Marathon als Treffpunkt 

Um mehr Touristen anzuziehen, begann man vor drei Jahren damit, an diesem etwas abgelegenen Abschnitt der Mauer einen Marathon abzuhalten. Den ersten Marathon an der Großen Mauer gibt es bereits seit 1999, am Tianjin-Abschnitt der Mauer. „Dies ist jedoch der gefährlichste Marathon“, sagte Wang. „Unsere Marathonstrecke ist fast 3 Kilometer länger als die übliche Distanz von 42,195 Kilometer." 

Über 10.000 Menschen haben an dieser „Mutter aller Marathonläufe“ teilgenommen. Wang ist einer von ihnen. „Es ist für mich fast ein 5-Stunden-Lauf", sagte der 49-jährige. „Während der Vorbereitung darauf laufe ich jeden Tag zehn Kilometer. Es ist ein berauschendes Gefühl, und man kann mal richtig Dampf ablassen und seine Sorgen vergessen. Es ist hart, aber die entscheidende Schlacht findet im Kopf statt. Ich spare mir meine Kraft für die schwierigen Teilstücke auf“.

Wangs Firma plant, ein Radrennen entlang der Großen Mauer zu organisieren, sobald die Route genehmigt wird. Das Unternehmen versucht auch, Stellen zu identifizieren, an denen historische Artefakte verborgen liegen könnten. Sobald die Bereiche identifiziert und die Verhandlungen mit den Grundeigentümern abgeschlossen sind, sollen dort die Ausgrabungen beginnen.

„Unser Ziel ist es, die Kultur der Beharrlichkeit und Konsistenz zu fördern, für die die Große Mauer steht", sagte Wang.

Leslie Goldberg könnte noch eine andere positive Eigenschaft hinzuzufügen: Ausdauer. Es ist eine Charaktereigenschaft, die dem 64-jährigen Geschäftsmann aus Toronto gut gefällt. 

Goldberg kam 1986 zum ersten Mal nach China, auf der Suche nach Geschäftschancen in Shenzhen und Hongkong. Dieses Mal, mehrere China-Besuche später, ist er zurück, um in Shentou, einer Stadt in der Provinz Shandong, Geschäfte zu machen. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, entschied er sich dazu, auf die Große Mauer bei Mutianyu zu klettern. 

„Die Große Mauer ist gewissermaßen die Pressesprecherin Chinas, ihr internationales Gesicht“, sagte Goldberg. „Eines der Weltwunder der Antike, und sie steht noch. Das sagt schon einiges über das chinesische Volk“. 

Comics verbinden

Steve McGarry war der Sprecher einer Gruppe von vier Karikaturisten, die Mitte Mai die Mauer besichtigten, bevor sie nach Changchun in der nordostchinesischen Provinz Jilin weiterreisten, um dort den „China-U.S. Comic Art Summit“ zu besuchen. 

Gastgeber des Comic-Gipfels war das Jilin Animation Institute, eine auf Anitmationen, Comics und Spiele spezialisierte Kunsthochschule. Die Veranstaltung zog Comiczeichner, Cartoonisten und Illustratoren aus aller Welt an. 

Zu der Delegation gehörten Tom Richmond, ein 51-jähriger amerikanischer freiberuflicher Karikaturist, zu dessen Portfolio unter anderem Arbeiten für das ehrwürdige Mad-Magazin gehören; McGarry selbst, ein britischer Cartoonist und Illustrator, der schon Illustrationen für große Hollywood-Animationsfilme wie Minions und Despicable Me gemacht hat; sowie Garrys Zwillingssöhne Luke und Joe, die ebenfalls Animationsfilme und Musikposter produzieren. 

„Cartoons sind die am leichtesten zugängliche Kunstform“, sagte McGarry. „Egal, welche Sprache man spricht -- was ein Künstler mit einem Cartoon sagen will, versteht fast jeder." 

McGarry, der auch Präsident der Nationalen Karikaturisten-Gesellschaft in den USA ist, sagte, dass seine Gruppe die Freundschaft unter den studentischen Gemeinschaften auf dem Comic Art Summit fördern wolle. Die Delegetion werde über die Kunst in den Vereinigten Staaten und die vielfältigen Möglichkeiten, die sie bietet, berichten. „Wir sind hier, um eine in beide Richtungen offene Verbindung aufzubauen“, sagte er. „Wir sind aber auch hier, um zu lernen -- um die verschiedenen Ansätze und Sensibilitäten kennenzulernen. Die Technik in chinesischen und US-Cartoons ist die gleiche, aber der Ansatz ist anders, und der Humor ist auch anders. Allerdings ist der Erfolg von Filmen [in denen China den Westen trifft] wie Kung Fu Panda und Fast and Furious [Franchise] der Beweis dafür, dass dieser Ansatz funktionieren kann“. 

Als die Besucher, ein jeder mit einem anderen Hintergrund und Ziel, während ihrer Reise für einen Moment gemeinsam auf der Großen Mauer wanderten, sagte Nhlapo: „Als die Große Mauer gebaut wurde, sollte sie eine Grenze befestigen. Heute steht sie aber für die Grenzlosigkeit der Welt, da sich hier Touristen aus aller Herren Länder treffen."