In China steigt das Bedürfnis nach erholsamen Ferien, ideale Bedingungen für Chinas wachsende Kreuzfahrtindustrie.  

Das chinesische Kreuzfahrtschiff Taishan.

Eine romantische Kreuzfahrt mir ihrem Freund war schon lange der Urlaubswunsch von Dong Qiang. Nun kann sich die Büroangestellte aus Beijing endlich ihren Traum erfüllen, denn im August erließ der Staatsrat, Chinas Kabinett, eine Verordnung, die Arbeitnehmern Ferien außerhalb der Haupturlaubszeiten erleichtert. 

Das heißt für Dong, dass sie sich nicht mehr gleichzeitig mit Millionen anderer Touristen an den staatlich festgelegten Urlaubstagen auf den Weg machen  muss. Stattdessen kann sie die Zeit für ihren Urlaub jetzt selber wählen.  

"Seit ich als Teenager Titanic gesehen habe, war eine romantische Kreuzfahrt auf dem Meer mein Traum", erzählte Dong ChinAfrica.  

Die neuen Urlaubsbestimmungen sollen den heimischen Tourismus, Kreuzfahrten inklusive, ankurbeln. Immer mehr Unternehmen, so auch Dongs Arbeitgeber, passen sich an diesen Prozess an.   

Beliebter Trend 

Aufgrund technologischer Fortschritte und eines moderneren Lebensstils erfreuen sich Kreuzfahrten, die in der Vergangenheit vor allem für Wohlhabende gedacht waren, auch bei ganz normalen Menschen wachsender Beliebtheit. In den USA und Europa zählen sie zu den beliebtesten Urlaubsoptionen. Laut Statistiken des Internationalen Verbands der Kreuzfahrtgesellschaften (Cruise Lines International Association, CLIA) verzeichnen Kreuzfahrten seit den 1980er Jahren jährliche Zuwachsraten von 8,6 Prozent, die Einnahmen aus dem internationalen Kreuzfahrttourismus steigen jährlich um 4,3 Prozent. Einer von sechs Amerikanern hat bereits eine Kreuzfahrt unternommen.   

Verglichen mit der großen Akzeptanz auf dem westlichen Markt ist Asien noch ein jungfräuliches Gebiet für die Kreuzfahrtbranche. Nach Prognosen der CLIA wird die Zahl der Kreuzfahrttouristen 2015 auf 25 Millionen und 2020 auf 30 Millionen steigen. Trotz der riesigen Bevölkerung von über 4 Milliarden Menschen liegt die Marktdurchdringung für Kreuzfahrten nur bei 0,05 Prozent. Zum Vergleich: In Nordamerika sind es 3,2 Prozent, in Europa 2 Prozent.  

Das große Marktpotenzial in China weckt auch das Interesse internationaler Kreuzfahrgesellschaften. 2006 richtete das italienische Unternehmen Costa Crociere erste Kreuzfahrtrouten in China ein. 2008 wagte sich Royal Caribbean International mit Kreuzfahrten von Shanghai und Hongkong aus auf den chinesischen Markt.  

2014 war ein lukratives Jahr für Chinas Kreuzfahrtindustrie. Bohai Ferry, eine Schifffahrtsgesellschaft in der Provinz Shandong, gründete im Februar ein Tochterunternehmen speziell für Kreuzfahrten und schickte sein erstes Kreuzfahrtschiff Taishan auf den Weg nach Südkorea, Japan und Südostasien. Reiseanbieter wie Ctrip.com haben Verträge mit internationalen Kreuzfahrtlinien abgeschlossen, weil sie mit Hilfe dieses Tourismussegments ihr Geschäft ankurbeln wollen.  Auch Häfen ziehen mit ihren ehrgeizigen Ausweitungsplänen Investoren an.