05-03-2015
Kultur und Kunst
„Der Zorn der Wölfe“: Öko-Botschaft aus der mongolischen Steppe
von Tang Yuankai

Enge Freunde: Regisseur Jean-Jacques Annaud bei den Dreharbeiten mit einem Wolf am 28. Juni 2013.

Das Filmplakat für "Der Zorn der Wölfe"

Jean-Jacques Annauds "Der Zorn der Wölfe" ist in Chinas Kinos angelaufen. Bei der Verfilmung des gleichnamigen chinesischen Bestsellers steht die Natur im Mittelpunkt.

2008 kehrte der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud nach Dreharbeiten in der Sahara in seine französische Heimat zurück. Seine Freunde hatten ihm in der Zwischenzeit zahlreiche Bücher geschickt. Annaud entschied sich für „Der Zorn der Wölfe" des chinesischen Autors Jiang Rong und war sofort gefesselt. Nur wenig später erhielt er einen unerwarteten Anruf aus China, man bat ihn, den Roman zu verfilmen. Obwohl er zum damaligen Zeitpunkt auch für die Hollywood-Großproduktion „Life of Pi" im Gespräch war, entschied sich Annaud, der für seine Tierfilme wie "Der Bär" (1988) und „Zwei Brüder" (2004), in dem es um zwei Tigerjunge geht, bekannt ist, das Angebot aus China anzunehmen. 

Nach fast sechsjähriger Dreh- und Produktionszeit kam „Der Zorn der Wölfe" nun am 19. Februar in die chinesischen Kinos. Die einwöchigen Ferien zum Frühlingsfest sind die lukrativste Zeit an Chinas Kinokassen. In Frankreich startet der Film am 25. April. 

 

Erfolgsbuch

Die chinesische Version von "Der Zorn der Wölfe" stammt von Jiang Rong (ein Pseudonym) und erschien erstmals 2004. Seitdem gab es mehr als 150 Neuauflagen, das Buch wurde bis Ende 2014 mehr als 5 Millionen Mal verkauft. In China zählte es fast während der gesamten letzten zehn Jahre zu den zehn meistverkauften Romanen. Zurzeit ist das Buch in mehr als 110 Ländern und Regionen sowie 39 Sprachen erhältlich. 

Der Großteil der Handlung von "Der Zorn der Wölfe" spielt in den späten 1960er Jahren in der Grassteppe der Inneren Mongolei. Dort mussten die Hirten mit allen Mitteln gegen die Wölfe vorgehen, um ihr Vieh zu schützen. Der Romanheld Chen Zhen ist ein gebildeter junger Mann aus Beijing, der freiwillig zum Leben und Arbeiten in die Grassteppe zieht. Um das Verhalten der Wölfe zu studieren, fangen Chen und seine Freunde mehrere Wolfsjunge ein und ziehen eines davon als Haustier auf. Dabei muss er feststellen, dass das Tier unbezähmbar und geheimnisvoll bleibt, und dass die Mongolen zu seiner Überraschung den Wolf als ein spirituell bedeutsames Tier betrachten. 

Durch eine wenig durchdachte Regierungspolitik und massive Landgewinnungen kommt es bald jedoch zu einer massenhaften Dezimierung der Wölfe. Das kurzsichtige Handeln fügte dem lokalen Ökosystem ernsthaften Schaden zu, in den Folgejahren litt die Region daher unter einer Nagetierplage und zunehmender Wüstenbildung. Am Ende des Romans legen sich Sandstürme aus der mongolischen Hochebene  über Beijing und machen sich selbst in Japan und Südkorea bemerkbar.

2007 gewann Jiang für „Der Zorn der Wölfe" den neuen Man Asian Literary Prize (2012 in Asian Literary Prize umbenannt). Adrienne Clarkson, die Vorsitzende der Preisjury, lobte das Buch als episches Werk über das Leben im mongolischen Grasland. „Dieses meisterhafte Werk ist außerdem ein leidenschaftlicher Diskussionsbeitrag über die komplexe Beziehung zwischen Nomaden und Siedlern, Tieren und Menschen, Natur und Kultur", erklärte sie. „Die sich langsame entwickelnde Erzählung zeichnet sich durch lebendige Details aus und hat eine starke Gesamtwirkung. Ein einzigartiges Buch. Unvergesslich."

2004 erwarb Zhang Qiang, der damalige Geschäftsführer der Beijing Forbidden City Film Co., für fünf Jahre die Filmrechte am Buch. Unglücklicherweise hielten alle von ihm kontaktierten Regisseure das Buch für unverfilmbar. Zhang wollte nicht aufgeben. Bevor sein Vertrag auslief, erneuerte er ihn für eine große Summe um weitere fünf Jahre. Am Ende setzte er sich mit Annaud in Verbindung und arbeitete mit dem französischen Regisseur zusammen.

Annaud erzählte später, dass er schon seit seiner Kindheit neugierig auf China war und sich seit jeher für die Kultur der Mongolei interessiert habe. Schon nach wenigen Seiten habe ihn der Roman fasziniert, sagt er. Der Regisseur sieht viele Parallelen zwischen sich und dem Autor, was Lebenserfahrungen und Umweltschutzideen betrifft. Er glaubt an das Prinzip der Harmonie zwischen Mensch und Natur; während seiner Zeit in Afrika habe er gelernt, es umzusetzen.

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