29-07-2015
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Ein Museum des Widerstands einer Nation
von Edith Stifter

Eine Flotte verschiedenster Diplomatenwagen außen, Scharen von Journalisten innen, eine Gedenkstätte in der Größe einer Kleinstadt: Gleich neben der Lugou-Brücke – die unter dem Namen Marco-Polo-Brücke bekannt wurde – befindet sich das „Museum des Widerstandskrieges des chinesischen Volkes gegen die japanische Aggression".

Bei dieser Brücke ereignete sich jener Zwischenfall, wodurch dieser Krieg erst in seiner großen Form entbrannte. Als Europäer neigt man – angesichts der unglaublichen Verbrechen und Kriegsjahre in Europa – dazu, den Zweiten Weltkrieg als vorwiegend europäische Angelegenheit zu betrachten und übersieht dabei gelegentlich, dass der Krieg in Asien schon früher begonnen hatte. Der Zwischenfall an der Marco-Polo-Brücke ereignete sich am 7. Juli 1937 – der Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen, der den Beginn des Zweiten Weltkrieges in Europa markiert, ereignete sich über zwei Jahre später, am 1. September 1939.

Betritt man das Museum in Beijing, sieht man sich überlebensgroßen, grimmigen Statuen gegenüber, die sich vereinen, um gemeinsam erbitterten Widerstand zu leisten. Im Krieg gegen Japan haben sich die beiden Bürgerkriegsparteien,die KPCh und die KMT, zu einer Einheitsfront zusammengeschlossen. Das Museum erzählt eine klare und deutliche Geschichte eines vereinten Volkes, das angeführt von der kommunistischen Partei Chinas den Krieg gegen die japanischen Invasoren leistete.

In China gilt dieser Krieg nun als erster Sieg nach einer jahrhundertelangen Demütigung aus dem Ausland und man will sich daran erinnern, was man als vereintes Land erreichen konnte. Das Museum zeigt auch den Beitrag der Zivilbevölkerung und der Frauen und man bekommt einen guten Eindruck, wie die damals noch junge erste Generation der KPCh den Krieg führte. Man sieht Mao Zedong in Yan'an in der Provinz Shaanxi, man sieht wie besonders Zhou Enlai während der Kriegsjahre sichtlich älter wurde… All dies wird im Museum sehr lebendig und anschaulich dargestellt.

Da der Krieg eben kein rein chinesisch-japanischer Krieg war, sondern ein wichtiger Schauplatz des Zweiten Weltkrieges, erfuhr China auch Unterstützung aus dem Ausland, die im Museum gewürdigt wird. Es ist nicht auszudenken, wie der Zweite Weltkrieg geendet hätte, hätte sich die Sowjetunion auch im Osten verteidigen müssen und sich somit nicht voll auf den Kriegsschauplatz im Europa konzentrieren hätte können.

Es ist aufregend, auf der historisch so bedeutenden Marc-Polo-Brücke zu stehen. Diese weltbekannte Brücke, die so malerisch mit vielen niedlichen Steinlöwen gesäumt liegt mittlerweile in Beijing und nicht mehr 15 km außerhalb der Stadt. Die Brücke selbst wird natürlich nicht mehr für den Verkehr genutzt, sondern fungiert „nur" mehr als Gedenkstätte.

Und der Besuch des Museums regt auf jeden Fall dazu an, sich weiter und tiefer mit diesem Teil der Geschichte auseinanderzusetzen. Man darf nie vergessen, wohin das Denken des Faschismus, mit seinem strikten Schwarz-Weiß-Denken, seinen Ideen der Überlegenheit einer Rasse geführt hat und welch unglaubliches Leid er über die Welt brachte.