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„Es ist schon einige Zeit her, dass ich zuletzt vor die Tür gegangen bin“

Von Wei Hongchen  ·   2020-04-17  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Deutschland;COVID
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Die COVID-19-Pandemie breitet sich weiterhin in der ganzen Welt aus, wobei die Zahl der bestätigten Fälle inzwischen die Zwei-Millionen-Marke überschritten hat. In ganz Europa ist der Kampf gegen die Epidemie gerade in die schwierigste Phase eingetreten. Offiziellen Angaben der chinesischen Botschaft in Deutschland zufolge gibt es derzeit rund 200.000 Auslandschinesen, Studenten und Mitarbeiter chinesischer Unternehmen in Deutschland. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Veränderungen sie derzeit in ihrem Leben und bei ihrer Arbeit erleben – welche Sorgen und Erwartungen haben sie? 

„Die Arbeit steht still, doch der Geist nicht“ 

„Es ist schon einige Zeit her, dass ich zuletzt vor die Tür gegangen bin. Ich weiß noch nicht einmal, wie das Wetter draußen ist“, scherzt Du Xiang, der in Düsseldorf arbeitet und seit dem COVID-19-Ausbruch sein Haus ohne besonderen Grund kaum verlassen hat.   

Du Xiang ist Geschäftsführer der deutschen Repräsentanz eines von China finanzierten Unternehmens. Die aktuelle Seuchenlage hat das Unternehmen fast vollständig gelähmt. Konzentriert auf Maschinenbau besteht das Geschäft des Unternehmens vor allem darin, Stahlkastenträger, Schildmaschinen und Eisenbahnweichen nach Europa zu exportieren. Du Xiangs Aufgabe ist es, Ausschreibungsinformationen mit Deutschland als Fokus zu sammeln und sich auf die Ausschreibungen von Unternehmen in ganz Europa vorzubereiten. 

„Viele Eisenbahnstrecken in europäischen Ländern stehen vor der Veralterung, und infolgedessen steigt die Nachfrage nach Weichen deutlich an. Um unseren Geschäftsumfang hier zu erweitern, hatten wir ursprünglich geplant, im ersten Halbjahr mehr Personal nach Deutschland zu entsenden“, sagte Du Xiang, „aber die aktuelle Situation lässt das nicht zu, und derzeit bleibt viel Arbeit einfach liegen.“  

 

In einem Supermarkt in Düsseldorf sind die Waren in den Regalen ausverkauft. (Foto: Du Xiang)    

Anderswo ist die Lage noch kritischer. Am 9. März erließ der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte aufgrund der Verschlechterung der Seuchenlage ein Dekret, das am späten Abend ankündigte, die Sperrzone in Norditalien auf das ganze Land auszudehnen. In der Folge haben immer mehr Länder der Europäischen Union ihre Grenzen dicht gemacht. Laut Du sei eines der Projekte in Italien, an dem sein Unternehmen sich beteiligen wolle, bereits in eine wichtige Phase für die zweite Runde der Ausschreibung eingetreten. Da Conte aber das ganze Land abgeriegelt habe, sei das Projekt vorerst auf Eis gelegt worden. Gleichzeitig wurden auch die Aktivitäten des Unternehmens in anderen europäischen Ländern ausgesetzt – natürlich mit großen Verlusten. 

All dies ist jedoch nicht das Schlimmste für ihn. Die Einnahmen sinken, aber Miete, Büromiete und Arbeitskosten bleiben bestehen. „Das ist eine schwierige Herausforderung für uns“, betonte Du.

Als „Ausstellungsland“ werden in Deutschland jedes Jahr hunderte von internationalen Fachmessen abgehalten. Dus Unternehmen nimmt an der internationalen Fachmesse für Bahn- und Verkehrstechnik(InnoTrans) teil, die jedes Jahr im September in Berlin stattfindet, um seine Geschäftsmöglichkeiten über diese Plattform zu erweitern. Wegen der Epidemie hat Deutschland in diesem Jahr jedoch viele internationale Ausstellungen verschoben oder aufgehoben. Bislang hat der Veranstalter der InnoTrans noch nicht offiziell mitgeteilt, ob die Messe wie geplant stattfinden wird. Du Xiang sieht derzeit wenig Grund zur Hoffnung. „Die Auswirkungen der Epidemie auf den Betrieb des Unternehmens sind zu groß, um etwas dagegen tun zu können. Derzeit hat niemand besonders wirksame Gegenmaßnahmen.“

Trotz der täglich ansteigenden Zahl der Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Europa gibt Du zu, dass er diesen Zahlen keine Aufmerksamkeit schenke, sondern versuche, seinen geistigen Zustand anzupassen und alles zu tun, was er in dieser Situation tun kann. Nun sammelt er jeden Tag von zu Hause aus Daten, um sich auf seine Arbeit nach der Wiederaufnahme von Produktion vorzubereiten. 

