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Erfolge beim Wasserschutz in Zhejiang: Ökologische Dividende für alle

Von Zhang Juan, Xia Yuanyuan und Ma Li  ·   2023-09-24  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Zhejiang;Wasserschutz
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Es ist ein Julimorgen, als wir uns in Huangfangkou mit Hong Guoguang treffen und ihn zum Fluss begleiten. Der Parteisekretär des Dorfes geht persönlich das Ufer ab, um zu überprüfen, ob irgendwo illegal Abwasser eingeleitet wird oder sich Müll und Treibgut im Wasser befinden. Er hat eine fünf Kilometer lange Flusspatrouille vor sich, die er alle zehn Tage absolviert. Ein Gang, der für den Parteisekretär längst Routine ist. 

Huangfangkou ist ein kleines Dorf in der Provinz Zhejiang, das verwaltungsmäßig zur Stadt Lishui zählt. Hong Guoguang ist nicht nur der örtliche Parteisekretär, sondern gleichzeitig auch Flussbeauftragter auf Dorfebene. Gewässerpaten wie ihn gibt es in Zhejiang mehr als 50.000. Sie sind täglich im Einsatz und kümmern sich um den Schutz von Flussläufen und Seen.  

Schon seit einigen Jahren praktiziert China ein spezielles System, bei dem in Sachen Umweltschutz Hauptverantwortliche aus der Partei und den lokalen Regierungen als Paten benannt werden, für Flüsse, Wälder, Landschaftsgebiete. Das System wird auf Provinz-, Stadt-, Kreis-, Gemeinde- und Dorfebene praktiziert. In Zhejiang sind alle Flüsse und Seen bereits Teil dieses fünfstufigen Mechanismus und damit effektiv unter Schutz gestellt.  

   

Glasklare Sache: In diesem Fluss, der durch ein Dorf in der Gemeinde Jizhai fließt, kann man bis auf den Grund sehen. (Foto: Yu Xiangjun)  

Dank des Projekts ist es der Provinz gelungen, in den vergangenen zwei Jahrzehnten 50.000 Kilometer an Flussläufen zu reinigen und ihnen damit ein neues Antlitz zu verpassen. Die Folge: Ehemals schmutzige Gewässer sind heute rein. Und das trägt zum von der Regierung ausgerufenen Ziel der Schaffung eines schönen Chinas bei. 

Bessere Wasserqualität  

Die Gemeinde Jizhai, zu der Huangfangkou zählt, ist reich an Wasserressourcen. Es verläuft nicht nur eine Wasserstraße durch die Gemeinde, sondern es gibt auch noch einen See, den Jinkeng-Stausee. Früher glich der heute saubere und schöne Fluss eher einer Müllgrube. Grund waren die Verschmutzung durch die örtliche Geflügelzucht und die illegale Entsorgung von Haushaltsabfällen. Für die Bewohner von Huangfangkou war dies ein Alptraum, denn das Dorf liegt direkt am Fluss, viele Häuser sind unmittelbar in Ufernähe gebaut. „Damals hielt fast jede Familie Geflügel. Der Fluss wurde dadurch schmutzig und stank“, erinnert sich Ye Xianghua, eine Dorfbewohnerin. 

Ein Pionier in Sachen Flusspatenschaft in Zhejiang ist der Kreis Changxing in der Stadt Huzhou. Er führte das Patensystem als erster Ort der Provinz ein, und zwar bereits im Jahr 2003. Das gab den Auftakt für wichtige Neuerungen in Sachen Umweltschutz. Zehn Jahre später ist das System heute provinzweit in Anwendung. Der Clou: Im Rahmen des Mechanismus fungieren führende Vertreter von Partei und Regierung auf allen Ebenen als direkte Verantwortliche. Sie verantworten die Sanierung verschmutzter Wasserwege und die Wiederherstellung der örtlichen Ökosysteme. Auch die Gemeinde Jizhai wurde Teil des Programms und setzte den Gewässerschutz ganz oben auf ihre Agenda.  

2014 startete die umfassende Säuberung des Flusses in Jizhai. Dabei spielten führende Persönlichkeiten der Gemeinde und Dörfer als Flussbeauftragte eine vorbildliche Rolle. Sie koordinierten das Ausbaggern des Flusses, die Eindämmung der Verschmutzung durch Vieh- und Geflügelzucht sowie die ordnungsgemäße Müllentsorgung. Im Laufe der Zeit verwandelte sich der örtliche Fluss auf diese Weise allmählich von einem trüben, geruchsbelasteten Gewässer voller schwimmender Abfälle in eine malerische Wasserstraße.    

