07-11-2008 Beijing Rundschau
Hinter dem chinesischen Teehaus ...
von Xu Bei

Für niemanden ist es leicht, sich in einem fremden Land niederzulassen. Besonders schwer muss dies aber einem 400 Jahre alten chinesischen Garten fallen. Niemand versteht das besser als Li Hongbao, Geschäftsführer der China Zhenjiang International Economic-Technical Cooperation Corperation (CZICC). Seine Firma hat das Teehaus in Hamburg gebaut.

Der Yu-Garten in Shanghai gilt als einer der schönsten Gärten Chinas und ist bislang in unversehrtem Zustand erhalten geblieben. 1559 ließ ihn ein hoher Beamter der Ming-Dynastie erbauen.  Zu jener Zeit war die chinesische Gartenkunst hoch entwickelt. Im Yu-Garten steckt die Hauptaussage der chinesischen Philosophie: die Harmonie von Erde, Himmel und Menschen. „Es ist sehr schwer, in Hamburg eine getreue Kopie zu bauen, die in ihrer äußeren Gestalt, im Gehalt und von ihrem ästhetischen Reiz her dem Yu-Garten gleichkommt", sagt Li.

Am schwierigsten aber ist die Kombination von chinesischer Handwerkstechnik mit deutscher Bauordnung! Die klassische chinesische Gartenkunst erfreut sich einer langen Geschichte und hat dabei natürlich ihre eigenen Techniken entwickelt und Regeln aufgestellt. Vieles davon weicht deutlich von der deutschen Bautradition ab, oder steht sogar in offenem Widerspruch zu ihr. Ein gutes Beispiel liefert der geschwungene, überkragende Dachsparren. Der bereitet deutschen Bauämtern erhebliches Kopfzerbrechen. Dort herrscht nämlich die Sorge, dass der freischwebende Sparren der Erdanziehungskraft gehorcht und eines Tages herunterkracht. Denn statisch berechnen lässt sich diese tollkühne Luftartistik nicht.  In China werden allerdings schon seit rund 1 800 Jahren Dächer nach diesem Prinzip gebaut – und nur selten bricht mal was ab.

„Wie können wir der deutschen Bauordnung entsprechen und zugleich ein Teehaus errichten, dass den Besonderheiten der chinesischen Gartenkunst entspricht? Das war die größte Herausforderung bei unserer Bautätigkeit", erinnert sich Li.

Das Rahmenwerk klassischer chinesischer Architektur wird aus Holzbalken errichtet, die durch Zapfen und Zapfenloch miteinander verbunden sind. So ein Rahmen hat normalerweise eine sehr hohe Elastizität und ist leicht zu bauen. Der Rahmen eines modernen europäischen Gebäudes wird allerdings aus Stahl gebaut. „Am Anfang war es sehr schwer für die deutschen Kollegen, das klassische chinesische Architekturprinzip zu verstehen, weil System und Theorie so gar nicht den europäischen Bautraditionen entsprechen. Deswegen hat unser Team den Grundriss des Gebäudes geplant, dann wurden viele knifflige statische und mechanische Berechungen angestellt, damit die deutschen Kollegen das Grundprinzip chinesischer Holzgebäude verstehen konnten", sagt Li. Schließlich hat man das Fundament des Teehauses in Stahlbetontechnik gebaut und im Hauptteil des Gebäudes eine Holzstruktur eingesetzt.

Die Firma verfügt über mehrere Ingenieure, die sich sehr gut in westlicher Architektur auskennen. Sie hat einen Architekturprofessor und einen Gartenbaumeister nach Deutschland geschickt und sie mit den deutschen Mitarbeitern in der Zweigstelle der Firma zusammenarbeiten lassen. Außerdem gibt es noch zwei chinesische Ingenieur, die sehr gut Deutsch können. Sie dienten als Dolmetscher, damit alle Mitarbeiter ohne Sprachbarrieren zusammenarbeiten konnten. Durch intensiven Meinungsaustausch wurden viele heikle Probleme gelöst. „Am Ende haben sich nicht die Chinesen den Deutschen oder die Deutschen den Chinesen untergeordnet, sondern durch einen konstruktiven Dialog wurden gemeinsame Lösungen gefunden. Das ist ja auch der Sinn einer Zusammenarbeit: durch Meinungsaustausch voneinander zu lernen und Verständnis und Freundschaft aufzubauen", sagt Li.

Außer dem Fundament wurde noch manch anderes Teil des Teehauses „eingedeutscht": Wie man weiß, ist es in Hamburg viel kälter als in Shanghai. Deswegen spielt Wärmeisolation eine wichtige Rolle. Um den deutschen Normen in dieser Hinsicht zu entsprechen, hat man die Größe mancher Fenster und Türen modifiziert und deutsches Isoliermaterial verwendet.

Es gibt auf der ganzen Welt keine zwei Dinge, die vollkommen identisch wären. Das gilt auch für die Teehäuser in Shanghai und Hamburg. Obwohl das Hamburger Teehaus eine getreue Kopie des Hauses im Shanghaier Yu-Garten ist, hat es sich seiner neuen Heimat doch sehr angepasst. Allerdings hat es dadurch auch einen neuen Sinn verliehen bekommen: eine Plattform des Kulturaustauschs zu sein.

 

 

 

 

 

 
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