日本語 Français English 中 文
  • descriptiondescription
Startseite China International Wirtschaft Kultur Porträt Bilder Video
Startseite >> China

Zehn Jahre Neue Seidenstraße: Was hat die Initiative richtig gemacht, was muss noch besser werden?

Von Hu Biliang  ·   2023-10-10  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Seidenstraßeninitiative
Druck
Email

In diesem Jahr feiert die Seidenstraßeninitiative, auch als Belt and Road Initiative (BRI) bekannt, ihr zehnjähriges Bestehen. Im vergangenen Jahrzehnt sind aus Visionen Realität geworden. Auch wenn wir bei einem so denkwürdigen Anlass genügend Grund zum Feiern haben, sollten wir uns dennoch die Zeit nehmen, innezuhalten und über das Erreichte nachzusinnen. 

Womit sollten wir uns auseinandersetzen? Tatsächlich bietet uns die Initiative und ihre jahrzehntelange Praxis viel Raum, um über das Erreichte nachzudenken. Einige Fragen, die mir in diesen Zusammenhang, gerade anlässlich des Jubiläums, durch den Kopf gehen und über die ich nachgegrübelt habe, sind: Was hat die Seidenstraßeninitiative bisher richtig gemacht? Und warum hat sie die Unterstützung und Beteiligung so vieler Länder und internationaler Organisationen erhalten? Aber eben auch: Wo gab es noch Verbesserungsspielraum bei der Umsetzung? Was sind die Gründe, warum einige Länder und Menschen die Initiative missverstehen oder gar absichtlich verzerren und angreifen, warum sie auf Konfrontationskurs gehen und versuchen, die Initiative kleinzuhalten?  

Errungenschaften des letzten Jahrzehnts 

Eine Reihe frischer Daten untermauert die Erfolge des chinesischen Großprojekts: Bis zum 6. Januar 2023 hatte China mehr als 200 Abkommen mit insgesamt 151 Ländern und 32 internationalen Organisationen zur Zusammenarbeit im Rahmen der Initiative unterzeichnet. Zahlreiche Infrastrukturprojekte wurden gestartet, von denen eine beträchtliche Zahl bereits fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde, darunter die Eisenbahnverbindungen zwischen China und Laos, Mombasa und Nairobi sowie Addis Abeba und Dschibuti, die Karakorum-Autobahn, die Schnellstraße Phnom Penh-Sihanoukville, die Maputo-Katembe-Brücke, die China-Maldiven-Freundschaftsbrücke sowie die Peljesac- und die Padma-Brücke und auch die Häfen Gwadar, Hambantota und Kyaukpyu.  

Auch ein Blick auf Energieprojekte, insbesondere im Bereich der neuen Energien, lohnt sich. Auch hier wurden etliche Vorhaben bereits in Gang gesetzt. Dazu gehören das Kernkraftwerk Karachi, das Wasserkraftwerk Karot, das Kaskaden-Wasserkraftwerk Nam Ou, das Windkraftprojekt De Aar, das Solarkraftwerk Al Dhafra PV2 und das 120-Megawatt-Solarprojekt Noor Tafilalt in Marokko. 

Im Zuge der internationalen Zusammenarbeit zur Steigerung der Produktionskapazitäten entstanden im Rahmen der BRI zahlreiche Industrieparks in Entwicklungsländern in Asien, Afrika und Lateinamerika, aber auch in Europa. Beispiele hierfür sind der Industriepark China-Weißrussland, der chinesisch-thailändische Industriepark Rayong, der Eastern Industry Park in Äthiopien und die Sonderwirtschaftszone Sihanoukville. Immer mehr chinesische Firmen sowie Unternehmen aus aller Welt bauen sich Präsenzen in diesen Industrieparks auf. 

   

Ein Blick auf die türkische Canakkale-1915-Brücke. Im Juni 2022, als dieses Bild entstand, waren gerade Renovierungsarbeiten in vollem Gange.  

