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Handwerk mit langer Geschichte: Die Kunst des traditionellen chinesischen Blumenarrangierens

Von Deng Di  ·   2021-12-30  ·  Quelle:China Heute
Stichwörter: Handwerk;Kunst;Pflanze;
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Viele Pflanzen sind in der chinesischen Kultur Sinnbild für unterschiedliche menschliche Wesenszüge. Der Lotus gilt den Chinesen als erhaben und tugendhaft, der Bambus als aufrichtig, die Chrysantheme – in voller Blüte selbst bei Frost – steht für Unnachgiebigkeit, und auch die tapferen Pflaumenblüten trotzen der Kälte des Winters. 

Seit Tausenden von Jahren unterstreicht ein spezielles Kunsthandwerk, das mit Pflanzen zu tun hat, deren Eleganz zusätzlich. Die Rede ist von der Kunst des traditionellen Blumenarrangierens, auf Chinesisch 插花 chāhuā. 

Diese Kunstform blickt auf eine lange Geschichte von stolzen dreitausend Jahren zurück. Dank ihres einzigartigen Stils ist sie zum Ursprung und Stellvertreter des gesamten Genres der fernöstlichen Blumenbinderei geworden. In der Kunst des „chahua“ ist Blume die allgemeine Bezeichnung für alle Pflanzen mit Zierwert. Dazu zählen nicht nur Blüten, sondern auch schmuckhafte Zweige, Blätter, Stämme und Holzstücke. China schöpft hier dank seiner riesigen Fläche sowie der unterschiedlichen Geländeformen und Klimazonen aus einem reichen Fundus. Im Reich der Mitte sprießen unterschiedlichste Arten von Bäumen, Sträuchern, Reben und Gräsern – eine wahre Fundgrube für Blumenarrangeure. 

Im Laufe der letzten dreitausend Jahre kamen und gingen die Dynastien, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen setzten ein und entwickelten sich weiter. Dies alles hat natürlich auch die künstlerischen Schaffensstile geprägt. Parallel zum Wandel der Gesellschaft entwickelte sich auch die Kunst des Blumenbindens weiter. Sie gewann zunehmend an Beliebtheit und erfuhr einen kräftigen Entwicklungsschub. Am 7. Juni 2008 genehmigte der Staatsrat die Aufnahme des traditionellen Blumenbindens in die zweite Gruppe des immateriellen Kulturerbes Chinas. Damit steht die alte Handwerkskunst nun unter besonderem Schutz und wird gezielt staatlich gefördert.  

Pflaumenblüten in einer klassischen Porzellanvase 

Vom praktischen Nutzen zum Spiegel der Gefühle 

Im alten China, unter dem Einfluss der Philosophie der Einheit von Mensch und Natur sowie der damals vorherrschenden Agrarkultur, verehrten die Menschen die Natur und fühlten sich ihr innig verbunden. Pflanzen waren untrennbare Begleiter der alten Chinesen. Beeinflusst von Naturreligionen (insbesondere der Hexerei) glaubte man in China damals, dass Menschen und Pflanzen eine telepathische Verbindung aufnehmen konnten. Blumen und Pflanzen wurden damit zum Sprachrohr für die Verehrung des Himmels. Man betete zu ihnen für günstiges Wetter und richtete über sie seinen Ahnen Dank für deren Schutz und Wohlwollen aus. 

In diese Zeit fallen auch die Ursprünge des traditionellen chinesischen Blumenbindens, das auch als Blumenarrangement ohne Gefäß bezeichnet wurde. Neben der Verehrung wurden Blumen schon damals gerne zu Sträußen gebunden, um das Leben der Menschen zu verschönern, ihre Liebe zum Ausdruck zu bringen und die Tugendhaften zu ehren. 

In der Zeit der Frühlings- und Herbstperiode und der Streitenden Reiche (770 - 221 v. Chr.) waren Schnittblumen in China bereits weit verbreitet. Sie fanden bei Opferzeremonien und Volkstänzen sowie bei Gebetsritualen Verwendung. Oft wurden sie auch als Liebes- oder Abschiedsgeschenke gepflückt. In der Qin- (221 - 207 v. Chr.) und der Han-Dynastie (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) begann man erstmals, Blumen in speziellen Gefäßen zu arrangieren. Später, in den wohlhabenden Dynastien der Tang (618 - 907) und der Song (960 - 1279), erreichte die Kunst des Blumenbindens ihren vorläufigen Zenit. In den Tang-Palästen wurden oft Festveranstaltungen zum Pfingstrosenarrangement veranstaltet, die festen Regeln folgten. In der Song-Dynastie gewann die Kunstform schließlich auch bei den einfachen Leuten an Beliebtheit, wenn diese miteinander verkehrten. 

Doch die Kunst des „chahua“ hat im Laufe der Zeit auch viele Aufs und Abs erfahren. Einen herben Rückschlag erlitt sie etwa in der Yuan-Dynastie (1279 - 1368), als die Mongolen erstmals über die Zentralebene herrschten. Han-Literaten, die nicht für die neuen Herrscher arbeiten wollten, blieb nur die Wahl, sich in den Bergen zu verstecken und dort ihr poetisches Schaffen fortzusetzen, genauso wie die Kunst des Blumenarrangierens. In dieser Zeit erreichte die traditionelle Blumenbindekunst ihren Tiefpunkt. Doch auch in der Zeit von 1840 bis 1978 stagnierte die traditionelle Kunstform. Erst mit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik 1978 erlebte das „chahua“ ein Revival.  

