Techniker in einer Fabrik für E-Autos in Tianjin, Foto: Xinhua.

Die nördliche Hafenstadt Tianjin hat ihre Wachstumszahlen zum Bruttoinlandsprodukt des Wirtschafts- und Finanzdistriktes Binhai New Area bereits deutlich nach unten korrigiert: Frühere Daten hatten ein Wachstum von einer Billion Yuan ausgewiesen. Nach der Bereinigung der Zahlen lag das Wachstum nur noch bei 665,4 Milliarden Yuan.

Die Stadtregierung führte die falschen Zahlen darauf zurück, dass auch diejenigen wirtschaftlichen Aktivitäten, die in Binhai ansässige Unternehmen in anderen Teilen des Landes erwirtschaftet hatten, irrtümlich in die Statistik für Tianjin eingegangen waren.

Auch die ressourcenreiche Region Innere Mongolei räumte ein, seine Einnahmen und das industrielle Wachstum überhöht dargestellt zu haben. Die Lokalregierung reduzierte die Wachstumszahlen der betreffenden Branchen für das Jahr 2016 um 290 Milliarden Yuan, was 40 Prozent unterhalb der ursprünglich ermittelten Zahlen liege, wie 

Der jüngsten Korrektur der Wachstumszahlen auf lokaler Ebene war größerer Druck der Zentralregierung in Beijing vorausgegangen. Diese hatte gefordert, die Genauigkeit der erhobenen Daten zu verbessern und technische Probleme im Statistiksystem des Landes zu beheben, sagte Zhang Yansheng, Chefökonom am Zentrum für Internationalen Wirtschaftsaustausch Chinas.

Neuer Index soll transparenter und umfassender werden 

„Es besteht ein Bedarf, Chinas derzeitiges Statistik- und Evaluationssystem wissenschaftlicher, gesetzmäßiger und transparenter zu machen. Die Zentralregierung hat das Problem bereits erkannt“, sagte Zhang.

Auf der Zentralen Konferenz zur Wirtschaftsplanung war vergangenen Monat beschlossen worden, das System der Datenerhebung und die Leistungsüberwachung der Lokalregierungen zu verbessern und dabei besonderes Augenmerk auf Wachstum von hoher Qualität zu legen.

Experten glauben, dieser Schritt werde den Lokalregierungen künftig weniger Anreize bieten, ihre Wirtschaftsdaten künstlich aufzublähen. Zudem werde die Zentralregierung die Bedeutung des Wirtschaftswachstums in ihrem Arbeitsbericht, der im März vorgestellt wird und in dem das jährliche Wachstumsziel ausgegeben wird, herunterspielen.

Wei Wei, ein Analyst von Ping An Securities, sagte in der China Daily, die verstärkten Maßnahmen der Regierung gegen überbordernde Schuldenlasten auf Lokalebene könnten auch einer der Gründe für die Revision der Wachstumszahlen sein, da diese ihre tatsächlichen Verbindlichkeiten nun nicht mehr in ihren Bilanzen verstecken könnten. „Immer mehr Lokalregierungen geraten unter Druck, ihre Wirtschaftsdaten einer Revision zu unterziehen, da die Schuldenlast steigt und der finanzielle Spielraum schwindet. Die gute Nachricht ist, dass zukünftige Daten die tatsächliche wirtschaftliche Situation besser widerspiegeln“, schrieb Wei in einem Forschungspapier.

Wenn das Bruttoinlandsprodukt als bisher einziger Indikator der Wirtschaftsleistung weniger Aufmerksamkeit erhielte, könnten die Lokalregierungen ihre Aufmerksamkeit auf andere Schlüsselbereiche des Wachstums verlagern, zum Beispiel das Einkommen der Menschen, die Entwicklung des Gesundheitswesens, der Bildung und des Umweltschutzes, fügte Wei hinzu.