Kinder spielen in der Elternschule im Dorf Daxi im Kreis Fengdu im sdüdwestchinesischen Chongqing (Foto: Han Xinhao) 

Bildungskluft 

In China besteht seit langem eine Bildungslücke zwischen ländlicher und städtischer Entwicklung, die sich nicht nur im Bewusstsein der Eltern in Bezug auf die Bildung, sondern auch in der Kompetenz der Lehrer, im Zugang zu Bildungsressourcen wie außerschulischen Aktivitäten und Museen sowie in Bildungsmethoden zeigt. 

Chinas Megastädte Beijing, Shanghai und Shenzhen stehen im internationalen Vergleich mit anderen Großstädten gut da. Viele kleinere Städte und Dörfer in China haben den schnellen Weg der wirtschaftlichen Entwicklung allerdings verpasst, was zu einer schlechten Infrastruktur führte. Das Gefälle ist so offensichtlich, dass viele Menschen glauben, dass Kinder aus armen Familien, insbesondere in ländlichen Gebieten, sich nicht in Wettbewerben mit ihren besser gestellten Kollegen hervorheben können, weil sie bereits im Rückstand sind. 

Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping betonte die Bedeutung der Bildung für die Armutsbekämpfung und erklärte 2014: „Es ist eine grundlegende Lösung zur Bekämpfung der Armut, Kindern in verarmten Familien Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung zu gewähren“. Um die Kluft zwischen ländlichen und städtischen Gebieten zu verringern, hat die Zentralregierung die Investitionen in die ländliche Bildung von Jahr zu Jahr erhöht. 

Die Infrastruktur auf dem Lande verbessert sich ständig. Laut Wang Dianjun, Direktor der Tsinghua University High School, einer führenden Schule in China, bestehen jedoch weiterhin erhebliche Unterschiede in Bezug auf Bildungskonzepte, Modelle und Umgebungen. Es ist noch ein langer Weg bis zur Realisierung einer ausgewogenen Bildung im eigentlichen Sinne, schrieb Wang in einem Artikel, der 2018 im China Education Journal veröffentlicht wurde. 

Nach Wangs Beobachtung fehlt den meisten Schülern in abgelegenen Berggebieten und ländlichen, von Armut geplagten Gebieten die Motivation zu studieren und zu wissen, welche Entwicklungsmöglichkeiten sie in Zukunft haben könnten, da sie in ihrer Umgebung in Vision und Vorstellungskraft begrenzt sind. 

Wangs Meinung entspricht der von Jack Ma, Mitbegründer und Vorsitzender der Alibaba Group, einem multinationalen E-Commerce-Riesen. „Wenn die Dorflehrer selbst keine Vision und Vorstellungskraft haben, wie können wir dann erwarten, dass die Kinder das haben?“,  sagte Ma bei der jährlichen Verleihung des Rural Teacher Award, der seit 2015 eingerichtet wurde, um Landlehrer in Sanya, Provinz Hainan, auszuzeichnen. Die Jack Ma Foundation bot herausragenden Schulleitern von Landschulen im vergangenen Jahr die Möglichkeit, die USA und die Vereinten Nationen zu besuchen. 

Das Aufkommen neuer Technologien trägt dazu bei, die Bildungslücke zu schließen. Schüler in einigen armen Gebieten können jetzt gemeinsam mit Schülern guter Schulen Online-Kurse absolvieren. So hat die Beijing Royal School 2013 Programme mit der Jinggangshan Mittelschule in der Provinz Jiangxi eingerichtet. Durch die Live-Streaming-Technologie können Mittelschüler Englisch mit ausländischen Lehrern gleichzeitig mit ihren Schulkollegen in Beijing lernen. 

„Jedes Kind sollte eine faire und qualitativ hochwertige Ausbildung genießen können. Dies ist das Ziel der gezielten Armutsbekämpfung durch Bildung“, sagte Wang Guangfa, Direktor der Beijing Royal School.