27-04-2009 Beijing Rundschau
Expats - unbekannte Wesen und unterschätzte Konsumenten
von Matthias Mersch

To bridge the gap

Durch die “Expat-Show 2009“ sollen sich Ausländer in Beijing angesprochen fühlen. Was aber unterscheidet diesen Personenkreis von anderen Gruppen der Gesellschaft in China? Handelt es sich dabei nicht um eine Kategorie, in die ohne genaues Ansehen des Individuums gesteckt wird, wer in aller Regel eine lange Nase trägt und daher der Einfachheit halber, taxiert nach „face value“, den Menschen zugeteilt wird, die als „Äußere“ unter den „Inneren“ leben? Eine Gemeinsamkeit allerdings eint die Gruppe der „laowai“, wie Ausländer üblicherweise tituliert werden: sie gehören mindestens dem Mittelstand an, dem laut offizieller Definition zugeschlagen wird, wer zwischen 6 000 und 50 000 EUR im Jahr verdient. Das ist eine gewaltige Bandbreite des zur Verfügung stehenden Einkommens, die durchaus Unterschiede im Lebensstandard markiert. Die große Kluft aber besteht zwischen diesem - sei es auch noch so gehobenen „Mittelstand“ und der „Oberschicht“, die sich aus so disparaten Persönlichkeiten rekrutiert wie selbstständigen Unternehmern, die in China ansässig sind, entsandten Managern und Angehörigen des höheren diplomatischen Dienstes oder Hochschulprofessoren. Vielen Angehörigen dieser beneideten Kategorie stehen rund um die Uhr Dienstfahrzeug mit Chauffeur zur Verfügung, Hauspersonal, deren Kopfzahl an die Hofhaltung mittlerer Fürstenhöfe des 18. Jahrhunderts erinnert, sowie Sonderleistungen und Freiflüge aller Art.

Ein Aufstieg aus dem „Mittelstand“ in die „Oberschicht“ ist kaum möglich: wer als Englischlehrer in den Metropolen bis zu 12 000 EUR im Jahr verdient, kann sorglos in China leben. Verbessern kann er seine Einkommenssituation, wenn er sich auf eine Stelle für Muttersprachler bewirbt, die von ausländischen Firmen in China ausgeschrieben werden und meistens im unteren Managementbereich angesiedelt sind oder zur Anbahnung von Geschäftskontakten vergeben werden. Hier sind 16 000 bis 20 000 EUR Jahresverdienst möglich, damit dürfte aber auch das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Die Kluft zur höheren Sphäre des „Entsandten“ wird sich so nicht überbrücken lassen. Angesichts eines europäischen und amerikanischen Arbeitsmarktes in der Krise verschlechtern sich allerdings die Aussichten der „Expats“, die auf eigene Faust in China leben, denn es werden ihrer immer mehr. China als Zielland gilt einer wachsenden Zahl von „Expats“ nämlich auch als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit. Das aber drückt nach dem alten Gesetz von Angebot und Nachfrage die Höhe ihres Verdienstes. Immer mehr ausländische Firmen suchen verstärkt nach den immer zahlreicheren qualifizierten „Expats“. Sie werden zu lokalen Konditionen angestellt und verursachen nur einen Bruchteil der Kosten, die bei einem „Entsandten“ des Mutterhauses auflaufen. Spannend bleibt die Frage, wie es mit beider Art Expats weitergeht, wenn auch im Chinageschäft die Bäume nicht mehr in die Höhe schießen wie Bambus im Sommerregen.

Sasha Dunas, der smarte Expat-Freund, weiß allerdings auch hier Rat oder wenigstens Trost: seit 2008 sind immerhin drei Ausgaben seines „Expat Mag“ erschienen, von dem es im Untertitel heißt: „Premier Luxury & Lifestyle Magazine for Expatriates“. Es ist ohne Zweifel auf den „high end expat“ zugeschnitten. Aber wer noch keiner ist, kann hoffen, einer zu werden und in der Zwischenzeit beim Blättern durch Hochglanzseiten davon träumen, wie es wäre, schon einer zu sein ...

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