Darüber hinaus haben China und die BRI-Partnerländer gemeinsam eine Reihe von Labors für die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit und Forschung eingerichtet, unter anderem in den Bereichen Wüstenbekämpfung, moderne Landwirtschaft, Gesundheit, Meeresbiologie und neue Energien. Deutlich erkennbar sind auch Erfolge in vielen anderen Aspekten: Über die Routen der Neuen Seidenstraße gelangte Chinas Hybridreis erfolgreich auf den afrikanischen Kontinent, was die Getreideerträge in den afrikanischen Ländern erheblich gesteigert hat. Chinesische Juncao-Technologie half den Menschen in den Inselstaaten des Südpazifiks, sich aus der Armut zu befreien und Wohlstand zu erlangen. Die Güterzüge zwischen China und Europa haben den Bemühungen um den Aufbau stabiler Liefer- und Industrieketten auf dem eurasischen Kontinent neuen Schwung verliehen. Chinas neuer Land-See-Korridor verbindet die westlichen Regionen des Landes erfolgreich mit mehr als 300 Häfen in über 100 Ländern. 

In den letzten zehn Jahren haben chinesische Unternehmen rund eine Billion US-Dollar in BRI-Projekte investiert. Die Gelder kamen direkt oder indirekt einer Gruppe von Ländern zugute, deren Bevölkerung 65 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Mit ihrer Hilfe wurden Basisinfrastrukturen wie Wasser-, Strom- und Gasversorgung sowie die Bildungs- und Gesundheitsangebote in diesen Ländern rasch verbessert. Infolgedessen sanken auch die Transportkosten, der Industrialisierungsprozess gewann merklich an Fahrt und neue Arbeitsplätze entstanden. All diese Errungenschaften sind der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder unmittelbar förderlich und tragen zu deren Bemühungen um die Armutsbekämpfung bei. 

Gleichzeitig sieht man, dass sich die Investitionspräsenz chinesischer Firmen durch die gemeinsame Umsetzung der Seidenstraßeninitiative in Übersee erweitert hat. Der Bau von Großprojekten kann bis zu einem gewissen Grad auch die Handelskooperation zwischen China und seinen Partnerländern fördern. In diesem Sinne kann man mit Fug und Recht sagen, dass der gemeinsame Aufbau der BRI für die gemeinsame Entwicklung Chinas und der Teilnehmerländer klar von Vorteil ist.   

Wie wurden diese Errungenschaften erzielt? 

Meines Erachtens hat die Seidenstraßeninitiative in den letzten zehn Jahren mindestens drei Dinge goldrichtig gemacht : 

Erstens hat man sich auf das richtige Thema konzentriert, nämlich die Entwicklungsförderung. Bei der Umsetzung des Mammutprojekts geht es darum, die Entwicklung zu fördern, und zwar auf verschiedene Weise, einschließlich Fortschritten in den Feldern Infrastruktur, Energiewirtschaft, Handel, Industrialisierung, Urbanisierung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. Die Initiative greift dabei auf nationaler ebenso wie auf regionaler und globaler Ebene.  

Die wirtschaftliche Entwicklung, die sowohl die Grundlage als auch den Schwerpunkt der Initiative bildet, hilft den Ländern der Welt, einschließlich Chinas, ihren Modernisierungsprozess zu beschleunigen. Auch fördert sie die allseitige Entwicklung der Menschen und den gesamtgesellschaftlichen Fortschritt. All dies trägt zu den Bemühungen um die Verwirklichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen für 2030 bei. 

Zweitens wurde der richtige Umsetzungspfad gewählt, sprich beim Aufbau von Infrastruktur angesetzt. Die Seidenstraßeninitiative zielt darauf ab, ein besseres regionales und globales Konnektivitätsnetzwerk zu schaffen, das die freie Zirkulation verschiedener produktionsfaktoren ermöglicht. Dies trägt dazu bei, die Geschäftskosten zu senken und ein effizienteres, vernetztes regionales und globales Wachstum zu erreichen. 

