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45 Jahre Sonderwirtschaftszone Shenzhen |
Robert Fitzthum · 2025-08-26 · Quelle:german.china.org.cn |
Stichwörter: Shenzhen;Sonderwirtschaftszone | ![]() |
Die Sonderwirtschaftszone Shenzhen feiert dieses Jahr das 45. Gründungsjubiläum. Aus einem kleinen Fischerdorf mit 300.000 Einwohnern wurde innerhalb von 45 Jahren eine 18-Millionen-Metropole, eine unglaubliche und unvergleichliche Entwicklung.
Eine Luftaufnahme vom Dasha-Fluss im Nanshan-Bezirk der Stadt Shenzhen. (7. Januar 2019, Xinhua)
Am 26. August 1980 genehmigte der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses die „Verordnungen für Sonderwirtschaftszonen in der Provinz Guangdong“, wodurch Shenzhen zur ersten Stadt Chinas wurde, in der offizielle Sonderwirtschaftszone eingerichtet wurde. China benötigte Ende der 1970er Jahre dringend ein neues Entwicklungsmodell, um die Bevölkerung besser zu versorgen. Die Regierung testete damit eine exportorientierte Entwicklungsstrategie, die Auslandskapital anziehen sollte. Shenzhen wurde unter anderem als Standort ausgewählt, um in einer ersten Phase Kapital von Auslandschinesen anzuziehen, die oft auch aus der Provinz Guangdong stammten, was die Zusammenarbeit durch die gemeinsame Sprache und Kultur erleichterte. Shenzhen zog von Beginn an riesige Auslandsinvestitionen an und schuf Millionen Arbeitsplätze. Die Gründung der chinesischen Sonderwirtschaftszonen ist der unkonventionellen dynamischen Denkweise des chinesischen Staatsmanns Deng Xiaoping zu verdanken. Ich konnte vor einigen Jahren seine Statue auf dem Lianhua-Berg in Shenzhen besuchen, wo er lächelnd und zufrieden auf die vielen neuen Wolkenkratzer des Geschäftszentrums hinunterblickt.
Die Einrichtung der Shenzhen-SWZ markiert einen bedeutenden Meilenstein in Chinas 1978 beschlossener Reform und Öffnung und bietet unschätzbare Erfahrungen für die Reform des Wirtschaftssystems des Landes und die Öffnung zur Außenwelt.
Gigantische Entwicklung – sowohl quantitativ als auch qualitativ
Die Wirtschaft Shenzhens schoss danach raketenartig in die Höhe: schon bis 1985 hatte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zu 1980 vervierzehnfacht. Nach Angaben der lokalen Regierung hat sich Shenzhens BIP von 270 Millionen Yuan im Jahr 1980 auf 3,68 Billionen Yuan (umgerechnet ca. 440 Milliarden Euro) im Jahr 2024 erhöht, eine durchschnittliche jährliche Steigerung von mehr als 18 Prozent. Damit übertrifft Shenzhen nicht nur den nationalen und provinziellen Durchschnitt, Shenzhen belegt damit auch den ersten Platz unter Chinas First-tier Städten.
Im Zuge der Expansion und des zunehmenden Fokus auf Innovation und Technologie siedeln sich Tech-Giganten wie Tencent, BYD, DJI und Huawei in Shenzhen an und die Stadt wurde Chinas „Silicon Valley“.
Im Jahr 2010 wurde die SWZ, die zuerst nur auf die Bezirke Luohu, Futian, Nanshan und Yantian beschränkt war, auf die ganze Stadt erweitert.
Shenzhen ist nun Heimat von zehn Fortune Global 500-Unternehmen, Heimat von über 25.000 Nationalen Hightech-Unternehmen, mit 241.900 im Jahr 2024 genehmigten Patenten landesweit führend. Von 2016 bis 2021 allein wurden 40.000 Unternehmen mit ausländischem Kapital angesiedelt.
Shenzhen verfolgt die Strategie, die Entwicklung neuer, innovativer Produkte nicht nur zu fördern, sondern diese nach Möglichkeit auch in der Stadt einzusetzen, um so den Unternehmen einen wichtigen Praxistest zu ermöglichen. So wurden schon 1,7 Millionen Fracht-Drohnenflüge absolviert und eine erste Verteilerstation für die Lieferungen von Paketen im Rahmen der „Wirtschaft in niedriger Flughöhe“ eröffnet. In den Parks sind nun intelligente Fitnessgeräte vorhanden. 70 DeepSeek-betriebene „KI-Beamte“ arbeiten im Futian-Bezirk im Büro mit einer gemessenen Genauigkeitsrate von über 95 Prozent.
Menschen trainieren mit intelligenten Fitnessgeräten in einem Park in Shenzhen. (27. Dezember 2024, Xinhua)
Zur Abwicklung der hereinkommenden und hinausgehenden Logistikketten wurde der Hafen Shenzhens zum viertgrößten Containerhafen der Welt ausgebaut.
Abgesehen von der Industrie hat sich Shenzhen zu einem wichtigen Finanzknotenpunkt entwickelt, der Auslandskapital anzieht. So machte der Finanzsektor der Qianhai-Freihandelszone in Shenzhen im ersten Halbjahr 2025 29,5 Prozent ihrer ausländischen Investitionen aus.
