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Wenn Monster Herzen verzaubern - Chinas Animationsfilm im Aufwind

Von Huang Yuhao  ·   2023-08-14  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Animationsfilm;Kultur
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Sechs Meter großer Hingucker: Eine Skulptur der Anime-Figur „Nezha“ auf dem „2023 Jiaozi National Cartoons Festival“ in Chengdu am 17. März 2023.  

„Love, Death & Robots”, Platz da! Die fünffach Emmy-prämierte Animationsserie der US-Filmemacher Tim Miller und David Fincher hat in China harte Konkurrenz bekommen. Im Reich der Mitte eroberte nämlich jüngst eine neue Serie aus heimischer Produktion die Herzen der Zuschauer und entführte das Publikum in eine fabelhafte Welt, in der sich rege Fantasie mit einzigartiger chinesischer Ästhetik verbindet. Seit die Serie „Zhongguo Qitan“ oder „Yao-Chinese Folktales“ am 1. Januar auf der Streaming-Plattform Bilibili ihre Premiere feierte, trendet sie auf allen großen Social-Media-Plattformen im Reich der Mitte. Das Format hat mittlerweile über 260 Millionen Aufrufe abgesahnt und eine Bewertung von 9,6 von 10 möglichen Punkten auf der Bewertungsskale der Plattform Douban erhalten. 

Mut zu neuen Ideen   

„Yao-Chinese Folktales“ vereint acht Geschichten, die von den Abenteuern fantastischer Monster und Fabelwesen erzählen. Letztlich aber hält das Format der menschlichen Gesellschaft den Spiegel vor. Die Idee zur Serie entstand 2022, einem bedeutenden Jahr für Chinas Animationsfilm, in dem das hundertjährige Bestehen der Branche gefeiert wurde. Das Shanghai Animation Film Studio, ein in den 1950er Jahren gegründeter Pionier, ersann den Plan, das hundertjährige Jubiläum mit einer Zeichentrickshow zu feiern. Eine Idee, von der sich auch Chen Liaoyu, außerordentlicher Professor an der Animation School der Beijing Film Academy, äußerst angetan zeigte. Die beiden taten sich kurzerhand zusammen. Das Ergebnis war „Yao-Chinese Folktales“. 

Die Serie ist von einem Animationsfilm aus den 1980er Jahren inspiriert, der von übernatürlichen und mythischen Dingen erzählt: „The Legend of Sealed Books“, ebenfalls eine Produktion des legendären Shanghai Animation Film Studio. Einer der damaligen Regisseure, Qian Yunda, war einst Chens Professor an der Universität. Eine Figur in der neuen Serie wurde als Hommage aus „The Legend of Sealed Books“ übernommen. 

Der erfahrene Chen schlüpfte in die Rolle des leitenden Regisseurs, scharte jedoch bewusst ein Team junger Animationskünstler und Kreativer um sich, um gemeinsam mit ihnen an der Serie zu arbeiten. Seine Losung an sie: verlasst eure Komfortzone und probiert etwas Neues aus. Das ließ sich die Jugend nicht zweimal sagen. 

   

Auf Douban mit Bestnoten geratet: „Yao-Chinese Folktales“ kommt bei Chinas Internetnutzern gut an.  

Ein ansprechender Mix  

Das markanteste Merkmal von „Yao-Chinese Folktales“ ist sicherlich der chinesische Stil der Animationsserie, der sofort ins Auge springt. Traditionelle chinesische Kunstformen wie Scherenschnitt und Tuschemalerei flossen in das moderne Format ein. Zudem ist die Handlung an traditionelle chinesische Volksmärchen angelehnt. Thematisch aber holen die Macher ihre Helden in die Neuzeit und behandeln so unterschiedliche Themen wie Chinas Wandel auf dem Land oder die Erforschung des Weltalls. 

Ein Erfolgsrezept der Serie ist, dass sie das reale Leben der Menschen auf die Leinwand holt. In der ersten Folge „Nobody“ geht es um ein Schweinemonster, das auf dem chinesischen Romanklassiker „Die Reise in den Westen“ basiert. Im Anführer des Monsters erkennen die Zuschauer Schatten wankelmütiger Diktatoren, wie es sie auch in der realen Welt gibt. Gleichzeitig steckt auch ein Stück Schweinemonster in jedem von uns. Wenn der Protagonist sagt: „Ich möchte den Berg Langlang verlassen“, wird damit die Thematik der Migration vom Land in die Großstädte aufgegriffen, wo die Chance auf ein besseres Leben lockt. 

Der Protagonist der siebten Folge „Old Man Yang“, der mit kräftigem Beijinger Akzent spricht, ist ein Sammler und kämpft mit dem Bezahlen seiner Wasserrechnungen per Smartphone. Das Publikum fühlt sich wohl unweigerlich an ältere Semester aus der eigenen Familie erinnert, die Schwierigkeiten haben, sich an die moderne Zeit und ihre technischen Spielereien zu gewöhnen. Solche Parallelen erzeugen große Empathie beim Publikum. 