Drittens hat man auf das richtige institutionelle System gesetzt, dessen Ziel klar formuliert wurde, nämlich die Menschheit zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenzuschweißen. Ein Ziel, auf das auch die Grundprinzipien der Initiative klar hinweisen: Offenheit und Inklusivität sowie die Orientierung an Mitreden, Mitgestalten und Mitprofitieren. Umgesetzt wurde dabei ein Kooperationsansatz, der sich durch staatliche Führung, Marktorientierung, die führende Rolle der Unternehmen, pragmatische Zusammenarbeit und die Einhaltung internationaler Standards auszeichnet.  

Warum gibt es dennoch kritische Stimmen? 

Da die Initiative in diesen Schlüsselaspekten eigentlich alles richtig gemacht hat, stellt sich also die Frage: Warum lehnen einige Länder und Kritiker das Vorhaben immer noch ab?  

Erstens existieren einige Missverständnisse. Was beispielsweise das Thema des gemeinsamen Aufbaus der Initiative angeht, die die globale Entwicklung fördern soll, so glauben einige Länder und Menschen fälschlicherweise, China strebe dadurch Hegemonie an. Auch wird teilweise kritisch beäugt, dass der Schwerpunkt der Initiative auf dem Aufbau von Infrastruktur liegt, der den freien Fluss von Produktionsfaktoren und damit letztlich die gemeinsame globale Entwicklung erleichtern soll. Einige Kritiker werfen China in diesem Zusammenhang jedoch vor, eine „Schuldenfallen-Diplomatie" und Neokolonialismus zu betreiben. Ziel sei es, so die Unterstellung, andere Länder politisch zu kontrollieren und wirtschaftlich auszuplündern. Da die Seidenstraßeninitiative erst zehn Jahre alt ist, gibt es bei der Erforschung der internationalen Zusammenarbeit im Rahmen der Initiative sowie auch mit Blick auf die internationale Kommunikation sicherlich noch Verbesserungsbedarf. Missverständnisse sind zwar letztlich unvermeindlich. Dennoch muss man klar sagen, dass sich China in den genannten Bereichen noch mehr anstrengen muss, damit die internationale Gemeinschaft die Initiative besser einordnen kann.  

   

Internationales Teamwork: Mitarbeiter aus China und Indonesien wirken im Juli 2023 im indonesischen Bandung gemeinsam am Bau der Station Tegalluar der Hochgeschwindigkeitsstrecke Jakarta-Bandung mit.  

Zweitens wurden Stimmen laut, dass etliche zusammenhängende Projekte nicht gut genug umgesetzt wurden. Zum Beispiel wird behauptet, dass es bei der Umsetzung an Informationstransparenz gemangelt habe. Andere beschuldigten die beteiligten Unternehmen, die Umwelt zu zerstören. Kritisiert wird außerdem, dass bei den Projekten nicht genügend einheimische Arbeitskräfte bzw. weibliche Arbeitskräfte eingestellt wurden und es angeblich Mängel beim Arbeitsschutz gab.  

Ich selbst habe mehr als 20 BRI-Projekte vor Ort in Augenschein genommen. Mein Fazit ist, dass die Projekte, die ich besichtigt habe, allesamt positive Veränderungen bewirkt haben. Sie haben die Verkehrsbedingungen und die Stromversorgung der Teilnehmerländer verbessert sowie die Entwicklung des Handels und die Industralisierung forciert. Auch konnte ich sehen, wie die besagten Projekte den Teilnehmerländern dabei geholfen haben, die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und die Armut zu verringern. Sie trugen zudem zu einer Steigerung der Exporteinnahmen bei und haben die Bildungs- und Gesundheitsdienste verbessert.  

