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Nicolas Bideau: Der Mann hinter der „Marke Schweiz“

Von Marcel Iseli  ·   2018-10-12  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Schweiz;Olympische Winterspiele;China
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Die Beijing Rundschau hat sich mit Nicolas Bideau, dem Chef von Präsenz Schweiz, getroffen, um über das Image der Schweiz in China, die Rolle der Schweiz an den Olympischen Winterspielen von Beijing 2022 und Kooperationsprojekte zwischen den beiden Nationen zu sprechen.  

[BR:] Herr Bideau, China scheint in Ihrem Leben ja schon früh eine große Rolle gespielt zu haben, denn nach Ihrem Studium der Politikwissenschaft und Sozialwissenschaft sind Sie nach Beijing gegangen, um dort Ihre Post-Graduate-Studien zu verfolgen. Wie kam es dazu? 

[Nicolas Bideau:] China hat mich damals sehr fasziniert. Ich war neugierig und wollte neue Kulturen kennenlernen. Es war wohl das Exotische, das mich an China besonders gereizt hat. Mit rund 22 Jahren begab ich mich nach Beijing, um dort dann später an der Peking Universität meinen PHD in Soziologie zu machen. Mein primäres Interesse galt der Gesellschaft. Vor allem die neuzeitliche Gesellschaft hat mich brennend interessiert. Im Rahmen meines PHDs habe ich mich mit dem Thema The Rise of a Middle Class in China“ auseinandergesetzt. 

Wie war es damals für Sie in Beijing zu sein? Haben Sie auch Chinesisch gelernt? 

Beijing zeigte sich damals von einer ganz anderen Seite. Die Reform und Öffnung Chinas hatte dazumals erst gerade begonnen und Deng Xiaoping machte sich für das Unternehmertum stark. Und wir, als ausländische Studenten, waren eine Art Inspirationsquelle für diese Bewegung. Vor allem im Bereich der Unterhaltung und in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Viele Chinesen wollten zu dieser Zeit ausländische Restaurants eröffnen: Italienische Restaurants, Deutsche Restaurants, Französische Restaurants und so weiter. Wir Ausländer wurden dann schnell einmal zu Beratern in dieser Sache. 

Chinesisch habe ich nebenbei gelernt. In meiner Freizeit machte ich gerne Sport. Da ich ein ziemlich guter Fußballspieler war, gelang mir schnell einmal der Sprung ins Fußballteam der Peking Universität. Mein Chinesisch hat sich dadurch stark verbessert, denn auf dem Fußballplatz wurde viel und heftig diskutiert und argumentiert.  

Seit 2011 vertreten Sie in Ihrer Funktion als Chef von Präsenz Schweiz nun das Schweizer Image im Ausland. War das immer Ihr Ziel und Ihre Leidenschaft, die Schweiz nach außen zu vertreten? 

Ja und Nein. Die Schweiz auf klassische Art und Weise zu vertreten, wie dies normalerweise Ambassadoren tun, mit dieser Idee konnte ich mich nie besonders anfreunden. Was mich wirklich interessierte, war die Herausforderung, das wahre Wesen der Schweiz ans Licht zu bringen, sprich das Land von der stereotypischen Vorstellung über die Schweiz zu lösen und aufzuzeigen, was die Schweiz wirklich ausmacht.  

Ihr diesjähriger Besuch in Beijing steht fest im Zusammenhang mit der Schweizer Präsenz an den Olympischen Winterspielen in Beijing 2022, wo die Schweiz in Form des House of Switzerland vertreten sein wird. Können Sie uns mehr darüber erzählen? 

Ich war bereits letztes Jahr in China. Wir hielten Ausschau nach einem geeigneten Standort für das House of Switzerland. Bei diesem Besuch ist das Ziel dasselbe, nämlich einen optimalen Standort für das House of Switzerland zu finden. Wir wollen unbedingt da sein, wo die Leute sind. Denn vieles läuft über Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir haben einige Ideen: Vielleicht Sanlitun, Wangfujing oder Qianmen. Jedenfalls sollte es im Herzen Beijings sein. Im Vergleich zu den Olympischen Winterspielen in Südkorea, wo die Schweiz ebenfalls in Form des House of Switzerland für sich Werbung machte, ist die Frage des Standortes in Beijing allerdings um einiges einfacher, da hier die Stadt im Herzen der Winterspiele liegt. 

In Südkorea hingegen waren die Winterspiele dezentralisiert und so war es für uns sehr schwierig, einen geeigneten Standort zu finden. Außerdem ist der chinesische Markt für Schweizer Unternehmen äußerst interessant. Das ist ein wichtiger Punkt, denn ein Drittel unseres Budgets für dieses Projekt stammt aus privaten Finanzierungsmitteln.  

