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Chinesisch lebt – Eine jahrtausendealte Zeichensprache im Internetzeitalter

Von Verena Menzel  ·   2015-10-22  ·  Quelle:China Heute
Stichwörter: Zeichensprache;Internetzeitalter;Chinesisch
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Direkte Übernahmen neuer Begriffe wie zum Beispiel des englischen Wortes „Smartphone“, das die meisten europäischen Sprachen im Sturm erobert hat (vgl. deutsch „das Smartphone“, französisch „le smartphone“, spanisch „el smartphone“), sind im Chinesischen die große Ausnahme. Dennoch gibt es einige Beispiele für direkte Übertragungen: So haben es etwa die „App“ (im Chinesischen Buchstabe für Buchstabe A-P-P gesprochen) oder der ATM („Bankautomat“, im Chinesischen ATM– „A-T-M jī“, wörtlich „ATM-Maschine“) direkt ins Chinesische geschafft. Selbst in vielen geschriebenen Texten werden sie mit englischen Lettern verschriftlicht. 

Wesentlich häufiger ist im Chinesischen jedoch die Bildung lautlicher Lehnbegriffe, deren Klangbild anhand des vorhandenen chinesischen Silbeninventars (ein Zeichen entspricht einer Silbe) dem englischen Ursprungswort nachempfunden ist. Zur langen Liste dieser sprachlichen Neuschöpfungen der letzten Jahre zählen 三明治 (sānmíngzhì - Sandwich) , 咖啡(kāfēi -coffee), 比萨 (bǐsà - pizza), 博克 (bókè - blog),  模特 (mótè - model), 巧克力 (qiǎokèlì - chocolate), 芝士 (zhīshì - cheese), 沙拉 (shālā - salad), 卡通(kǎtōng - cartoon), 派对 (pàiduì - party),  (kù - cool), 幽默 (yōumò - humor) oder拜拜 (bàibai - bye-bye), um nur einige zu nennen.   

Auch Marken- und Herstellernamen finden oft durch lautliche Entsprechungen ihren Weg ins Chinesische, so etwa麦当劳 (màidāngláo – McDonald‘s), 肯德基 (kěndéjī - KFC), 奥迪 (àodí - Audi) oder 西门斯 (xīménsī - Siemens). Eine Zwischenstufe stellt hier der Kaffeehausriese Starbucks dar, der im Chinesischen 星巴克 (xīngbākè) heißt, wobei die erste Silbe  (xīng) wörtlich „Stern“ bedeutet und lediglich die beiden folgenden Silben als lautliche Entsprechung zu „bucks“ (巴克bākè) fungieren.     

 

„Stern-bucks“: Die chinesische Bezeichnung der amerikanischen Kaffeehauskette ist teils aus einer sinnlichen („Star“), teils aus einer lautlichen Entsprechung entstanden. Generell werden Markennamen in China oft durch lautliche Anlehnungen in die eigene Muttersprache übertragen. 

Ein weiterer Wortbildungsmechansimus, dessen sich das Chinesische bedient, ist die wörtlicheÜbersetzung von Fremdwörtern: Das eingangs erwähnte „Smartphone“ bedeutet auf Chinesisch 智能手机 (zhìnéng shǒujī - „intelligentes Handy“), „Internet“ heißt 互联网(hùliánwǎng - „gegenseitig verbindendes Netz“), „SMS“ 短信(duǎnxìn - „kurzer Brief“ bzw. „kurze Nachricht“), „Software“ 软件(ruǎnjiàn - „weicher Gegenstand“) und „Hotdog“ 热狗 (règǒu - „heißer Hund“).  

Doch Chinas Muttersprachler haben auch viele einprägsame Eigenkreationen geschaffen, um den Anforderungen der modernen Lebensumwelt gerecht zu werden. Der Weg hierzu führt über die Kombination bestehender Schriftzeichen und ihrer Bedeutungen. Darunter fallen etwa die „Handmaschine“ (手机shǒujī) für Handy, das „elektrische Gehirn“ (电脑diànnǎo) für Computer oder das „elektrische Gespräch“ (电话diànhuà) für Telefon oder Telefonat.  

Gerade im Medien- und IT-Bereich, wo Innovationen unsere Lebens- und Kommunikationsweise revolutioniert haben, sind zudem vielerorts bestimmte Produkt- oder Firmennamen zum Synonym bestimmter Tätigkeitswörter avanciert. Man denke nur an Begriffe wie googeln, twittern oder skypen. Auch in China sind ähnliche Wörter ganz selbstverständlich in den täglichen Sprachgebrauch übergegangen. So sagt der Chinese beispielsweise in Anlehnung an Chinas größte Suchmaschine Baidu.com„Ich baidu das mal!“ (我百度一下!Wǒbǎidù yīxià) oder„Lass uns QQ-en“ (咱们QQZánmen QQ ba) in Anspielung auf Chinas beliebten Messanger-Service QQ, ein Pendant zum im Westen verbreiten Skype. Immer öfter hört man auch „Wechatte mich!“ (给我微信! Gěi wǒ wēixìn) inspiriert durch die beliebte Nachrichten-App WeChat (chinesisch 微信 Wēixìn), die Funktionen von WhatsApp und Facebook vereint. 

Ein neues Experimentierfeld, in dem der Umgang mit Sprache weltweit besonders kreativ ausfällt, ist ohne Frage das Internet. Besonders deutlich wird das in Chaträumen und den Kommentarfunktionen im Web 2.0. Hier muss Kommunikation eine gewisse Sprachökonomie erfüllen. Während die Netizens in vielen westlichen Alphabetssprachen gerne auf Abkürzungen zurückgreifen (z.B. „lol“ – laugh out loud oder „omg“ – oh my god), haben chinesische Netizens eine Vorliebe für Zahlencodes, die lautlich an bestimmte chinesische Ausdrücke erinnern. Zu diesen Lautspielen zählt etwa die Zahlenkombo „520“ (gesprochen wǔèr líng), die an den Ausspruch 我爱你(wǒài nǐ) “Ich liebe dich“ erinnert. Weitere Beispiel sind 88 (bābā) als Anlehnung an „Bye bye“ oder 687 (liùbāqī), im Klang ähnlich zu对不起 (duì bù qǐ - „Entschuldigung; es tut mir leid“). 

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