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BBC-Experiment: Chinesische Lehrer unterrichten an englischer Schule

Von Yu Jie  ·   2015-08-14  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Dokumentarfilm;Bildungsmethoden
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Fünf Lehrer aus China unterrichten einen Monat lang die Schüler der britischen Bohunt School in Hampshire mit chinesischen Methoden. Wie dieses Experiment verläuft, davon handelt die neue BBC-Dokumentation mit dem Titel "Are Our Kids Tough Enough? Chinese School", deren erster Teil am 4. August in Großbritannien gezeigt wurde. 

Erwartungsgemäß konnten die chinesischen Lehrer so manches Verhalten der britischen Schüler nicht akzeptieren, sie hielten sie für faul und undiszipliniert, in ihren Augen ist die Ursache dafür das britische Sozialsystem. Auf der anderen Seite gelang es den Schülern nicht, sich an den harten und intensiven Unterricht anzupassen. Sie brachen wegen der Kritik der Lehrer teilweise in Tränen aus. 

Welche Unterrichtsmethode ist wirksamer? 

Für das BBC-Filmprojekt „Britische Schule - chinesische Unterrichtsmethoden" wurde an der Bohunt School in Liphook, einer sehr bekannten öffentlichen Schule in Großbritannien, eine Experimentalklasse eingerichtet. Nicht nur die Stundenpläne orientieren sich am chinesischen Schulmodell, auch der Unterricht wurde komplett von chinesischen Lehrern erteilt. 

Aus den zahlreichen Bewerbern für das Projekt wurden am Ende fünf chinesische Pädagogen ausgewählt. Zou Haiyin, aus Hangzhou in der Provinz Zhejiang, ist einer von ihnen. Er arbeitet zurzeit als Klassenlehrer der Experimentalklasse und unterrichtet dort Mathematik. Der Bewerbungsprozess der BBC habe sechs Monate in Anspruch genommen, erzählt er. Die BBC stellte folgende Grundbedingungen an die chinesischen Lehrer, an denen viele Kandidaten scheiterten: Sie mussten in China mindestens fünf Jahre englische Grammatik, Mathematik, Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften unterrichtet haben und in der Lage sein, auf Englisch, aber mit traditionellen chinesischen Methoden, zu unterrichten. Er sei wegen seiner Englischkenntnisse angenommen worden, sagt Zou. 

Der Film zeigt, wie 50 Schüler im Alter von 13 bis 14 von den Chinesen unterrichtet werden, während für die anderen Schüler alles beim Alten bleibt. Beide Gruppen sollen in einem Monat Prüfungen in Mathematik und Naturwissenschaften ablegen, um zu sehen, welche Unterrichtsmethode sich als effektiver erweist. Mit ihrem Film will die BBC herausfinden, ob sich der chinesische Unterricht positiv auf die britischen Schüler auswirkt. 

Britische Schüler passen nicht auf 

Es gab zwar keine Sprachprobleme, aber andere Schwierigkeiten, von denen die Lehrer aus China überrascht wurden. Eine Szene wiederholt sich oft im Film: ein chinesischer Lehrer schreit einen britischen Schüler an, der sich nicht auf den Unterricht konzentriert. „Hör mir zu!", „Denk nach!" „Sprich nicht!", „Frag nicht!", prasselt es auf ihn herab. 

Lehrerin Li Aiyun aus Nanjing nimmt kein Blatt vor den Mund. „Jedes Mal, wenn ich ihnen die Hausaufgaben aufgebe, hoffe ich, dass sie mir genau zuhören, doch im Gegensatz dazu unterhalten sie sich miteinander, essen oder schminken sich sogar." 

„Manchmal muss ich meinen Zorn im Zaum halten, sonst würde ich verrückt", erzählt sie. „Nur die Hälfte der Schüler hört mir zu, die übrigen wissen nicht, was sie tun sollen." 

Yangjun aus Xi'an in der Provinz Shaanxi ist Lehrerin für Naturwissenschaften und machte ähnliche Erfahrungen. Einmal lief ein Mädchen weinend aus der Klasse, weil ihr Idol Zayn Malik die Band One-Direction verlassen hatte. „Es ist für mich unverständlich, sich im Unterricht so emotional zu verhalten", sagt sie. Und weiter: „In China gibt es kein Problem mit der Unterrichtsdisziplin, aber in Großbritannien ist es das größte Problem." 

