Da die Bevölkerung Chinas voraussichtlich in den nächsten 10 Jahren schrumpfen wird, sollte mehr Forschung betrieben werden, um sich auf die Herausforderungen vorzubereiten, die durch eine schnell alternde Bevölkerung und eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung verursacht werden, so die Stimme der Demografie-Experten.  

„Der Rückgang wird zu beschleunigten Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur führen, und die Probleme einer alternden Bevölkerung werden deutlich“, sagte Zhai Zhenwu, Direktor der Chinesischen Gesellschaft für Bevölkerungsstudien. „Es gibt immer mehr Menschen, die betreut werden müssen, und das wird sich auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken.“ 

Chinas Bevölkerung wird bis 2029 mit 1,44 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen und dann abnehmen, auch wenn die Fruchtbarkeitsrate leicht ansteigt, so ein Bericht der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) Anfang Januar. 

Wenn die Fruchtbarkeitsrate im nächsten Jahrzehnt unverändert bleibt, wird die Bevölkerung ab 2027 abnehmen und 2065 weniger als 1,2 Milliarden Menschen erreichen, was dem Niveau von 1990 entspricht, heißt es im Bericht. 

„Nachhaltiger Bevölkerungsrückgang in Verbindung mit einer zunehmend alternden Bevölkerung wird zu schwerwiegenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen führen“, sagte der Bericht. 

Die Zahl der Geburten in China werde in den nächsten Jahren trotz der Verabschiedung der landesweiten Zwei-Kind-Politik im Jahr 2016 weiter sinken, da die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter rapide abnehme und die Bereitschaft der Menschen, mehr Kinder zu bekommen, fehle, sagte Zhai. 

Er sagte, dass China zwischen 1985 und 1990 mit jährlichen Geburten von bis zu 25 Millionen Menschen so viele Geburten wie nie zuvor erlebt habe. Aber die Geburtenzahlen sind seit den 90er Jahren zurückgegangen. Das bedeutet, dass nach 1990 weniger Frauen geboren wurden, die heute im gebärfähigen Alter sind. 

„Der Trend, dass die Bevölkerung in den nächsten 10 Jahren abnehmen wird, ist unvermeidlich“, sagte er. „Was wir tun können, ist, den Rückgang zu verlangsamen, um die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Wirtschaft zu minimieren.“ 

Wang Guangzhou, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am CASS-Institut für Bevölkerungs- und  Arbeitsmarktökonomik, sagte, dass mit abnehmender Bevölkerung der Anteil der älteren Menschen in den nächsten Jahrzehnten rapide steigen werde. 

Menschen ab 65 Jahren würden in 30 Jahren 30 Prozent der chinesischen Bevölkerung ausmachen, gegenüber derzeit rund 10 Prozent, sagte er. 

„Die rasante Alterung der Bevölkerung wird großen Druck auf die Pensionskasse und die Arbeitskräfte ausüben, und die Familienmitglieder werden einem beispiellosen Druck ausgesetzt sein, sich um die älteren Menschen zu kümmern“, sagte er. „Auch in Bezug auf die soziale Sicherheit wird diese Entwicklung eine große Herausforderung darstellen.“ 

Yuan Xin, Professor für Bevölkerungsstudien an der Nankai-Universität in Tianjin, sagte, dass durch den allgemeinen Bevölkerungsrückgang und die Alterung die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter – zwischen 15 und 59 Jahren – bis 2050 auf rund 700 Millionen fallen werde, gegenüber dem derzeitigen Niveau von rund 900 Millionen. 

Aber es werde auch dann keinen Arbeitskräftemangel geben, sagte er, aufgrund von Veränderungen in der Struktur der Wirtschaft. Eine Lösung wäre auch, das Rentenalter von 60 auf 65 Jahre anzuheben, was die Zahl der Beschäftigten um 100 Millionen erhöhen würde, sagte er. 

„Mit dem Wegfall einer großen Anzahl billiger Arbeitskräfte, die in den letzten vier Jahrzehnten eine sehr wichtige Rolle bei der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas spielte, sollte China nicht länger auf beschäftigungsintensive Industrien angewiesen sein, um zu wachsen“, sagte er. „Wir sollten uns auf die wissenschaftliche und technologische Forschung und Entwicklung konzentrieren und die Qualität der Arbeitskräfte kontinuierlich verbessern, um den Rückgang auszugleichen.“