 

Pfingstrosen gelten in China als Glückssymbol. 

Eine Achtzigjährige kämpft für das Revival 

Dass die fast vergessene Kunstform wieder zu breiter Bekanntheit in China gelangte, ist insbesondere dem unermüdlichen Engagement einer heute Achtzigjährigen zu verdanken – Wang Lianying, Professorin an der Fakultät für Landschaftsarchitektur der Beijinger Forstwirtschaftsuniversität (Beijing Forestry University). Wang widmet sich seit mehr als vier Jahrzehnten der Erforschung der traditionellen chinesischen Blumensteckkunst. 

Wang Lianying kam 1956 nach Beijing, um Landschaftsarchitektur zu studieren. Seit ihrem Abschluss 1960 lehrt sie an ihrer Alma Mater. Eine Anekdote veranschaulicht die wichtige Rolle, die die Wissenschaftlerin für die Wiederbelebung der alten Kunstform spielte: 

Bevor China 1978 die Reform- und Öffnungspolitik einführte, wurde der Inlandsmarkt von ausländischen Blumenarrangements, z. B. aus Frankreich und Japan, beherrscht. „Damals riefen mich viele ältere Künstler aus Hongkong an und sagten, sie könnten uns jemanden schicken, der uns helfen würde, unsere Fertigkeiten im Blumenbinden auf dem Festland zu verbessern, wenn wir das bräuchten. Das fühlte sich wie die bittere Wahrheit an“, erzählt uns Wang. Entschlossen, eine eigene Studie über Blumenarrangements in China zu erstellen, begann sie, historische Dokumente aus der Zeit vor der Qing-Dynastie (1644 - 1911) zu studieren. 1987 gründete sie schließlich gemeinsam mit einem Kollegen die Beijing Flower Arranging Art Association. 

Wang erinnert sich noch gut daran, wie die Mitglieder der neuen Vereinigung damals zu Museen und historischen Galerien im ganzen Land ausschwärmten, um vor Ort Informationen zu sammeln. Sie durchforsteten unter anderem die Bestände mehrerer Museen in Xi'an und legten ein Verzeichnis aller Materialien an, die mit der Geschichte des traditionellen Blumenarrangements zu tun hatten. Anschließend brachten sie die Informationen zurück nach Beijing.  

Im Jahr 2002 traten Mitarbeiter des damaligen Ministeriums für Arbeit und Soziales an Wang heran und nahmen den Beruf des „Blumenarrangeurs“ in die Liste der nationalen Berufskategorien auf. Heute ist die traditionelle Kunstform dank der Bemühungen von Wang und ihrem Team wieder im Kommen. Und sie ist noch immer ein wichtiger Teil von Wangs Leben.  

  

Erbin traditioneller Volkskunst: Die 80-jährige Wang Lianying führt die chinesische Blumenkunst in die Gegenwart.  

Von Menschenhand gemacht, inspiriert von der Natur 

In Wangs Augen misst Chinas Kunst den spirituellen Konnotationen, die durch ein Werk ausgedrückt werden, besondere Bedeutung bei. Wang betrachtet Kunst als äußere Manifestation des menschlichen Wesens und auch als Werkzeug zur Kultivierung von Geist und Persönlichkeit. 

Beim traditionellen Blumenarrangieren gibt es vier Grundformen der Ausrichtung der Elemente, die eine perfekt ausgewogene Kreation ausmachen, nämlich aufrecht, schräg, horizontal und hängend. Zudem zählt man drei Grundprinzipien, nämlich der Natur folgen, von ihr lernen und das Erscheinungsbild der Natur verfeinern. Das Besondere ist, dass die Anwendung all dieser Techniken keinerlei sichtbare Spuren hinterlässt, was „chahua“ zu einer besonders reinen Kunstform macht. 

Bei der Auswahl der verwendeten Naturmaterialien bemühen sich die Künstler, die Form der Pflanzen zu erfassen, ihre Bedeutung zu ergründen und ihre Konnotationen zu verstehen. Sie zeigen nicht nur die natürliche Schönheit der Blumen und Pflanzen, sondern vermitteln auch ihre symbolischen menschlichen Züge. Arrangiert ein Künstler zum Beispiel Lotusblumen in einer Vase, hat er nicht nur die Aufgabe, ihre elegante, anmutige natürliche Schönheit zur Geltung zu bringen, sondern auch ihr erhabenes Wesen. 

Als Fortführerin des alten immateriellen Kulturerbes setzt sich Professorin Wang seit Jahren für die Förderung des traditionellen Blumensteckens ein. Sie und ihre Kollegen organisieren spezielle Ausbildungsprogramme sowie auch Kurse an der Beijinger Forstwirtschaftsuniversität. Wang setzt große Hoffnungen in Chinas Jugend. Sie wünscht sich, dass auch nachfolgende Generationen Blumen und Pflanzen weiterhin als Lebensform zu lieben und zu schätzen wissen und beim Schneiden ihrer natürlichen Form folgen, um auf diesem Wege lebendige Kunstwerke zu schaffen.   

Für die Zukunft plant Wangs Vereinigung, professionelle Blumenbinder auszubilden, um jungen Menschen, die ein Interesse für diese traditionelle Kunstform mitbringen, zu helfen, Profis auf diesem Gebiet zu werden und vielleicht sogar ihr Hobby zum Beruf zu machen. 

LINKS:

Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


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