Auch der Sportunterricht verlief nicht reibungslos. Zwei Schüler kamen mit dem großen Druck und der Konkurrenz nicht klar und brachen in Tränen aus. 

Sozialsystem als Grund für Faulheit? 

Alle chinesischen Lehrer sind sich darin einig, dass das britische Sozialsystem für die Trägheit und mangelnde Disziplin der Schüler verantwortlich ist. „Sie bekommen Geld, auch wenn sie in Zukunft nicht arbeiten. Darum machen sie keine Sorgen um ihr Leben", meint Wei Zhao, einer der Lehrer im Film. „ Aber in China weiß jeder Schüler, dass man nur durch hartes Lernen und Arbeiten Geld verdienen und die Familie ernähren kann. Wenn die britische Regierung die Sozialausgaben senken würde, würde sich die Situation verändern." 

Die Lehrerin Yang hat Zweifel am Lehrplan der britischen Schulen. „In Großbritannien hat jeder Lehrer offenbar seinen eigenen Lehrplan, in China müssen sich die Lehrer an den staatlich verordneten Lehrplan anpassen, sonst verlieren sie ihren Job." 

Britische Internetnutzer unterstützen chinesische Lehrer 

Neil Strowger, Rektor der Bohunt School, spricht sich gegen die chinesischen Unterrichtsmethoden aus. Er findet seine Schüler keineswegs so faul wie von den chinesischen Lehrern behauptet. Den chinesischen Unterrichtsstil kritisiert er als uninteressant und monoton. „Wenn man unsere Schule ohne Kamera besuchen würde, würden sich die Schüler anders verhalten", erklärt Strowger, „Und wenn ein Lehrer die Schüler im Unterricht nicht respektiert, bekommt er bei uns Probleme." Auch dass das Sozialsystem für die Trägheit der Schüler verantwortlich sein soll, hält er für falsch. 

Auch wenn der Rektor seine Schüler verteidigt, stoßen die Argumente der chinesischen Lehrer bei britischen Internetusern auf Verständnis. „Die chinesischen Lehrer haben Recht", meint ein User, „In Großbritannien verhalten sich die Lehrer nicht wie echte Lehrer und die Schüler nicht wie Schüler. Dafür sollte die britische Regierung Verantwortung übernehmen." „Die Schüler sollten sich besser verhalten, wenn sie Besuch haben. Der Schulrektor sollte die Schüler nicht noch verteidigen", schreibt ein anderer. „Ich bin weder Brite noch Chinese, aber ich würde mein Kinder auf keinen Fall nach Großbritannien in die Schule schicken. Ich stimme für die chinesischen Lehrer", erklärt wiederum ein anderer. 

Lehrermangel an zwei Dritteln der britischen Schulen 

Vor Kurzem gab die britische Bildungsministerin Nicky Morgan laut einem Bericht der britischen Zeitung "Daily Mail" bekannt, dass Lehrer ihren täglichen Aufgaben nur noch bis 17 Uhr nachgehen dürfen, damit sie mehr Zeit für die Vorbereitung des Unterrichts haben. 

Morgan wies darauf hin, dass wegen des Arbeitspensums oft zu wenig Zeit für die Unterrichtsvorbereitung bleibt, die Einstellung neuer Lehrer gestalte sich daher schwierig. Nach Zahlen des britischen Bildungsministeriums setzen 87 Prozent der Lehrer ihre Tätigkeit nach einem Jahr fort. Nach Angaben der Lehrergewerkschaft verzichten jedoch zwei Fünftel der Lehrer nach einem Jahr auf ihre Stelle. Morgan hält diese Daten für übertrieben negativ. 

Bemerkenswert ist, dass viele britische Schulen mit hohen Investitionen in ihre Einrichtungen werben, um mehr Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften anzuwerben. Nach einer Umfrage haben aber zwei Drittel aller Schulen Probleme, qualifizierte Lehrer zu finden. 

  

  

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