23-01-2015
Im Focus
Das sind die fünf wichtigsten Begriffe des Jahres 2014

Mit der Veränderung der chinesischen Gesellschaft wandelt sich jedes Jahr auch die Sprache. Viele der neuen Begriffe stoßen auch bei ausländischen Medien und Forschungsinstituten auf Interesse. Diese Ausdrücke sind wie ein Fenster, durch das man sich über China informieren kann. Die Redaktion der Beijing Rundschau hat die fünf am häufigsten in chinesischen und ausländischen Medien genannten Begriffe zusammengefasst.

 

1. Xi Dada

Der Ausdruck „Xi Dada" (älterer Onkel Xi) entstand am Morgen des 9. September 2014. Als Chinas Staatspräsident Xi Jinping an der Pädagogischen Universität in Beijing mit Lehrervertretern sprach, fragte ihn Liu Yi, ein Lehrer aus der Provinz Guizhou: „Darf ich Sie Xi Dada nennen?" Und Liu bekam die Erlaubnis des Staatspräsidenten. „Dada" ist eine im Dialekt der Provinz Shaanxi, der Heimat des chinesischen Staatsppräsidenten, gebräuchliche Anrede und bedeutet „älterer Onkel".

Die chinesischen Medien zeichneten 2014 stets auch ein persönliches Bild von Xi Jinping. Er trat in einem Zeichentrickfilm, in einem Lied im Internet und sogar in der Qingfeng Baozi Pu, einer Imbißstube für gedämpfte, gefüllte Teigtaschen auf, wie die New York Times in einem Kommentar bemerkte.

Viele ausländische Medien berichteten auch über ein Popmusik-Video, das seit November 2014 zu einem Online-Hit wurde.  Das Video mit dem Titel "Xi Dada Loves Peng Mama" wurde von den Musikern Song Zhigang, Yu Runze, Xu An und Wu Bai aufgenommen und produziert. Sie alle kommen aus der zentralchinesischen Provinz Henan.

In der Frankfurter Allgemeine schrieb Petra Kolonko: „Bislang war das Privatleben eines chinesischen Führers streng tabu. Doch das ändert sich jetzt: Ein Musikvideo feiert den Staats- und Parteichef und seine Ehefrau als Traumpaar."

 

2. Die "Neue Normalität"

Die chinesische Wirtschaft befindet sich inzwischen an einem Punkt, der als „neue Normalität" bezeichnet wird: Der Begriff bezieht sich auf eine Veränderung der wirtschaftlichen Entwicklung, weg von einem rasanten Wachstum hin zu einem gemäßigten bis schnellen Wachstum und einer stetigen Verbesserung der Wirtschaftsstrukturen sowie zu einem Wandel von investitionsangekurbelten Wachstum hin zu Wachstum durch Innovation.

Während der diesjährigen Zentralen Wirtschaftskonferenz vom 9. bis 11. Dezember verkündete Chinas Führungsspitze, die makroökonomische Politik des Landes solle an die „neue Normalität" angepasst werden; dabei solle die Wachstumsrate im nächsten Jahr in einem akzeptablen Rahmen gehalten werden.

Die Bloomberg Businessweek erklärt die "Neue Normalität" so: „Mit neuer Normalität beschreibt Chinas Staatspräsident Xi Jinping den derzeitigen Wandel im Wirtschaftsbereich in China."

Laut Nachrichtenagentur Reuters ist es ein Hauptziel der chinesischen Regierung, Wandel und Stabilität gleichzeitig zu fördern.

 

3. Kampf gegen "Tiger" und "Fliegen"

Auf der zweiten Plenarsitzung der Disziplinkontrollkommission beim 18. ZK der KP Chinas betonte Xi Jinping bereits, dass man daran festhalten müsse, "Tiger" und "Fliegen" zu bekämpfen.

Allein 2014 wurden mehr als 40 Beamte auf Provinzebene oder darüber wegen Bestechlichkeit und ähnlicher Vergehen überführt, darunter Zhou Yongkang, der ehemalige Sekretär der Zentralen Kommission für Politik und Recht, Xu Caihou, der ehemalige Vizevorsitzende der Zentralen Militärkommission, und Su Rong, der ehemalige Vizevorsitzende der Politischen Konsultativkonferenz.

Auf der Homepage der politischen Zeitschrift The Diplomat hieß  es, dass der Kampf gegen Korruption nicht nur ein inneres Problem Chinas, sondern auch Bestandteil seiner Diplomatie sei. China kündigte bereits an, dass die Kooperation bei der Bekämpfung der Korruption eine wichtige Angelegenheit für China sei.

Die britische Zeitung The Guardian schrieb: „Chinas derzeitiger Kampf gegen Korruption ist der stärkste und umfangreichste seit Beginn der Neuzeit."

Die südkoreanische Tageszeitung JoongAng Ilbo kommentierte, dass das Ansehen der KP Chinas in einem weiteren Schritt gestärkt würde und die Maßnahmen gegen Korruption weiteren Auftrieb erhalten würden.

 

4. APEC-Blau

"Einige verwenden ein Bonmot für unseren blauen Himmel über Beijing und nennen ihn APEC-Blau. Das ist schön, aber nur von kurzer Dauer. Ich hoffe aber und bin mir sicher, dass wir mit vereinten Anstrengungen uns das APEC-Blau auch weiter erhalten können.", sagte Xi Jinping auf seiner Rede während des APEC-Gipfels.

Ab Anfang 2014 gab es eine ganze Reihe von Smogtagen. Besonders davon betroffen waren das Perlfluss- und das Yangtse-Delta sowie die Beijing-Tianjin-Hebei-Region. Zur Bewältigung dieses Problems hat die Zentralregierung den drei Industrieregionen im Mai zehn Milliarden Yuan zur Verfügung gestellt.

 

5. Der Wirtschaftsgürtel an der Seidenstraße und die maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts

„Welche großen Ereignisse könnten 2015 für Schlagzeilen in chinesischen Medien sorgen?" Diese Frage hat die amerikanische Zeitschrift Foreign Policy klar beantwortet: Es sind der Wirtschaftsgürtel an der Seidenstraße und die maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts.

Das Konzept des Wirtschaftsgürtels an der Seidenstraße und die geplante maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts wurden erstmals von Staatspräsident Xi Jinping im September 2013 in einer Rede an der Nazarbajew-Universität in Kasachstan präsentiert. Das transeurasische Projekt würde mehr als 3 Milliarden Menschen betreffen und es entstünde der größte Markt der Welt mit einem nie da gewesenen Potenzial.

Mit Bezug auf diese beiden Projekte erläuterte Xi am 8. November 2014, dass ein neuer Seidenstraßen-Fonds für Investitionen eingerichtet werden und finanzielle Mittel zur Verfügung stellen sollten. Damit sollen Projekte für die Infrastruktur, Ressourcengewinnung, industrielle und finanzielle Kooperation sowie andere Projekte mit Bezug zur Konnektivität der Länder entlang der Seidenstraße und am Wirtschaftsgürtel gefördert werden.