Allerdings wurde „Yao-Chinese Folktales“ nicht nur mit Lob überschüttet. Nachdem alle acht Episoden online waren, fiel die Bewertung auf Douban zeitweise auf 8,8 Punkte. Insbesondere an der sechsten Folge „Null Island“ gab es viel Kritik. Die Handlung missfiel vielen Netizens. 

Regisseur Chen bringt das nicht aus der Ruhe. Die Serie erforsche eben neue Wege und sei bereit, Risiken einzugehen. „Wir wollten uns nicht auf einen einzigen Erzähl- oder Kunststil festlegen. Selbst wenn wir sicher sein konnten, dass bestimmte Stile beim Publikum auf jeden Fall auf positive Resonanz stoßen würden. Sonst hätten wir unsere Innovativität eingebüßt. Wir wollten vielfältige Geschichten erzählen und verschiedene Möglichkeiten ausloten“, sagt er. 

In Chens Augen sind es ohnehin nicht die Komplimente der Zuschauer, die die Schöpfer wirklich begeistern, sondern ihre unterschiedlichen Interpretationen des Werks. Und davon gibt es online jede Menge. Die Internetnutzer diskutieren Handlungen und Szenen der Serie mit größter Passion und erfinden sie sogar neu. Die verschiedenen Auslegungen helfen anderen Zuschauern wiederum dabei, unklare Teile besser zu verstehen. Und als angenehmer Nebeneffekt erweitern sie die Reichweite und den Einfluss der Animation zusätzlich. 

   

Poster zum chinesischen Animationsfilm „Monkey King: Hero Is Back“  

Aufstieg, Fall und Auferstehung  

Man geht davon aus, dass die Geschichte des chinesischen Animationsfilms 1922 mit einer animierten Werbung für eine Schreibmaschine begann. 1957 wurde dann das Shanghai Animation Film Studio gegründet, das eine wesentliche Rolle in der Animationsgeschichte Chinas spielen sollte. Aus seiner Mache stammen zahlreiche Animationsklassiker, die Generationen von chinesischen Zuschauern beeinflussten. 

Doch mit Beginn der Reform und Öffnung 1978 wurden zunehmend Animationsfilme aus Ländern wie Japan und den USA auf dem chinesischen Festland eingeführt. Sie begannen, dem chinesischen Animationsmarkt die Schau zu stehlen. Junge Leute pilgerten mehr und mehr in Vorstellungen ausländischer Animationsfilme wie „Astro Boy“, „Doraemon“ und „Pokémon“, die nicht nur durch ihre Produktionsqualität bestachen, sondern obendrein auch packende Geschichten erzählten. Im Gegensatz dazu dümpelte die chinesische Animationsbranche zu dieser Zeit vor sich hin. 

Die Wende kam erst zum Jahrtausendwechsel, als mit Unterstützung der Regierung zahleiche neue einheimische Produktionen entstanden, die auf der traditionellen chinesischen Kultur basierten. Diese kamen beim Publikum gut an, was den erneuten Aufstieg des chinesischen Animationsfilms einläutete. Heute zeichne sich die Branche durch neues Selbstbewusstsein aus, sagt Chen. Es würden einzigartige Stile erforscht und das Genre sei insgesamt reifer geworden. 

Allerdings steht Animation made in China noch immer vor vielen Herausforderungen. Eine davon ist der Mangel an Vielfalt. Die meisten Animationshits der letzten Jahre verarbeiten traditionelle chinesische Volksmärchen. Der Kassenschlager „White Snake“ etwa findet seine Wurzeln in der „Legende der weißen Schlange“. Viele Werke schöpfen also aus dem kulturellen Fundus der langen chinesischen Geschichte, lassen jedoch die Moderne außen vor. Ein weiteres Problem sei der Mangel an Raffinesse. 

Der jüngste Kassenschlager „Pleasant Goat and Big Big Wolf“ richtet sich an Kinder und spricht aufgrund seiner mangelnden erzählerischen Tiefe keine Erwachsenen an. Teils mangelt es heimischen Produktionen generell an Kreativität. Sie arbeiten sich an klischeehaften Handlungssträngen ab, was die Entwicklung der Branche nicht wirklich weiterbringt. Vor diesem Hintergrund sind die Filmemacher aufgerufen, ihre Anstrengungen zu verstärken, um den hohen Marktanforderungen besser gerecht zu werden.  

Inzwischen ist die zweite Staffel von „Yao-Chinese Folktales“ in Arbeit. Ob sie an den fulminanten Erfolg der ersten Staffel anknüpfen können wird, bleibt abzuwarten. Fest steht: Der chinesische Animationsfilm braucht mehr mutige Filmemacher wie das Team rund um Chen Liaoyu, um den gerade begonnenen Aufstieg in Zukunft weiter zu festigen. 

 

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