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Es ist Zeit, die Globalisierung zu überdenken

Von Kerry Brown  ·   2016-08-18  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: G20
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Furcht und Elend 

Zu den gemeinsamen Themen der G20-Länder zählen Ungerechtigkeit und Ungleichverteilung, Probleme, die der Antiglobalisierungsbewegung zugrunde liegen. Gesellschaften wollen Anreize für Innovationen bieten; sie wollen unternehmerische Persönlichkeiten ermutigen und eine dynamische Wirtschaft und Unternehmen. Aber Studien vom bekannten französischen Wissenschaftler Thomas Piketty bis hin zum britischen Ökonomen Richard Wilkinson zehn Jahre zuvor - haben gezeigt, dass die Ungleichverteilung in der industrialisierten Welt und mittlerweile auch in den Schwellenländern, niemals stärker ausgeprägt war.  

Der Gini-Koeffizient ist das am häufigsten genutzte statistische Maß für wirtschaftliche Ungleichverteilung, ein Wert von 1 steht dabei für absolute Ungleichverteilung (d.h. eine Person besitzt das gesamte Vermögen und alle anderen haben nichts) und 0 steht für absolute Gleichheit, d.h. jeder besitzt genau dasselbe. Legt man diesen Maßstab zugrunde, sind die USA, China sowie Teile Lateinamerikas, Afrikas und Europas zurzeit Gesellschaften mit einer starken Ungleichverteilung. Während nordeuropäische Länder wie Schweden, Dänemark und Norwegen mit Gini-Koeffizienten von rund 0,25 einen hohen Grad an Gleichheit aufweisen, liegt er in China bei 0,46, in den USA bei 0,45 und in Großbritannien bei 0,32.  

Auch wenn das Phänomen der zunehmenden Ungleichverteilung bekannt ist, bleibt unklar, wie man damit umgehen sollte. Steuerliche Umverteilungssysteme stellen eine Lösungsmethode dar, aber sie haben sich als schlecht für gehobene Vermögensverhältnisse erwiesen und im Hinblick auf Unternehmen sind sie größtenteils gescheitert. Die Möglichkeit transnationaler Unternehmen, vorteilhafte Steuersysteme ausfindig machen zu können, war in den jüngeren Jahren in den USA und in der EU hoch umstritten. In einem Zeitalter, in dem der Handel zu großen Teilen übers Internet abläuft, ist der tatsächliche Geschäftsstandort des Unternehmens, an dem Steuern anfallen, unklarer geworden und schwieriger zu handhaben. Die Empörung darüber, dass große Unternehmen wie Amazon, Appel und Starbucks gewaltige Gewinne machen können, aber dennoch nur begrenzt Steuern zahlen, ist einer der Faktoren, die zur Ablehnung der Globalisierung beitragen.  

Ein weiterer Aspekt ist der Überdruss angesichts von Sparmaßnahmen. Für große Teile der Gesellschaft in den USA und der EU stagnieren die Gehälter, die Arbeitsplatzsicherheit hat nachgelassen. Viele Menschen in Großbritannien machen die Einwanderer für die widrigen wirtschaftlichen Umstände verantwortlich, obwohl wissenschaftliche Studien zeigen, dass sie normalerweise das Wachstum anregen. Es gibt Befürchtungen, dass die Öffnung zu ausländischen Märkten die Unsicherheit im eigenen Land vergrößern könnte. Fast zehn Jahre sind seit dem Beginn der griechischen Schuldenkrise 2007 vergangen. Die Auswirkungen zeigen sich jedoch weiterhin, das öffentliche Misstrauen und die Wut auf die Banken, das internationale Finanzsystem und das liberale Marktsystem sind weiterhin groß.  

Dialog der Zukunft  

Die G20-Mitglieder stehen alle vor der Frage,wie mit den Vor- und Nachteilen der Globalisierung umzugehen ist, und müssen Wege finden, positive Aspekte des ungehinderten Zugangs zu anderen Märkten zu erhalten und die eigenen Märkte und Kernwählerschaften zu schützen.  

Während jedes Land, ob China, die USA oder Australien, seine eigenen Probleme mit der Globalisierung hat, lässt sich die Erkenntnis, dass man sich mit Ungleichverteilung, ungleicher Entwicklung und öffentlichem Unwohlsein befassen muss, nicht vermeiden. Ein neuer globaler Dialog über die Globalisierung und ihre Auswirkungen muss beginnen. Was in den letzten 20 Jahren von manchen als ausschließlich positiv betrachtet wurde, sieht mittlerweile doch komplexer aus.  

Der Autor ist Direktor des Lau China Institute am King's College London

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