Eine neue Güterzuglinie zwischen der ostchinesischen Stadt Yiwu (Provinz Zhejiang) und London wurde am Sonntag eröffnet. Ziel der Linie ist es, die Zeit und Kosten für den Gütertransport zwischen den beiden Ländern zu verringern. 

Der neue Dienst, der für die Lieferung der Ware 18 Tage benötigt, wird von China Yiwu Timex Industrial Investment angeboten. Die Firma hat bereits seit einem Jahr die Güterzuglinie Yiwu—Duisburg—Madrid im Programm, auf der zweimal in der Woche Züge verkehren. London soll während der Probephase einmal pro Woche angefahren werden. 

Oscar Lin, Leiter der in London ansässigen Onetwothree Logistics, dem alleinigen britischen Agenten für den Service, sagte: "Dieser Service ist für die internationale Partnerschaft zwischen Großbritannien und China nach dem Brexit besonders wichtig." 

Onetwothree Logistics ist zuständig für die Abwicklung der Verzollung und Auslieferung der chinesischen Exportwaren, sowie für das "Einsammeln" der britischen Exporte für den Zug zurück nach China. Lin sagte, dass das größte Hindernis für eine UK-China-Güterzuglinie die Verhandlungen mit all den Regierungen in den Ländern entlang der Route gewesen sei, außerdem sei es schwierig gewesen, die geeignetste Route ausfindig zu machen – mit genau den Strecken, die man brauchte, um die Linie zu komplettieren. 

Der neue Service zeigt den Trend der zunehmenden Konkurrenz zwischen chinesischen Logistikunternehmen, die den grenzüberschreitenden Handel China—Europa bedienen wollen. Im November 2015 hatte STO Express aus Shenzhen als erstes chinesisches Lieferunternehmen die Gründung einer eigenen Flotte an Flugzeugen und Lkws für Lieferungen in ganz Europa bekannt gegeben. 

Die Frachtmaschinen des Unternehmens heben drei Mal pro Woche ab. Die Waren gelangen von Hongkong nach Prag und können von dort in alle Länder Europas, einschließlich Großbritannien, geliefert werden. Die Firma sagte, sie wolle den großen globalen Unternehmen wie DHL und UPS in den nächsten Jahren ein Viertel des mit China in Verbindung stehenden Logistikmarktes abluchsen. Das Unternehmen verlangt nur die Hälfte der Gebühren, die DHL und UPS ihren Kunden abknöpfen. 

Die Statistiken des chinesischen Marktforschungsunternehmens iResearch zeigen, dass Chinas grenzüberschreitenden Einfuhren von 100 Milliarden Yuan (14 Mrd. Euro) im Jahr 2014 auf 150 Milliarden Yuan (2015) gewachsen sind. Prognosen zufolge sollen sie 2016 auf 210 Milliarden Yuan gestiegen sein. 

Die neue Güterzuglinie wird von der Industrie begrüßt. 

Mike White, Technischer Leiter bei der britischen Brunel Projekt Cargo, sagte: "Das wird die Art und Weise ändern, wie viele Spediteure und Verlader ihre Importe und Exporte von und nach China sehen." 

Der entscheidende Vorteil des Güterzugs seien die schnellen Lieferzeiten, so White. Der Zug biete sich vor allem für Exporteure an, bei deren Produkten es während der Produktion zu Verspätungen kam und die bei der Auslieferung Zeit sparen wollen. 

Die Lieferung per Schienengüterverkehr kostet nur halb so viel wie die Luftfracht und nimmt nur die Hälfte der Zeit in Anspruch, die man bei der Seefracht einkalkulieren muss. 

Lin sagte, dass mit der Linie vor allem der Handel China-UK bedient werden soll. Es werde aber auch Haltestellen in Deutschland und Frankreich geben, um den Handel zwischen China und Europa weiter zu fördern.