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Stadt der Ideen - Shenzhens Weg in 40 Jahren zum Innovationszentrum

Von Verena Menzel  ·   2020-11-26  ·  Quelle:China heute
Stichwörter: Shenzhen;Innovation
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Einst verschlafenes Fischerörtchen, heute moderne Hightech-Metropole: Hinter Shenzhens glänzenden Hochhausfassaden entstehen schon heute die Ideen für das städtische Zusammenleben von morgen. 

Vom verschlafenen Fischerörtchen zur modernen Hightech-Metropole - im Süden Chinas ist bekanntlich ein stadtplanerisches Aschenputtelmärchen Realität geworden. Wo einst 30.000 einfache Leute in der kleinen Kreisstadt Bao’an weltvergessen ihren Alltagsgeschäften nachgingen, kratzen heute unter dem Blick der Weltöffentlichkeit die glänzenden Glasfassaden moderner Hochhaustürme an der Wolkendecke, dazwischen wuselt die chinesische Tech-Elite von morgen durch die Drehkreuze der Office Tower, auf der Jagd nach neuen Träumen. 

Genau 40 Jahre ist es her, dass Chinas Zentralregierung die 1979 neu gegründete Stadt Shenzhen im Jahr 1980 zur ersten Sonderwirtschaftszone des Landes erklärte. Es war der Startschuss für ein so nie dagewesenes Pilotprojekt, das ein Entwicklungswunder nach sich ziehen sollte, das längst zueinem Mythos des Wirtschaftaufbaus geworden ist.  

Lange Zeit war Shenzhen dann zunächst vor allem Magnet für das produzierende Gewerbe und galt als Werkbank der Welt. Doch das war einmal. Heute zählt die 13-Millionen-Metropole vor den Toren Hongkongs nicht nur zu den am schnellsten wachsenden Städten der Welt, sondern hat sich auch zu einem globalen Zentrum der Elektronik- und Kommunikationsindustrie aufgeschwungen. 2008 wurde Shenzhen als erste chinesische Stadt überhaupt zur UNESCO City of Design und damit Teil des Creative Cities Network. Das Shenzhen von heute ist also eine Metropole der Macher und Tüfftler, der Innovationen und Ideen. 

 

Shenzhen von oben: Blick von der Aussichtsplattform des Ping’an International Finance Center, Chinas zweithöchstem Gebäude. 

Ich selbst stamme aus einer mittelgroßen deutschen Stadt vor den Toren Frankfurts und bin fast genauso alt wie das Pilotkind Shenzhen. Große Veränderungen aber habe ich in meinen eigenen vier Jahrzehnten Zuhause so nicht beobachten können. Während ich in meinem deutschen Heimatort auch nach 37 Jahren noch durch fast identische Straßenzüge streife, scheint in Shenzhen alles neu und weiterhin vieles im Umbruch. 

Woher kommt das und was treibt die pulsierende Metropole auch über 40 Jahre nach dem Startschuss der Reform und Öffnung noch so kräftig an? Welcher Geist durchströmt die Küstenstadt und macht sie Anfang des 21. Jahrhunderts zu einem Zugpferd technischer und kultureller Innovationen, nicht nur in China sondern weltweit? Mit diesen Fragen im Gepäck habe ich mich aufgemacht nach Shenzhen. 

Seit zehn Jahren lebe ich nun in China, genauer gesagt in Beijing. Nach Shenzhen reise ich zum ersten Mal. Doch schnell wird klar: nach Shenzhen zu kommen, bleibt wohl immer eine Premiere. An vielen Ecken der Stadt sieht man noch immer Baukräne und Baugerüste. Das Shenzhen von Morgen ist schon im Werden, während ich gerade erst versuche, mir ein Bild vom Shenzhen des Heute zu machen. Die Stadt entwickelt sich noch immer so rasant, dass jeder Besuch nur eine Momentaufnahme sein kann. 

Auch der Tower des Ping’an International Finance Center, von dessen Aussichtsplattform ich mir einen ersten Überblick über die Metropole verschaffe, steht gerade einmal seit 2017. Mit seinen schwindelerregenden 599 Metern ist das Bauwerk der zweithöchste Wolkenkratzer der Volksrepublik, gleich nach dem berühmten Shanghai Tower. Aus der 116. Etage blicke ich auf die Dächer der umliegenden Hochhaustürme, die sich gut sortiert aneinanderreihen, in den Straßenschluchten dazwischen kurven Mittelklassewagen, E-Busse und Elektrotaxis. 

Auf der Suche nach dem Spirit der Stadt treffe ich Han Wangxi, führender Mitarbeiter der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit Shenzhens. Er sagt: „Die Entwicklungsgeschichte einer Stadt formt letztlich auch ihre Mentalität.“ Und im Falle Shenzhens sei diese Mentalität eben maßgeblich durch die Reform- und Öffnungspolitik und den Status als Sonderwirtschaftszone geprägt worden. „In den vergangenen 40 Jahren haben sich hier in Shenzhen viele neue Auffassungen in den Köpfen der Menschen manifestiert. Dinge wie Zeit ist Geld oder die Lebenswichtigkeit von Effizienz zum Beispiel. Wir glauben hier, dass leere Floskeln nur hinderlich für die Entwicklung sind. Man muss den Mut haben, als Vorreiter neue Durchbrüche zu erzielen“, so der Parteifunktionär. 

 

Deng Xiaoping wird in Shenzhen noch immer als Visionär des chinesischen Wirtschaftswunders verehrt. 

Dass sich Shenzhen auch als heutige Millionenstadt noch immer im raschen Wandel befindet, hat also mit Shenzhens Geschichte des Wandels und der über die Jahre verwurzelten Kultur der Veränderung zu tun. „In Shenzhen wurden über die Jahrzehnte mehr als 1000 Maßnahmen für den chinaweiten Einsatz erprobt“, erklärt Han. „Shenzhen hat also in vielen Bereichen mutige Pionierarbeit geleistet. Reform und Innovation sind hier als Konzepte tief in den Köpfen der Menschen verankert.“ Das Ergebnis sei eine Machermentalität, die den Geist der Stadt bis heute präge. 

Bestes Sinnbild hierfür ist zweifellos das Unternehmen Da-Jiang Innovations Science and Technology, kurz DJI. Es wurde 2006 von einem jungen Hochschulsabsolventen in Shenzhen gegründet. Aus der Garage zum Weltmarktführer - es ist eine verblüffende Erfolgsstory, die in der Vergangenheit wohl viele nur US-IT-Ikonen à la Microsoft zugetraut hätten. Doch auch hier in Shenzhen findet man solche Erfolgsgeschichten aus dem Bilderbuch. 

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