Dass nach wie vor einige Probleme bestehen, steht außer Frage. Hier darf man sich nichts vormachen. So stellte ich beispielsweise fest, dass einige Projekte nach ihrer Inbetriebnahme kaum über die Runden kamen, was zu einem erheblichen finanziellen Druck führte. Bei manchen Industrieparks konnten nach ihrer Fertigstellung die Investitionen und der Bau von Nebenanlagen nicht wie erwartet durchgeführt werden. Obendrein gab es bei einigen der frühen BRI-Projekte Umweltprobleme, die in der örtlichen Bevölkerung für Unmut sorgten. Zudem zwangen in etlichen Ländern politische Instabilität und häufige politische Veränderungen mehrere BRI-Projekte zum Stillstand, was zu wirtschaftlichen Verlusten führte. Auch litten mancherlei Projekte an den Umwälzungen in der internationalen Geopolitik.  

Drittens stellen sich auch ein paar ausländische Länder im Interesse ihrer eigenen strategischen Ziele gegen die Seidenstraßeninitiative, verzerren oder attackieren sie, gehen bewusst auf Konfrontationskurs oder versuchen, die Unternehmung einzudämmen. 

Was kann in Zukunft getan werden? 

Was wir letztendlich brauchen, ist ein objektiver Blick auf das Großprojekt. Soll die Initiative in Zukunft noch besser werden, so müssen wir meiner Meinung nach insbesondere zwei Aspekte ins Visier nehmen:  

Einerseits sollten die chinesische Regierung und heimische Unternehmen die Zusammenarbeit mit der Regierung des Gastlandes und den lokalen Firmen verstärken. Während sie die wirtschaftliche Entwicklung des Gastlandes mit BRI-Projekten weiter fördern, sollten sie in Zukunft der Förderung der gesellschaftlichen Entwicklung noch mehr Aufmerksamkeit schenken. Insbesondere muss die Durchführung von BRI-Projekten stärker dazu beitragen, den Schutz der Menschenrechte in den Gastländern zu verbessern, einschließlich der Verbesserung der Rechte der lokalen Bevölkerung auf Beschäftigung, Bildung und Sicherheit, ihrer Umweltrechte, der digitalen Rechte sowie der Rechte von Frauen und Kindern.  

Andererseits erfordern Infrastrukturprojekte in der Regel hohe Investitionen und einen langen Bauzyklus, werfen aber nur eine geringe Rendite ab und sind oft anfällig für geopolitische und makroökonomische Entwicklungen. Daher ist es vonnöten, das Bewusstsein chinesischer Investoren für die Risikoprävention zu schärfen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. 

Auch sollten sich chinesische Firmen besser vor politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und rechtlichen Risiken schützen, um die Sicherheit ihrer Investitionen in BRI-Projekte und deren finanzielle Nachhaltigkeit zu gewährleisten. So kann die Seidenstraßeninitiative auf nachhaltige und hochwertige Weise in greifbare Vorteile für alle Seiten umgemünzt werden.  

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass China und die an der Seidenstraßeninitiative beteiligten Länder und Unternehmen ihre Zusammenarbeit weiter verstärken sollten. Auf Grundlage der Erfahrungen und Lehren aus dem vergangenen Jahrzehnt müssen sie der Welt durch praktische Maßnahmen beweisen, dass der gemeinsame Aufbau der Initiative die gemeinsame globale Entwicklung ganz real fördert. Und sie müssen zeigen, dass das Projekt den Lebensstandard und das Wohlergehen der Menschen auf der ganzen Welt erhöht, allen Beteiligten greifbare Vorteile bringt und die Menschenrechte fördert. Kurzum: Wir müssen beweisen, dass die Initiative tatsächlich dazu beiträgt, die Menschheit zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammenzuschweißen.  

*Der Autor ist Exekutivdekan und Professor für Wirtschaft an der Belt and Road School der Beijing Normal University. 

LINKS:

Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


京ICP备08005356号-2 京公网安备110102005860号