14-01-2013
Kultur und Kunst
Chinesen debattieren auf Deutsch
von Xu Bei

 Sechster landesweiter Debattierwettbewerb für Germanistikstudierende in Changzhou

 
Gao Xujun und Ji Laitai siegten am Ende auch im Finale.

 

Chen Si, Germanistik-Studentin an der Beijinger Fremdsprachenuniversität, und ihr Partner Zhang Ziheng haben am 27. Oktober in der Bibliothek der Jiangsu Teachers University of Technology in Changzhou einen Debattierwettbewerb zum Thema „Ist Geld wichtiger als Liebe?" gewonnen. Damit zogen sie ins Viertelfinale ein.

„Das ist eine große Chance für mich. Normalerweise lernen wir viel auswendig und üben vorgefertigte Sätze. Wir haben noch weniger Erfahrungen damit, intellektuelle Auseinandersetzungen auf Deutsch zu führen. Dieser Debattierwettbewerb hilft nicht nur, Deutsch zu lernen, sondern bietet auch ein umfassendes Training. Man übt seine Reaktionsfähigkeit, testet das eigene Charisma vor Publikum und die Interaktionsfähigkeit mit den Zuschauern. Vor allem lernen wir, Bedeutungsnuancen auszudrücken. Wenn du eine Sprache nicht gut beherrschst, kannst du auch deine Ansichten nicht rüberbringen", sagt Chen Si gegenüber der Beijing Rundschau.

Vom 26. bis 27. Oktober 2012 veranstaltete das Goethe-Institut gemeinsam mit dem für die Germanistik-Fakultäten zuständigen Komitee des Bildungsministeriums den sechsten landesweiten Debattierwettbewerb für Germanistikstudierende in deutscher Sprache an der Jiangsu Teachers University of Technology in Changzhou. Daran nahmen insgesamt 84 Germanistikstudierende aus 41 chinesischen Universitäten und Hochschulen teil.

 

Starke Konkurrenz im Wettbewerb

Nachdem sie es unter die besten Acht geschafft hatten, trafen Chen Si und Zhang Ziheng auf noch stärkere Gegner. Im Viertelfinale traten sie gegen Gao Xujun und Ji Laitai von der Dalian Fremdsprachenhochschule an. Beide Seiten sollten über das Thema „Haben Frauen in China die gleichen Chancen im Beruf wie Männer?" diskutieren.

Dabei zeigten sie beim Umgang mit dem vorgegebenen Thema viel Kreativität. Sie verglichen alle Berufe der chinesischen Gesellschaft mit einer großen Torte. Ganz gleich, was für Jobs chinesische Frauen ausüben, ob Politikerin oder Kindergärtnerin, sie nehmen sich ein Stück davon, so ihr Argument. Darum hätten Frauen und Männer eigentlich die gleichen Jobchancen. Diese Metapher überraschte Chen Si und ihren Partner offensichtlich. Sie fanden keine Möglichkeit, die Argumente des Gegners zu widerlegen und damit endete ihr Ausflug zum Debattierwettbewerb.

Trotzdem beindruckte die ausgezeichnete Präsentation von Chen Si und Zhang Ziheng die Jury sehr. Chen Si gewann den Preis in der Kategorie „Höchste Überzeugungskraft", während Zhang Ziheng den „Sonderpreis für Aussprache und Intonation" und „Bester männlicher Debattierer" erhielt. Und die Gegner, auf die sie im Viertelfinale trafen, Gao Xujun und Ji Laitai, siegten am Ende auch im Finale. Sie wurden mit einem Vollstipendium für einen vierwöchigen Sprachkurs an einem Goethe-Institut in Deutschland ausgezeichnet.

Nach dem Finale waren Gao und Ji offensichtlich sehr aufgeregt. „Wir haben nicht gedacht, dass wir es bis hierhin schaffen. Als wir uns auf den Wettbewerb vorbereitet haben, sagten wir uns, dass wir schon sehr glücklich wären, wenn wir die diesmal die Vorrunde bestehen könnten", sagte Ji gegenüber der Beijing Rundschau.

Aber auch ihre Gegner schätzen die beiden sehr. „Sie haben hervorragende Sprachkenntnisse und Reaktionsfähigkeit bewiesen", meint Ji. Und Gao, Jis Partner, begründet den eigenen Erfolg so: „Der Schlüssel liegt darin, dass wir ein umfangreiches und fundiertes Wissen besitzen. In  der Debatte können wir schnell aus klassischen Werken zitieren und stichhaltige Argumente bringen".

Zur Präsentation aller Teilnehmer meint Verena Sommerfeld, Mitglied der Jury und Referentin für Bildungskooperation Deutsch im vom Goethe-Institut gegründeten Deutschen Kulturzentrum Peking: „Bei manchen Teilnehmern bin ich erstaunt, wie gut sie als Bachelor-Absolventen oder auch schon als Studenten Deutsch können. Sie sprechen mit nur wenig Akzent. Was mich noch sehr beeindruckt hat, ist, dass sie nicht nur sehr gut Deutsch, sondern auch ausgezeichnet debattieren können. Ihre Argumente sind logisch aufgebaut und gründlich recherchiert, während sie sich gleichzeitig für ihre Sache sehr begeistern."

 

1   2   >