   

Natur pur: Das wunderschöne Feuchtgebiet des Songyin-Bachs im Kreis Songyang ist bestes Beispiel für die Losung von Xi Jinping, dass „klare Wasser und grüne Berge von unschätzbarem Wert sind“. (Foto: Yu Xiangjun)  

Geht man heute am Ufer entlang, kommt man immer wieder an Hinweistafeln mit Informationen über den Fluss, die Flussverantwortlichen und die Ziele der Regulierung vorbei. Auch die Durchwahl der Aufsichtsbehörde ist auf den Schildern vermerkt. Sobald die Anwohner Probleme feststellen, können sie sich direkt an den Flussverantwortlichen wenden. Die Fortschritte in Sachen Gewässerschutz fließen außerdem in die Leistungsbewertung der örtlichen Beamten ein. 

„Nach Jahren des Flussmanagements ist das Wasser heute merklich klarer und die Luft reiner. Jetzt machen wir jeden Tag Frühsport am Flussufer“, sagt Anwohnerin Ye.  

Überall in der Provinz Zhejiang, die über zahlreiche Flüsse und gut ausgebaute Wassersysteme verfügt, sind längst ähnliche Veränderungen zu beobachten. Die über 80.000 großen und kleinen Flüsse hier bewässern schon seit Jahrhunderten die riesige Ackerfläche und haben so Generationen von Menschen ernährt. Obwohl die rasante Wirtschaftsentwicklung in der Vergangenheit zu Wasser- und Umweltverschmutzung führte, gelang es der Provinz dennoch, die Wassersanierung als Ausgangspunkt für ihren Übergang zur grünen Entwicklung zu nehmen. Das Patensystem hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten als guter Managementmechanismus bewährt und dient als gute Schablone in diesem Bereich.  

Ausgewogenes Wachstum  

Im Dorf Huangfangkou gibt es eine große Zackenbarschfarm. Hier stehen Dutzende riesiger Fässer mit einem Durchmesser von gut sechs bis acht Metern dicht an dicht. Das kristallklare Wasser aus dem örtlichen Fluss plätschert langsam in diese Behälter, in denen sich die Jungfische tummeln. Das Fischzuchtprojekt zielt darauf ab, durch die Nutzung von sauberem Wasser Wirtschaftsentwicklung und Umweltschutz klug miteinander zu verbinden.  

Die Zackenbarschfarm ist Teil eines Gesamtprojektes der Gemeinde Jizhai, das im Jahr 2021 gestartet wurde, mit einer veranschlagten Investitionssumme von sieben Millionen Yuan. Finanziert wurde das Unterfangen von einem von der Gemeindeverwaltung geleiteten Unternehmen und einer privaten Zuchtbasis, wobei auch die Dörfer investierten. Anders als bei der traditionellen Fischzucht in gedüngtem Wasser mit hoher Fischdichte wird bei der Reinwasser-Fischzucht das hochwertige Unterwasser des Jinkeng-Wasserkraftwerks zur Aufzucht verwendet. Während des gesamten Prozesses wird auf Gülle oder Düngemittel verzichtet. Die Methode fördert somit die nachhaltige Entwicklung sowohl der aquatischen Umwelt als auch der Fischzuchtindustrie. 

   

Endlich alles im grünen Bereich: Li Chaosheng, Chefingenieur des Büros für Wasserschutz im Kreis Songyang, freut sich über die Verbesserungen im Feuchtgebiet des Songyin-Bachs dank erfolgreichen Flussmanagements. (Foto: Yu Xiangjun) 

„Bisher haben wir mehr als 400.000 Zackenbarsche gezüchtet, von denen die meisten von Kunden reserviert wurden“, erklärt uns Ye Genyong, der Leiter der Zuchtstation. Er rechnet in diesem Jahr mit einer Jahresproduktion von 25.000 Kilogramm Zackenbarschen, was einem Jahresumsatz von mehr als drei Millionen Yuan entspräche. Jedes Jahr könne so das Einkommen der Dorfgemeinschaft von Huangfangkou um 240.000 Yuan steigen, schätz er, das entspräche rund 30.000 Euro. Für die Zukunft ist zudem ein Agrarpark zum Thema „Wasserwirtschaft“ geplant, der auch überdachte Fischerei- und Unterhaltungseinrichtungen für die Bauernhöfe umfassen soll.  