Verteidigung der Masterarbeit unklar, die Zukunft jedoch nicht 

„Letzte Woche habe ich vom chinesischen Generalkonsulat in Frankfurt am Main ein Gesundheitspaket zur Epidemieprävention erhalten, inklusive Gesichtsmasken, Desinfektionsmittel und auch einem Zettel mit einem Zitat: ‚Berge und Meere können eingeebnet werden, wenn man einander liebt‘“, sagte Li Qiao, eine chinesische Studentin in Deutschland. „Das gibt mir ein Gefühl sozialer Wärme und das Selbstvertrauen, für die Situation gewappnet zu sein. 

Das Gesundheitspaket vom Generalkonsulat der VR China in Frankfurt am Main. (Foto: Li Qiao)    

Vor drei Jahren kam Li Qiao an den Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz in Deutschland, um einen Master in Übersetzung zu erwerben. Da sie ihr Studium in diesem Sommer abschließen wird, hatte sie ursprünglich mit ihrem Tutor vereinbart, den Termin für die Verteidigung ihrer Masterarbeit auf April vorzuverlegen. „Danach hätte ich dann nach China zurückkehren und einen Job suchen können“, sagte sie. Doch die Pandemie hat Lis Pläne vorerst zerstört und ist zu einem veritablen Hindernis auf ihrem Weg zu Abschluss und Jobsuche geworden. 

Derzeit ist noch nicht bekannt, ob und in welcher Form die Verteidigung der Masterarbeit stattfinden wird. Es ist möglich, dass sie online durchgeführt oder doch abgesagt wird, sagte sie. Obwohl sie ihre Masterarbeit schon vor langer Zeit eingereicht hat, ist das Einzige, was sie derzeit tun kann, zu warten – was auch dazu führt, dass sie bei der Jobsuche in eine ungewisse, passive Situation gerät. Die kommenden Tage und Wochen sind für Li voll von unkalkulierbaren Variablen und Risiken. 

Statistiken zufolge hatte Deutschland bis zum 5. April um 23 Uhr (Ortszeit) etwa 100.000 Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet. Dies bedeutet, dass Deutschland zum vierten Land weltweit geworden ist, in dem die Zahl der bestätigten Fälle die Marke von 100.000 überschritten hat.  

Nur mit Schutzmaske in Supermärkte und den Nahverkehr: Um die Corona-Ausbreitung einzudämmen, soll im thüringischen Jena ab dem 6. April eine Masken-Pflicht gelten. (Foto: Xinhua)    

Trotz allem haben sich Li sowie ihre Freunde und Kollegen dafür entschieden, in Deutschland zu bleiben. „Einerseits ist die Seuchenlage in Deutschland nach wie vor unter Kontrolle, und die medizinischen Institutionen hier sind nicht überlastet wie in anderen Ländern. Andererseits ist es angesichts des Infektionsrisikos auf dem Heimweg sowieso sicherer, vorerst hier zu bleiben“, erklärte sie.  

Die Epidemie hat Li auch ihrer Familie nähergebracht. „In schwierigen Zeiten habe ich jeden Tag mit meinen Eltern Kontakt, um sie zu beruhigen.“ Li meinte, dass verbale Unterstützung und Liebe dem Virus zwar nicht direkt widerstehen könnten, den Menschen aber doch Kraft und Hoffnung geben. Darüber hinaus habe sie das normale, alltägliche Leben, das aufgrund der Epidemie derzeit praktisch nicht stattfinde, wieder mehr zu schätzen gelernt, sagte die 25-järige Studentin. 

Von der Sorge um Verwandte und Freunde in China im Februar, bis zur Umkehr der Situation im März, von der Angst und Aufregung am Anfang des Ausbruchs in Deutschland, bis zur Beruhigung und Gelassenheit im Umgang mit der Epidemie hat Li Qiao in den letzten zwei Monaten eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt. Ihren Optimismus und die Hoffnung, dass alles bald wieder besser wird“, hat sie jedoch zu keinem Zeitpunkt verloren. 

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