30-12-2009 Quelle: WSJ.com
Höchstgeschwindigkeit zum Höchstpreis
 

 

Statt zehneinhalb Stunden dauert die Reise von Wuhan nach Guangzhou jetzt nur noch drei Stunden. Eigentlich Anlass zur Freude, aber viele Fahrgäste beschweren sich darüber, dass die Fahrkarten für den Zug zu teuer sind. Die Medien haben sich den Protest zu eigen gemacht.

Nicht nur die Fahrpreise erregen Missfallen, sondern auch die Tatsache, dass die Eisenbahn 13 Züge gestrichen hat, die auf der herkömmlichen Strecke täglich zwischen Wuhan und Guangzhou langsam und zum alten Preis verkehrten. Der günstigste Fahrschein kostet nun rund 490 Yuan, also mehr als dreimal so viel wie früher. Zur mangelnden Akzeptanz der neuen Verkehrspolitik trägt bei, dass der Hochgeschwindigkeitszug auf einer separaten Trasse verkehrt, der Betrieb der langsameren Züge also uneingeschränkt hätte fortgesetzt werden können.

Die Shanghaier Zeitung China Business News hat Reisende interviewt, die sich geradezu „von den Hochgeschwindigkeitszügen gekidnappt" fühlen. Was, so fragt sich manch einer, sollen eigentlich Menschen tun, die über nicht so viel Geld verfügen, um sich die teure Bahnfahrt leisten zu können.

Ein ungenannt bleibender Beamter der Eisenbahnverwaltung in Wuhan gibt zu Protokoll, dass der Personenverkehr zwar eine Aufgabe von hoher sozialer Verantwortung ist, man aber auch markt- und betriebswirtschaftliche Erwägungen anstellen müsse.

Die gesalzenen Preise für Eisenbahntickets sind nur ein weiteres Beispiel für eine Reihe von Preiserhöhungen, die momentan in China die Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben. Eines ist vielen Teuerungen gemeinsam: öffentliche Dienstleistungen, Strom- und Wasserpreise, aber auch Taxitarife. Die sollen nun Gegenstand einer „Marktreform" sein. Diese Reform aber, so hat es den Anschein, führt vor allem dazu, dass die Preise steigen. Argumentiert wird dabei mit Entwicklungen auf dem Weltmarkt und der Notwendigkeit, die Belastungen der Staatskasse durch kostspielige Subventionsmaßnahmen zurückzufahren. Die Reformen haben nur sehr wenig zu tun mit Marktöffnung oder Förderung des Wettbewerbs.

Meistens bleibt dem chinesischen Konsumenten nichts anderes übrig, als Preiserhöhungen zu akzeptieren. Aber es muss beunruhigen, dass ausgerechnet zu einem Zeitpunkt an der Preisschraube gedreht wird, da China die Wirtschaft des Landes aus der Exportabhängigkeit führen will und dazu den Konsum der Privathaushalte anregen möchte. Während die Regierung wenigstens in Ansätzen den Aufbau eines sozialen Sicherungsnetzes projektiert, folgt sie auf anderen Gebieten einer gegenläufigen Tendenz. Der Durchschnittschinese muss bereits sehr viel Geld zurücklegen für die Ausbildung der Kinder und den Erwerb kaum noch erschwinglichen Wohneigentums. Viele müssen nun noch mehr Geld sparen, um von A nach B zu kommen.

 

 

 

 
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