21-08-2008 Beijing Rundschau
Gold für Österreich!
von Matthias Mersch

 

Das Schweizer Haus

Das Schweizer Haus

Das Catering stammt von Kempinski, eine Wertung ist nicht möglich, da die Versuchsperson nicht zum Abendessen geladen wurde. Dieser Umstand hat übrigens das Testergebnis nicht beeinflusst, denn nach der ausgezeichneten Führung durch den sympathischen und kompetenten Pressesprecher der Deutschen Sportmarketing, Marcus Meyer, ist mir klargeworden, dass ich das Bedürfnis der sich dort allabendlich versammelnden Menschen nach Exklusivität respektiere, weil ich es nie mit ihnen teilen könnte. Man hat beschlossen, unter sich zu bleiben. Das Deutsche Haus ist ein sehr augenfälliges Zeugnis wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Insofern ist es ein authentisches Produkt des Landes. Das Deutsche Haus stellt aber auch die Frage nach dem Sinn des olympischen Gedankens und gibt eine sehr spezielle Antwort darauf.

Insgesamt hat es dann doch noch für Bronze gereicht. Seine Medaillenwürdigkeit erwarb sich das Haus allein durch die Freundlichkeit des Personals und die Bestuhlung der Firma Vitra aus Weil am Rhein. Sein Konzept einer aufgesetzten Exklusivität aber ist dringend reformbedürftig.

Wie man es bei einer ähnlichen Ausgangslage viel besser machen kann, beweist das Schweizer Haus, das in einer umgestalteten Fabrik in Beijings Kunstmeile 798 Quartier genommen hat. Unter der sachkundigen Leitung der jungen Schweizer Managerin Kieu Duy Tran haben sich dort eine Reihe von weltbekannten Firmen des Landes versammelt, darunter Nestlé, Schindler und Carl F. Bucherer, aber auch die Tourismusregion Luzern. Herausgekommen ist auf rund 3800 Quadratmetern eine gelungene Mischung aus Volksfest und unaufdringlicher Leistungsschau. Den Beijingern gefällt es dort sichtlich: bis zur Olympia-Halbzeit am 14. August haben bereits 74 000 von ihnen dieser Schweiz im Kleinformat einen Besuch abgestattet! Pro Tag sind das rund 5 000 Besucher, circa 600 Personen dürfen sich nach einer Sicherheitskontrolle gleichzeitig im Schweizer Haus aufhalten, abgewiesen werden mußte noch kein einziger Besucher. Das Konzept einer weltoffenen Schweiz geht auf. Statt eines leicht zu täuschenden biometrischen Sicherheitssystem in der Art der deutschen Bundesdruckerei, setzt die Schweiz auf Gratis-Eis von Mövenpick und dem Marsfahrzeug der NASA, zu dem die Schweizer Firma Maxon Motor das Antriebssystem beigesteuert hat. Einziger Wermutstropfen beim erfolgreichen Schweizer Marketing: die sehr hohen Preise des ganz ausgezeichneten Essens, das im Restaurant serviert wird. Aber man erhält hohe Qualität und einen freundlichen Service für sein Geld. Silber für die Schweiz.

Der Gewinner der Goldmedaille aber ist Österreich: hier sind alle positiven Eigenschaften der anderen Häusern versammelt, ohne die Spur einer der mehr oder weniger großen Vorbehalte, die beim Test offenkundig geworden sind. Ein kleines Team unter dem Betriebswirt Hannes Maschkan ist es im Garten des Great Wall Sheraton-Hotels gelungen, österreichische Gastfreundschaft nach Beijing zu verpflanzen. Wie beim Deutschen und Schweizer Haus steht auch hier der Gedanke im Vordergrund, den Sportler einen Ort der Zusammenkunft zu verschaffen. Die Großzügigkeit und Offenheit gegenüber der Umgebung ist bei den Österreichern aber am größten: nach Maßgabe vorhandener Plätze steht das Haus jedermann offen (nur bei Medaillenfeiern und Pressekonferenzen, wenn sich besonders viele Österreicher dort versammeln, gibt es einen limitierten Zugang). Wein, Bier, Mineralwasser wurden eigens aus Österreich mitgebracht, das vorzügliche Essen wird in Form eines Buffets vom benachbarten Sheraton angeliefert und ist ebenso wie die Getränke für alle Besucher kostenlos! Finanziert wird das Haus von der österreichischen Lotterieverwaltung. Hannes Maschkan ist beim nationalen olympischen Komitee Österreichs angestellt und auch in Zukunft für die Organisation der Österreichischen Häuser bei Olympia verantwortlich. Beim Aufbau des Hauses in Beijing hat er von der Firma Azur-Media technische Unterstützung erhalten. Zum überragenden Erfolg des Österreichischen Hauses haben das Ehepaar Latzenhofer, Lehrer an der Wiener Hotelfachschule "Modul" und ihre Auszubildenden beigetragen: als sommerliches Praktikum während der Olympischen Spiele in Beijing bedienen acht weibliche und männliche Hotelfachschüler aus Wien, unterstützt von Personal des Sheraton, in perfekter Manier die Gäste. Das traditionsreiche "Modul", eine "Höhere Lehranstalt für Tourismus" verfügt über chinesische Kooperationspartner und Absolventen aus vielen Ländern der Erde, darunter auch aus China. Die Kontakte nach China sind vielfältig. Frau Susanne Latzenhofer, die mit ihren Schülern zum ersten Mal nach China gekommen ist, zeigt sich von Land und Leuten begeistert: "Offenheit und Freundlichkeit der Leute hier sind einmalig! Wir alle fühlen uns sehr wohl und gut aufgenommen in Beijing!" Die Gastfreundschaft, die ihnen in China entgegengebracht wird, geben sie nun an ihre Gäste im Österreichischen Hauses weiter. Wirtschaftlich, gastfreundlich und großzügig erweist sich Österreich in seinem Haus, das keine Bühne für Eitelkeit bietet. Höchste Wertung, Gold für Felix Austria!

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