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Chinesische Kommunisten in Deutschland: Auf der Suche nach der Wahrheit in der Heimat von Karl Marx

Von Peng Dawei  ·   2021-06-24  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Deutschland;Kommunist
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Deutschland ist die Heimat von Karl Marx. In den frühen 1920er Jahren hatten chinesische Kommunisten wie Zhou Enlai und Zhu De in Deutschland studiert und revolutionäre Aktivitäten betrieben. China News Service ist kürzlich den Spuren revolutionärer Pioniere Chinas in Göttingen bzw. Berlin gefolgt und hat deren Reise auf der Suche nach der Wahrheit vor hundert Jahren rekonstruiert. 

Die erste Wohnung von Zhu De nach seiner Ankunft in Göttingen im Mai 1923 in der Weender Landstraße 88 (Foto: Peng Dawei) 

„Chinesische Gäste“ in Göttingen 

Die Stadt Göttingen liegt etwa 300 Kilometer westlich von Berlin und ist eine bekannte europäische Universitätsstadt. Anfang der 1920er Jahre gingen viele chinesische Studenten zum Studium nach Göttingen. Nach Angaben von Andreas Günter Weis, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostasiatischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen, haben zwischen 1920 und 1944 insgesamt 103 chinesische Studenten die Universität besucht. 

Einer dieser chinesischen Studenten war Zhu De, der später die Rangliste der zehn Marschälle der Volksrepublik China anführte. 

Laut der Biografie The Great Road: The Life and Times of Chu Teh, die die amerikanische Journalistin Agnes Smedley nach dem Interview mit Zhu De geschrieben hatte, bestieg Zhu De im September 1922 das französische Schiff „Algerien“, um sich auf den Weg zur Rettung seiner Nation zu machen. Die erste Station von Zhu De in Deutschland war Berlin, wo er mit Zhou Enlai zusammentraf und mit Hilfe von Zhou der Kommunistischen Partei beitrat. Nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin kam Zhu De nach Göttingen und studierte Sozialwissenschaften an der dortigen Universität. 

Im Stadtarchiv Göttingen wird die Meldekarte von Zhu De bis heute gut aufbewahrt. Die vergilbte Karte zeigt, dass Zhu De nach seiner Ankunft in Göttingen im Mai 1923 zuerst in der Weender Landstraße 88 wohnte. Später zog er in die Planckstraße 3, wo er lebte, bis er dann im folgenden Jahr Göttingen verließ. 

In seiner Freizeit soll er sich für soziale bzw. politische Aktivitäten eingesetzt haben. Er war beispielsweise der zweite Vorsitzende des Chinesischen Studentenvereins in Göttingen. Im Stadtarchiv ist noch heute der Antrag des damaligen Chinesischen Studentenvereins in Göttingen für die polizeiliche Anmeldung einer Demonstration zu finden. Den Akten beigelegt sind auch Exemplare der Flugblätter, die damals von den Demonstranten verteilt wurden. Ein Flugblatt ist überschrieben mit „Was geht in China vor?“ Der Text machte das deutsche Publikum mit den Gräueltaten der Imperialisten in China bekannt. 

An der Wand von Zhu Des ehemaliger Wohnung in der Planckstraße 3 ist eine Gedenktafel angebracht, auf der steht: Zhu De, Marschall der Volksrepublik China, 1923-1924. Diese Tafel wurde am 1. Dezember 1986, anlässlich seines 100. Geburtstages, im Rahmen einer feierlichen Zeremonie vom damaligen Oberbürgermeister Göttingens Artur Levi enthüllt. 

Die ehemalige Wohnung von Zhu De in der Planckstraße 3 in Göttingen (Foto: Peng Dawei) 

Die Berliner Jahre von Zhou Enlai und Zhu De 

Verglichen mit dem beschaulichen Göttingen zählte Berlin, die damalige Hauptstadt der Weimarer Republik, bereits in den „Goldenen Zwanziger“ zu den wohlhabendsten Metropolen Europas. 

Meng Hong, Vorstandsmitglied der Chinesischen Forschungsgesellschaft der deutschen Geschichte, hat Publikationen wie Chinesen in Berlin und Das Auslandsstudium von Chinesen in Deutschland (1861-2001) in Deutschland veröffentlicht. Sie erzählt, dass Zhou Enlai im März 1922 von Paris nach Berlin gezogen und zwischen den beiden Orten gependelt sei. 

Eine der wichtigen Arbeiten von Zhou Enlai während seines Aufenthalts in Berlin bestand darin, fortgeschrittene chinesische Studenten zusammenzuführen, um marxistische Theorie zu studieren und eine kommunistische Organisation aufzubauen. Im Juni 1922 gründeten Zhou Enlai und andere Vertreter chinesischer Studenten in Paris die Kommunistische Jugendpartei Chinas in Europa.  

Meng weist darauf hin, dass Zhou Enlai im Vergleich zu Zhu De, der während seines Studiums politisch aktiv war, zu dieser Zeit bereits ein professioneller Revolutionär gewesen sei. Zugleich sei er als Reporter für Zeitungen wie Yishibao tätig gewesen und hätte seine Beobachtungen zu aktuellen Ereignissen wie der europäischen Arbeiterbewegung nach China gesandt. 

Während seines Aufenthalts in Deutschland wurde Zhu De zweimal wegen der Teilnahme an Kundgebungen gegen die Niederschlagung der bulgarischen Revolution verhaftet. 1924 kehrte Zhou Enlai nach China zurück, um sich der Sache der chinesischen Revolution zu widmen. 1925 sah sich Zhu De angesichts der veränderten Lage gezwungen, Deutschland zu verlassen, und ging zunächst zum Studium in die damalige Sowjetunion. 1926 kehrte auch Zhu nach China zurück. 

Der Neue See im Tiergarten in Berlin am 16. Mai. Zhou Enlai hatte hier einmal Fotos auf einem Ruderboot gemacht. (Foto: Peng Dawei) 

Andreas Günter Weis erzählt, dass Zhou Enlai während seines Aufenthaltes in Deutschland 1923 angeblich an einem Gedächtnismarsch zum Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht teilgenommen habe und ihm beim Lesen der Worte Luxemburgs klar geworden sei, dass ohne eine Armee keine Revolution gelingen könne. 

Dagmar Yu-Dembski, ehrenamtliche Direktorin des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin, meint, dass diese Zeit der späteren chinesischen führenden Persönlichkeiten in Europa wichtig für Chinas eigenen Weg zu einem starken nationalen kommunistischen Staat gewesen sei. „Auf Um- und auch Irrwegen hat die Volksrepublik China sich im globalen Kontext zu einem wichtigen modernen Staat entwickelt“, sagt sie. 

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