10-10-2014
Im Focus
Kreativitätsschub für Animationsfilme aus China
von Yuan Yuan

Chinas Animationsfilmbranche rüstet auf, um qualitativ hochwertige Filme in die Kinos zu bringen.

 
Kinostart: Kuiba 3 soll ein größerer Kassenschlager werden als sein Vorläufer (CFP)

Ein chinesisches Animationsfilmstudio bringt am 1. Oktober den lang erwarteten dritten Teil der fünfteiligen Serie Kuiba ins Kino. Verglichen mit dem ersten Teil, der vor drei Jahren herauskam und nur ein Zehntel seiner Produktionskosten einspielte, hat die Fortsetzung schon in den Wochen vor dem Kinostart für ziemliche Begeisterung gesorgt. Kuiba wird von vielen wegen seiner raffinierten Erzählweise und seinem Erfolg auf dem Weltmarkt als Meilenstein für Chinas Animationsfilmgeschichte gepriesen

Steigende Popularität

Der Film erzählt die Geschichte des Affenjungen Manji, der gegen seine inneren Dämonen kämpft, um so zum Helden zu werden. Die ersten beiden Teile kamen 2011 und 2013 in die Kinos.

Regisseur Wang Chuan gründete 1992 zusammen mit seiner Frau Wu Hanqing Vasoon Animation, die Produktionsfirma von Kuiba. Beide haben an der renommierten Peking-Universität chinesische Literatur studiert. Literatur und Animationsfilme seien miteinander verbunden, beides seien narrative Künste, die sich auf das Geschichtenerzählen konzentrieren, meint Wang.

"In China betrachten die Leute Animationsfilme normalerweise als ein Medium, das sich vor allem an Kinder richtet", sagt Wang. "Aber das erklärt nicht, warum die Kung-Fu-Panda-Reihe so viele Erwachsene ins Kino lockte und ein Riesenerfolg wurde."

Wang und sein Team schrieben mehr als fünf Jahre an der Geschichte von Manji, um sie für ein breites Publikum durchdacht und verständlich genug zu machen. Vasoons fünf wichtigste Mitarbeiter arbeiten seit rund 20 Jahren in der Animationsfilmindustrie, haben aber nie ein entsprechendes Studium absolviert. Der technische Direktor Kuang Yuqi und Financier Jianwei studierten Betriebswissenschaften, auf dieser Basis entwickelte Kuang eine mathematische Formel für die Gestaltung eines Konflikts in einer Geschichte. Der künstlerische Berater Wu Guanying machte einen Abschluss in Buchgestaltung.

Die Autoren haben eine komplett neue Welt namens Vast erfunden, ähnlich wie das fantastische Universum im Herrn der Ringe oder Star Wars. Für Wang brauchen Charaktere in Animationsfilmen, anders als in Live-Fernsehshows oder Filmen, keine konkrete Nationalität, sie wirken dann authentischer und stoßen auf größere Resonanz.

Die Arbeit von Vasoon hat die Herzen von Publikum und Kritiker gleichermaßen berührt. Der Film behandelt inspirierende Themen wie Mut, Ausdauer und Selbsterforschung und befasst sich mit der Vater-Sohn-Beziehung sowie diversen sozialen Themen.

"Traurigerweise hat das Publikum bislang geglaubt, dass chinesische Animationsfilme den Eintrittspreis nicht wert sind", erklärte Wang. "Das ist einer der Gründe, warum die Reihe 2011 auf dem hiesigen Markt scheiterte."

Nach dem enttäuschenden ersten Teil machte sich das Vasoon-Team an die Arbeit und nahm einen zweiten Teil mit modernster 3D-Technologie in Angriff.

"Filme erfordern heute mehr visuelle Spezialeffekte, vor allem nach Kung Fu Panda und Avatar", erklärte Wang. "Ohne Überraschungseffekte fehlen den Filmen visuelle Kraft und optische Anreize."

Ein Merkmal, das Wang und sein Team von anderen unterscheidet, ist der handgezeichnete Animationsstil von Kuiba. Vom Computer generierte Bilder vermitteln deutlich weniger Gefühl als handgezeichnete, die Computeranimationstechnologie kreiert nicht dieselbe Schönheit wie der Zufall.

"Disney arbeitet gerade daran, den handgezeichneten Effekt seiner Animationen zu steigern und verlässt sich dabei auf die CG-Technologie. In dieser Hinsicht befindet sich Vasoon gleichauf mit Hollywood", sagt Wang.

Vasoons Anstrengungen haben sich ausgezahlt. Auch wenn der Originalfilm nur 350.000 Yuan an Chinas Kinokassen einspielte und damit deutlich unter den Produktionskosten von 3,5 Millionen Yuan lag, verkaufte das Unternehmen das Copyright ins Ausland und nahm allein am europäischen Markt 3 Millionen Euro ein. 

Ermutigt von diesen Umsätzen im Ausland, überarbeitete das Team das Drehbuch anhand der Zuschauerreaktionen, fügte neue Charaktere hinzu und schrieb einige der Kampfszenen um.

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