Inwieweit wird sich das Image, welches die Schweiz in Beijing gegen außen repräsentieren will, von dem unterscheiden, was wir in Südkorea gesehen haben? 

In Südkorea waren wir sehr nahe an den Veranstaltungen dran. Da mussten wir zwingend alles auf die Karte „Winter“ setzen. In Beijing ist dies anders. Da wir unsere Präsenz im Herzen der Stadt haben werden, können wir neben der Winterkarte auch andere Trümpfe ausspielen und so den Leuten weitere fortschrittliche Aspekte der Schweiz näherbringen. Das ist natürlich ein Vorteil. Und wir können so China zeigen, was die Schweiz sonst noch so alles kann.  

Die Schweiz ist bekanntlich eine Expertin im Wintersport und im Wintertourismus. Was denken Sie persönlich, was die Schweiz China hinsichtlich der Winterspiele 2022 in Beijing mit auf den Weg geben könnte? 

Meiner Ansicht nach wäre es falsch, sich hier nur über die offensichtlichen Dinge wie Ski- und Snowboardfahren Gedanken zu machen. In der Schweiz haben wir über viele Jahre ganze Skigebiete hochgezogen und darauf Wert gelegt, dass wir die besten und größten Skilifte und so weiter installieren konnten. Dann passierte lange nichts mehr und irgendwann begannen die Leute allmählich festzustellen, dass solche Skigebiete weitaus mehr sind als nur das Angebot von klassischen Wintersportarten wie Ski- und Snowboardfahren. Denken Sie beispielsweise an die Gastronomie oder an andere Aktivitäten, die im Schnee ausgeübt werden können. Man muss sich die Frage stellen: Was erwarten die Leute wirklich von so einem Gebiet und was muss man alles bieten, damit diese Bedürfnisse befriedigt werden können? Die Diversifikation von Winter ist hier zentral. Damit sollte sich China meines Erachtens zuallererst auseinandersetzen, damit später dann etwas Nachhaltiges geschaffen werden kann. Die Frage der Nachhaltigkeit erachte ich hier dementsprechend als absolut zentral.  

Im Hinblick auf Beijing 2022, gibt es konkrete Kooperationsprojekte zwischen der Schweiz und China? 

Der Schweizerische Skiverband „Swiss-Ski“ kooperiert mit dem chinesischen Skiverband. Die Schweizer wollen dabei die chinesischen Skiprofis sportlich unterstützen. Doch nicht nur auf sportlicher Ebene fungiert die Schweiz als Berater, sondern auch im Aufbau von Skigebieten leistet die Schweiz Support. So gibt es beispielsweise eine Partnerschaft mit dem bekannten Schweizer Wintersportgebiet Verbier.  

Die Schweiz hat die Olympischen Winterspiele bereits zweimal ausgetragen. Auch für die Winterspiele 2026 hat die Schweiz mit Sion kandidiert. Leider erfolglos. Wie stehen Sie dazu? 

Ich bin natürlich enttäuscht vom Resultat. Ich habe mich für Sion 2026 stark gemacht und war auch Teil des Organisationskomitees. Überraschend für mich war es, dass das Projekt Sion 2026 vor allem am mangelnden Support der jungen Generation scheiterte. Der Jugend in der Schweiz scheint ein wenig die Fähigkeit zu fehlen, auch einmal über den Tellerrand hinausschauen zu können. Dazu kommt, dass sich die Schweizer mit Großprojekten allgemein eher schwertun.  

Die Schweiz ist in China ja längst nicht nur für Wintersport, sondern auch für Schweizer Uhren, Schweizer Banken, Schweizer Taschenmesser und Schweizer Schokolade bekannt. Abgesehen von all diesen Produkten, wo sehen Sie weitere Möglichkeiten für Schweizer Produkte in China Fuß zu fassen? 

Die meisten der bekannten Schweizer Produkte in China sind nicht digital. Die Schweiz hat aber auch in diesem Bereich spannende Produkte zu bieten. Ein Produkt, das mir in diesem konkreten Zusammenhang in den Sinn kommt, ist die Drohne.  

Die Schweiz hat eine spannende Drohnenindustrie mit mehr als 80 Unternehmen, die in diesem Metier tätig sind. Die Schweiz als Drohnen-Nation ist definitiv etwas, was wir in Zukunft fördern möchten. Denn wer als Drohnen-Nation wahrgenommen wird, der wird automatisch auch als Tech-Nation gesehen. Doch die Schweiz wurde bis anhin leider zu wenig als solche aufgefasst. Die Schweiz steht allgemein für Luxusgüter, Schokolade, Käse und Natur, nicht aber für fortschrittliche Technologie. Zu Unrecht, wie ich finde. 

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Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


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