29-04-2011
Kultur und Kunst
Goethe Sprachlernzentrum in Qingdao offiziell eröffnet
von Matthias Mersch

Im Rahmen der „Woche der Deutschen Sprache in Qingdao" übergaben Botschaftsvertreter aus der Schweiz, Österreich und Deutschland in Anwesenheit des Vizedirektors des Bildungsamtes der Stadt Qingdao, Sui Zhiqiang, eine Bücherspende an die der Qingdao Universität angegliederte Mittelschule und die 9. Mittelschule der Stadt. In der Stadtbibliothek Qingdao wird bis einschließlich 7. Mai eine vom Buchinformationszentrum (BIZ) Beijing organisierte Buchausstellung zu sehen sein. Auf dem Campus der Qingdao Universität wurde das Goethe Sprachlernzentrum Qingdao eröffnet.

Deutschlerner in Qingdao

Katrin Grünke, Leiterin dieses neuen Sprachlernzentrums des Goethe-Instituts

Hoher Besuch aus der Hauptstadt: Am Ostersamstag, 23. April, wurde das Goethe Sprachlernzentrum Qingdao in Gegenwart der Vizerektorin der Qingdao Universität , Xie Junxia, von Martin Fleischer, Kulturreferent an der deutschen Botschaft in Beijing, Michael Kahn-Ackermann, dem Regionalleiter der Goethe-Institute in China, und Sebastian Vöttel, dem stellvertretenden Leiter des Goethe-Instituts Beijing, feierlich eröffnet. Die chinesische Seite war mit Shen Lei vom Außenamt der Provinz Shandong, Sun Zuxing von der Erziehungskommission der Provinz und Feng Bin vom Außenamt der Stadt Qingdao vertreten. Leiterin dieses neuen Sprachlernzentrums des Goethe-Instituts ist Katrin Grünke, eine junge Sinologin aus Hamburg, die bereits aus ihrer Studienzeit über Erfahrung in der Vermittlung der deutschen Sprache in Ostchina verfügt.

Die Sprachlernzentren des Goethe-Instituts werden als Kooperationsprojekte organisiert. In China gibt es mittlerweile sieben von ihnen, die meist einer Universität oder Fremdsprachenhochschule angeschlossen sind,  lediglich in Nanjing ist die Erziehungsbehörde der Partner. Es gelten die Qualitätsstandards des Goethe-Instituts. Die Kurse entsprechen in Aufbau und Organisation denjenigen, die in den „großen" Goethe-Instituten angeboten werden. So kann man nun auch in Qingdao Deutschkurse besuchen, die nach dem europäischen Referenzrahmen konzipiert sind. „In den Sprachlernzentren des Goethe-Instituts bieten wir Prüfungen an, die weltweit anerkannt sind, als einzige Anbieter in China", sagt Katrin Grünke im Gespräch mit der Beijing Rundschau.

Das neue Zentrum befindet sich auf dem Campus der Universität Qingdao, steht aber jedermann offen. Die Universität - der Kooperationspartner in Qingdao - hat nach Expertenmeinung die beste Deutschabteilung aller Universitäten in der Provinz Shandong. Von ihr stammen auch die meisten der Lehrer: derzeit fünf chinesische und drei deutsche Honorarlehrer. Mittelfristig wolle man Lehrkräfte – vor allem die deutschen Muttersprachler, die sich bislang vor allem aus Sinologiestudenten rekrutieren, die in Qingdao Chinesisch lernen – durch Verträge fester an das Zentrum binden, um eine bessere Kontinuität im Unterricht zu gewährleisten.

Goethe bietet seinen Lehrern zudem ein interessantes Fortbildungsprogramm an, das sie ganz auf seine Unterrichtsmethoden einschwören soll: Das Institut unterhält in Shanghai ein Fortbildungszentrum. Lehrer aus allen sieben Sprachlernzentren können jeden Monat dorthin kommen, um Neues rund um die Vermittlung der deutschen Sprache zu lernen. Wechselnde Referenten aus Deutschland bieten in Seminaren Einführungen und Vertiefungen zu bestimmten Themen, zum Beispiel Landeskunde, Spiele im Deutschunterricht oder neue Lehrwerke. Sogar eigens nach Qingdao kommt Ende April Annegret Middeke, eine Expertin von der Universität Göttingen, um Deutschlehrern aus der Region Didaktik und Methodik von Literaturvermittlung im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht nahe zu bringen.

Die chinesischen Deutschlehrer sind natürlich die besseren Lehrkräfte, so Katrin Grünke: „Man braucht viel Lehrerfahrung und ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Schwierigkeiten beim Erwerb der deutschen Sprache. Muttersprachler ohne spezielle Germanisten-Ausbildung schätzen das Lerntempo oft falsch ein. Man braucht sehr viel Zeit zum Erlernen der deutschen Sprache!"

Die Kursteilnehmer haben keinen einheitlichen Hintergrund, auch wenn die Mehrzahl von ihnen Studenten aller Fakultäten sind, die sich mit dem Sprachkurs auf einen Deutschlandaufenthalt vorbereiten wollen. Die Kursgebühren sind moderat, so kostet ein 200 Stunden umfassender Standard Intensivkurs (acht Wochen, von Montag bis Freitag halbtags je fünf Unterrichtseinheiten) 3600 Yuan (rund 380 EUR), die Stunde schlägt also mit 18 Yuan (1,90 EUR) zu Buche. Man kann sich allerdings auch am Wochenende zehn Stunden der deutschen Sprache aussetzen, statt zwei Monate dauert es dann vier Monate, bis man eine Kursstufe durchlaufen hat.

Neben Studenten sind es vor allem chinesische Ehefrauen deutscher Männer, die in Qingdao Deutsch lernen wollen. Sind sie schon älter und ohne Fremdsprachenkenntnisse, gibt es im Goethe-Sprech einen Spezialausdruck für sie: „Lernungewohnte Lerner" (LUL). Sie bräuchten eigentlich eine besondere pädagogische Zuwendung im Unterricht, aber vorerst laufen sie in den Standardkursen mit.

Drei Räume - Lehrerzimmer, Leitungszimmer und Empfang - und zwei Klassenzimmer auf 150 Quadratmetern, das ist das Sprachlernzentrum. Die Klassenräume sind sehr ansprechend gestaltet, den Lernenden wird eine echte Wohlfühlatmosphäre geboten, die dem Lernerfolg Flügel verleiht. Außerdem beruhigt die Farbe des Goethe-Instituts – Lindgrün – die durch das Pauken der deutschen Deklinationsregeln angegriffenen Nerven der Lernenden. Die Zahl der Sprachwilligen wächst: waren es im ersten Semester gerade einmal elf Kursteilnehmer, meldeten sich zum zweiten schon dreißig. Derzeit sind es fünfzig, Tendenz steigend. In Zukunft will man hier auch Test DaF-Kurse (Deutsch als Fremdsprache) anbieten, die auf die anspruchsvolle Prüfung vorbereiten sollen, deren erfolgreiches Absolvieren den Weg zum Studium in Deutschland ebnet. Über die Zukunft des Lehrbetriebs wird man sich in Qingdao keine Sorgen machen müssen. Die Vorstellungen der Goethe-Zentrale lassen sich umsetzen, ist Katrin Grünke zuversichtlich: „Renovation der Räume, Handbibliothek aus Deutschland, und dann müssen wir uns selber tragen, das ist das Konzept!"