger gestellt werden. Entsprechend heftig fielen die Reaktionen chinesischer Internet-User aus. In einem Brief an den chinesischen Botschafter hat der ZDF-Intendant inzwischen sein Bedauern ausgedrückt, dass der Beitrag «die Gefühle vieler Chinesen verletzt hat und als beleidigend empfunden würde». Auch wurde das Video inzwischen aus dem Online-Archiv des Senders entfernt.

Zhu Feng kann die aufgebrachten Reaktionen gut verstehen. Aber Reibereien und Missverständnisse seien die natürlichen Begleiterscheinungen eines Prozesses der Annäherung: „Ich sorge mich nicht darum, dass Patriotismus und Extremismus in den heftigen Reaktionen und Diskussionen die Oberhand gewinnen werden. Allerdings ist generell eine größere Gelassenheit geboten. Oft führt der Mangel an Hintergrundwissen zu Missverständnissen. Die Kommunikation und der Austausch zwischen China und dem Rest der Welt erfordert einen langen Prozess", sagt Zhu.

 

 
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