Reform und Öffnung – ein ständiger Prozess
Das sozialistische China ist in ständiger Reform und Veränderung. Die vor kurzem beschlossenen Richtlinien hoben eine neue Reihe von Reformmaßnahmen für Shenzhen hervor, um institutionelle Barrieren zu überwinden. Diese zielen darauf ab, der Kommunikation zwischen Forschung und Industrie zu verbessern, den Mangel an hochqualifizierten Talenten zu beheben und die Raten der technologischen Kommerzialisierung zu erhöhen. Shenzhen wird sich auch verstärkt in die Entwicklung der „Guangdong-Hongkong-Macao Greater Bay-Area“ einbringen, unter anderem durch Aufbau stadtüberschreitender Technologieparks mit Hongkong.
Die „Wirtschaft in geringer Höhe“, Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und finanzielle Innovationen sind unter anderem wichtige Schwerpunkte für die Förderung eines qualitativ hochwertigen realen Wirtschaftswachstums. Shenzhen wird einen Industriefonds in Höhe von 10-Milliarden-Yuan (ca. 1,2 Milliarden Euro) auflegen, um die Entwicklung von KI und humanoider Robotik zu fördern.
„Pilot-Demonstrationszone für den Sozialismus chinesischer Prägung“
Seit 2019 befindet sich das Testfeld für marktwirtschaftliche Reformen und die Anziehung von Auslandsinvestitionen im Aufbau einer „Pilot-Demonstrationszone für den Sozialismus chinesischer Prägung“. Vor allem bei der Steigerung der Lebensqualität konnten bereits viele Ergebnisse erzielt werden. Shenzhen wurde durch Technologieeinsatz bei der Betreuung der Bürger und beim Stadtmanagement zur „Smart City“, aber wesentlich dienen die Bemühungen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen. So sagte mir in einem Interview 2021 der damalige Stellvertretende Bürgermeister Nie Xinping: „Nur wenn wir uns genau auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen konzentrieren und dann ein intelligenteres und lebenswerteres Lebensumfeld für die Bürger schaffen, sodass die Ergebnisse des Baus der Smart City allen Bürgern zugutekommen, können wir den intelligenten Betrieb der Stadt wirklich realisieren.“
Shenzhen ist eine grüne Stadt. Der Anteil ihrer grünen Fläche beträgt fast 45 Prozent. Ich erinnere mich an meinen Spaziergang im ausgedehnten und gepflegten „Futian-Mangroven-Naturschutzgebiet“, von dem aus man übers Meer nach Hongkong hinübersehen kann. Shenzhen unternimmt alles, um die CO2-Emissionen zu senken.
Das Luftbild zeigt das Mangroven-Feuchtgebiet Futian in Shenzhen. (29. November 2024, Xinhua)
Das wohlhabende Shenzhen ist im Sozialbereich führend tätig. In den Bereichen Gesundheitswesen, Wohnen und Bildung ist Shenzhen beispielgebend. Es gibt 159 Krankenhäuser und 970 Gesundheitszentren der Bezirksebene. Zudem bilden 2.987 Schulen 2,79 Millionen Schüler und Studenten aus. Um junge Talente anzuziehen, stellt die Stadt frischgebackenen Absolventen in zwölf aufeinanderfolgenden Jahren kostenlosen Wohnraum zur Verfügung.
Shenzhens wichtige Vorbildfunktion
Shenzhens Erfolge sind kein Zufall, sondern das Ergebnis einer wissenschaftlich orientierten Politik, die konsequent durchgeführt wurde. Die Entwicklung von Shenzhen hatte eine bahnbrechende und modellhafte Rolle für die weiteren SWZ Chinas. China hat das Konzept der SWZ erheblich erweitert. Neben den traditionellen fünf SWZ gibt es heute verschiedene Typen von Sonderentwicklungszonen, wie Reform- und Pilotzonen wie Pudong New Area in Shanghai, Finanzpilotzonen wie Wenzhou und Freihandelszonen wie Hainan.
Auch außerhalb Chinas, vor allem in Teilnehmerländern der Seidenstraßeninitiative, werden die Erfahrungen Shenzhens studiert und eigene SWZ, basierend auf ihren eigenen Voraussetzungen, aufgebaut.
Ich bin überzeugt, dass Shenzhen die neuen Herausforderungen in Reform und Öffnung wie bisher bewältigen und die vergangenen Erfolge in Zukunft fortsetzen wird.
*Die Meinung des Artikels spiegelt die Position unserer Webseite nicht notwendigerweise wider.
Der Autor Robert Fitzthum, Jahrgang 1951, studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien und arbeitete als IT-Manager in österreichischen Banken sowie als selbstständiger Unternehmensberater. Er lebt seit 2013 als Schriftsteller in China. Er schrieb „China verstehen” (Promedia-Verlag, 2018) und „Erfolgreiches China” (Goldegg- Verlag, 2021). „Chinas ‚Neue Reise‘: Sozialistische Modernisierung und die Bedeutung der Volksdemokratie” erscheint 2025.
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