Dank des Modells zur Nutzung der Wasserressourcen, zum Schutz der Wasserökologie und zur Belebung der Wasserwirtschaft hat sich in Zhejiang eine hochwertige Wasserindustrie entwickelt, die Aquakultur, Kulturtourismus und hochwertige Aquaprodukte miteinander verbindet und so den Menschen vor Ort greifbare Vorteile bringt. 

Saubere Landschaft generiert Wohlstand  

Der 120 Kilometer lange Grüngürtel entlang des Songyin-Bachs ist ein guter Ort für die Anwohner, um mit dem Wasser „auf Tuchfühlung zu gehen“. Hier gibt es Wäschedocks, Entwässerungskanäle und Angelplätze. Li Chaosheng, Chefingenieur des Wasserschutzbüros des Kreises Songyang der Stadt Lishui, sagt, Ziel sei es, die Öffentlichkeit an der ökologischen Dividende der Wasserwirtschaft teilhaben zu lassen. 

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Wasserwirtschaftsprojekts der Provinz ist der Hochwasserschutz. Der Songyin-Bach ist der größte Fluss im Kreis Songyang und versorgt die Anwohner seit Tausenden von Jahren mit Wasser. Aufgrund der Schädigung der umliegenden Umwelt brach der Damm des Flusses in der Vergangenheit jedoch mehrmals, wodurch das Ackerland Schaden nahm und das Gewässer schlammig wurde.  

Seit dem Jahr 2000 investierte der Kreis Songyang kräftig in den Hochwasserschutz. Ein neuer Damm wurde angelegt, bei dem erosionsbeständige Materialien wie Betonblöcke und Steinstreifen zum Einsatz kamen. Der harte Betondamm brachte allerdings auch einige Nachteile mit sich. Durch ihn wurde der aquatische Lebensraum fast völlig zerstört, die Wasserpflanzen am Flussufer konnten kaum überleben. Auch versperrte die hohe Dammstruktur den Anwohnern den Zugang zum Fluss. Kurzum: Das Hochwasserschutzprojekt stieß in der Öffentlichkeit auf wenig Gegenliebe.  

   

Grün soweit das Auge reicht: Die Uferpromenade entlang des Bachs Songyin ist ein guter Ort für Bewegung und Entspannung. (Foto: Yu Xiangjun)

„Die Einheimischen nannten den Damm damals eiserne Wand, da nicht nur Menschen vom Wasser abgeschnitten wurden, sondern selbst Frösche nicht mehr an Land springen konnten“, erinnert sich Ingenieur Li. Man merkte schnell, dass die bisherige Strategie angepasst und neu ausgerichtet werden musste, damit die Menschen wirklich von der harmonischen Koexistenz zwischen Mensch und Natur profitieren konnten.  

Mit diesem Wissen im Hinterkopf setzten die Regierung von Songyang und die örtliche Wasserschutzbehörde in den folgenden zwei Jahrzehnten auf eine behutsame Renaturierung. Erster Schritt war es, die Gestaltung des Dammes anzupassen, mit dem Ziel, ein Wassersystem mit Seen, Teichen, Sandbänken, Uferbereichen und Inseln zu schaffen, das viel Platz für aquatische Lebensräume bietet. Parallel dazu war man bestrebt, das ursprüngliche Antlitz der Flusslandschaft so gut wie möglich wiederherzustellen und künstliche Elemente so weit wie möglich zu minimieren.  

Heute hat der Hochwasserdeich ein neues Gesicht bekommen und dient als Grüngürtel am Wasser mit Bereichen, in denen die Menschen spazieren gehen, sich treffen und das Flusspanorama genießen können. Chen Zengwei, Direktor des örtlichen Wasserschutzbüros, sieht die Wasserbewirtschaftung als langfristige Aufgabe. Erfolge stellten sich nicht von heute auf morgen, betont er. Doch der Aufwand lohne sich definitiv. „Die umfassende Verbesserung der Wasserumwelt ist ein Segen für die Menschen. Nur so stehen die Leute hinter uns und unterstützen die Sache“, sagt er. 

(Unter Mitarbeit von Wang Lijin, Reporter des Lishui News Media Center in Zhejiang) 

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