Womöglich gibt es in Hongkong kein Unternehmen mit einem so starken „Greater Bay Area-Gen“ (Guangdong-Hongkong-Macao Greater Bay Area, kurz GBA) wie die Chow Tai Fook Jewellery Group. Gegründet in Guangzhou, begann sie ihr Geschäft in Macao, hat sich aber dann in Hongkong stark entwickelt. In Shunde der Provinz Guangdong wurde eine Verarbeitungsfabrik eingerichtet, während ihr Forschungs- und Entwicklungszentrum in Shenzhen beheimatet ist. Alles in allem wächst Chow Tai Fook zusammen mit dem Festlandmarkt. 

„Die GBA ist ein wahrer Glücksfall für uns“, sagte Kent Wong Siu-Kee, Geschäftsführer der Chow Tai Fook Jewellery Group. Er arbeitet seit mehr als 40 Jahren in dem Unternehmen und war maßgeblich daran beteiligt, dass das Unternehmen sich im Zuge der Reform und Öffnung zusammen mit dem Land entwickelte. „Seit langem blicken wir optimistisch auf die GBA. Sie hat sogar oberste Priorität in der zukünftigen strategischen Planung von Chow Tai Fook.“ 

Ein Chow Tai Fook-Laden in der Causeway Bay in Hongkong (Foto: Xinhua) 

Eröffnung von 4000 Läden innerhalb von elf Jahren 

„Als eine nationale Marke mit knapp hundertjähriger Geschichte ist Chow Tai Fook stets mit dem Schicksal des Landes eng verbunden“, sagte Wong.  

1929 gründete Chow Chi-yuen das erste Juweliergeschäft Chow Tai Fook in Guangzhou, das damals hauptsächlich auf den Verkauf von Goldschmuck spezialisiert war. Um sich vor der japanischen Aggression zu schützen, wurde das Geschäft 1938 nach Macao verlagert. In den 1940er Jahren kam Chow Tai Fook nach Hongkong. Mit dem Aufschwung Hongkongs in den 1970er und 1980er Jahren hat Chow Tai Fook sein eigenes Verkaufsnetzwerk eingerichtet. 

Im Zuge der Reform und Öffnung pflegt Hongkong eine immer engere wirtschaftliche und handelspolitische Beziehung zum Festland. 1988 wurde eine Verarbeitungsfabrik von Goldschmuck in Shunde der Provinz Guangdong eröffnet, die sich später zur größten Diamantenverarbeitungsfabrik Chinas entwickelte und Auftragsverarbeitungen durchführte – das war das erste Mal, dass die Hongkonger Schmuckindustrie eine Fabrik auf dem Festland errichtete. 

1998 betrat Chow Tai Fook mit der Eröffnung seines ersten Ladens in Beijing den Einzelhandelsmarkt auf dem Festland. Dabei war der Laden von Chow Tai Fook der erste, der das „Hongkonger Management“ einführte, ein Markenkonzept, das die Ausbildung von Talenten und das Marketing integrierte. Der Laden zeichnete sich auch durch Verkaufspersonal in einheitlichen Uniformen, klar gekennzeichnete Preise sowie eine schöne und modische Präsentation der Waren aus. Chinas Hauptstadt hatte eine neue „Sensation“.   

Infolge der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung auf dem Festland ist das Unternehmen seither in eine Phase des schnellen Wachstums eingetreten. Vom ersten Laden im Jahr 1998 bis zum Tausendsten im Jahr 2010 dauerte es nur 12 Jahre, während es von den Läden 1000 bis 5000 in diesem Jahr sogar nur 11 Jahre waren – eine erstaunliche Wachstumsrate. Rund 30 Prozent der 5000 Geschäfte befinden sich in kleineren Städten auf dem Festland, „was früher unvorstellbar war“, so Wong.  

„Wir haben drei Niederlassungen auf dem Festland: Shunde ist ein hochwertiger Produktionsstandort mit hoher Wertschöpfung, Shenzhen konzentriert sich auf Forschung und Entwicklung, und Wuhan ist als umfassender Öko-Industriepark für Schmuck positioniert“, so beschreibt Wong die Standorte. 

Ausrichtung der neuen Geschäftspläne auf die GBA 

Die GBA verzeichnet nicht nur die Entwicklungsspuren von Chow Tai Fook, trägt sondern auch die Erwartungen des Unternehmens an einem weiteren Aufschwung.  

„Nach mehrjähriger Entwicklung entwickelt sich die GBA zu einem Zentrum von Chinas Schmuckindustrie. Mit einer klaren Arbeitsteilung und enger Zusammenarbeit unter den Industrieclustern bietet sie einen unschlagbaren Wettbewerbsvorteil“, so meint Wong. 

Als freier und offener Markt mit einer gut entwickelten Finanzdienstleistungsindustrie und einfachem Zugang zu Finanzierung und internationalem Handel bleibt Hongkong immer ein Großhandelszentrum für Schmuckrohstoffe. Andere Städte in der GBA befassen sich mit der Verarbeitung und dem Großhandel von Produkten, die sich an den inländischen Markt richten, sowie mit der Exportabwicklung.  

Die kurzen Wege in der GBA haben ihre Vorteile: „Unser Designdirektor kann zum Beispiel sowohl in Hongkong als auch in Shenzhen arbeiten, oder er kann in andere Städte reisen, um den Markt zu verstehen. Wenn mein amerikanischer Kunde zu einer Schmuckausstellung nach Hongkong kommt, kann ich ihn einladen, in Shunde vorbeizuschauen, um unseren Verarbeitungsprozess kennen zu lernen“, so Wong. 

Mit der Förderung der staatlichen Strategie für die GBA werden die Vorteile der Handelserleichterung und der Vernetzung weiter ausgebaut. Laut Wong wurden die Bestellungen aus den Vereinigten Staaten früher so erledigt: Die Rohstoffe wurden von Hongkong  nach Shunde zur Verarbeitung geliefert, und dann zurück nach Hongkong transportiert und letztlich von dort in die Vereinigten Staaten geschickt. „Trotz der gleichen zollamtlichen Überwachung können die Waren jetzt direkt von Shunde in die USA exportiert werden, anstatt sie zuerst nach Hongkong zurückzuschicken.“ 

Ein weiteres Beispiel: Chow Tai Fook hatte die Rohstoffe für seinen Goldschmuck früher nur aus Hongkong bezogen. „Jetzt haben wir eine Alternative“, sagt Wong. „Wir können das Rohmaterial über das International Board der Shanghai Gold Exchange kaufen und die Waren dann direkt in Shenzhen abholen. „Genau darin liegen die Vorteile der Konnektivität der GBA“.  

Wong ist „absolut optimistisch“, was die Zukunft der GBA angeht. Er ist für die strategische Planung der Gruppe verantwortlich und sagt, dass Chow Tai Fook keine neuen Möglichkeiten in dem Großbuchtgebiet Guangdong-Hongkong-Macao auslassen werde. „Man kann sagen, dass alle unsere neuen Geschäftspläne auf dem Großbuchtgebiet fußen.“