26-08-2010
Michael Schultz über moderne Kunst in China

Es ist 16.55 Uhr. Wir befinden uns in Beijings Galerienviertel, 798, einem ehemaligen Industriegebiet, das in den letzten Jahren zu einem Zentrum der chinesischen Gegenwartskunst geworden ist.

Dann endlich ist es soweit und die Ausstellung „Coinciding At The Wall", die noch bis zum 4. September im 798 Art District zu sehen sein wird, wird offiziell eröffnet.

Die Vernissage findet in der Galerie „With Space" statt. Michael Schultz, dessen Berliner Galerie in Künstlerkreisen großes Ansehen genießt, ist bereits eingetroffen und begrüßt die geladenen Gäste und Künstler.

Auf der Terrasse der „With Space Gallery" erzählt Michael Schultz Beijing Rundschau, wie die Idee,hier in Beijing eine Galerie zu eröffnen, so allmählich in ihm herangereift ist.

Allerdings habe gerade der Zufall - wie so oft im Leben - eine sehr entscheidende Rolle gespielt: So ergab es sich, dass ein Bekannter von ihm aus Deutschland, der zusammen mit zwei Chinesen in Beijing eine Galerie führte, aus dem Projekt ausstieg und er einspringen konnte.

Da sich der chinesische Binnenmarkt für Kunst allein noch nicht trage, werden die Geschäfte mit den Werken chinesischer Künstler vor allem in Europa, Amerika, aber auch in einigen asiatischen Ländern, wie Korea, Singapur oder Indonesien, gemacht, sagt Michael Schultz.

 „Aber für mich war es gerade von großer Wichtigkeit, dieses Projekt nicht nur von außen zu betreiben - wie es ja durchaus möglich wäre – und vielleicht zweimal im Jahr hierher zu kommen mit dem Geldköfferchen unter dem Arm, um meine Künstler zu bedienen. - Nein, das wollte ich nicht, ich wollte es richtig machen und habe daher beschlossen, meine Galerie zu eröffnen. Im Nachhinein bin ich auch wirklich sehr froh über diese Entscheidung", berichtet der Galerist.

Bei dem Programm seiner Galerie in Beijing handelt es sich um einen Mix aus deutscher zeitgenössischer Kunst, die man gewöhnlich eher nicht zu sehen bekommt in China, und ausgewählter chinesischer Malerei und Skulptur von internationalem Rang.

Seine Galerie in Berlin zeige auch chinesische Kunst und er habe zum Beispiel eine Ausstellung unter dem Namen „Chinese Pop" zusammengetragen und diese in einigen deutschen Museen gezeigt. Auch Malerei und Druckgraphik aus China stoßen im Westen auf immer lebhafteres Interesse. Der chinesische Kunstmarkt, so war im Dezember 2009 im „Economist" zu lesen, ist inzwischen weltweit der drittgrößte – nach den USA und Großbritannien. Immerhin kommt China umsatzmäßig schon auf einen Weltmarktanteil von 7,7 Prozent.

Michael Schultz hingegen berichtet der Beijing Rundschau, dass es in Asien zwar einen Markt für Kunst gebe, dieser allerdings noch immer zu klein sei. „Es ist nicht so, dass die Galerien hier in Beijing allein vom Verkauf der Kunst leben. Hauptsächlich existieren die Galerien - was man sehr deutlich im 798 Art District sehen kann – durch die kleinen Cafés, Bars oder Restaurants, die neben den Galerien eröffnet werden."  

Michael Schultz vergleicht die Entwicklung in China bezüglich der Nachfrage nach Kunst mit der Entwicklung in der ehemaligen DDR: „Als die DDR aufgelöst wurde, gab es erst einmal jede Menge Bedürfnisse, die befriedigt werden mussten, diese fingen beim neuen Auto an und endeten beim Pelzmantel. Erst danach kam die Kunst. Genau in dieser Phase befindet sich China derzeit. Die grundlegenden Bedürfnisse sind gestillt, man fühlt sich gesättigt und nun geht es darum, andere Dinge zu entdecken, die man zu seinem eigenen Wohlbefinden benötigt."

Seine Prognose: „In drei bis fünf Jahren ist hier der Teufel los!"  

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